Göttingen
2. Christliche und in Gottes wort, altem und neuem testament, gegründte
kirchenordnung der stadt Göttingen, wie es mit dem ganzen gottesdienst
und christlicher weise in kirchen und schulen, mit lehr und sacrament-
reichung, ceremonien und ordnungen nach bewertem grund des rechten,
reynen und klaren liechtes des heiligen evangelii diser zeit gehalten.
Darin auch der cathechismus des theuren manns D. M. Lutheri verfasset.
Darbey die artickel christlicher lehre, so da hetten sollen. aufs concilium zu Mantua oder
wo es sonst worden wer, uberantwortet werden von unsers theils wegen und was wir
annemen oder nachgeben könten oder nicht etc. durch D. Mart. Luth. geschriben anno 38.
Auch von der gewalt und oberkeyt des bapstes, durch die gelehrten anno 37 zusammen-
gezogen zu Schmalkalden und jetzt widerumb mit allem fleiß in druck verfertiget.
Getruckt zu Franckfurt am Mayn 1568 1.
Neue vorrede, darin ursach der renovation
diser kirchenordenung angezeigt.
Wir sind leyder in diese zeit gerathen, davon
der Herr [Mt 24, 24] selbst saget, daß, so es
müglich were, die außerwehleten möchten ver-
führet werden, wie das genugsam zeuget nicht
allein das wüten und toben des leydigen teufels
in papisten, tyrannen und greulicher gottlosig-
keyt des pöfels, sondern auch die spitzfindigen
ketzereyen deren, welche sich die wahre gottes-
kirche rhümen und also unter dem guten schein
falsche 1a, ungesunde lehre außbreyten, die kirchen
Gottes betrüben, verwüsten, uneinigkeyt, zwi-
tracht erregen, die armen, einfeltigen Christen
ärgern und verführen und die feinde der war-
heyt sterken, Gott beleydigen, des teufels willen
vollbringen, sich und andere in ewigen jammer
stürzen. In betrachtung nun solches grossen, un-
widerbringlichen und unüberwindlichen scha-
dens und in ansehung der ehren Gottes, auch
beförderung der menschen seelenheyl und wol-
fahrt, haben das ganze löbliche regiment etc„
ein ehrbar, wolweiser rath sampt den ehrlichen
gulden [!] der stadt Göttingen2, solchem jam-
mer vorzukommen und bey angenommener ge-
sunder, reyner lehre zu verharren, mit dem
heiligen ministerio berathschlaget und dahin
einhelliglich geschlossen, verwilliget und sich
versprochen, daß man, wie in annemung des
evangelii, anno 30 allhie auß Gottes genediger
heymsuchung geschehen, auch forthin gedenke
einhelliglich und einfeltiglich zu bleiben bey der
rechten augspurgischen confession3, wie die-
selbige anno 30 der rhömischen keyserlichen
majestat von protestierenden stenden uberant-
wortet, auch eiusdem apologia4, schmalkaldi-
schen artickeln5, catechismo Lutheri6 und der
alten von Luthero ubersehener und approbierter
unser, der stadt Göttingen, kirchenordnung7,
wie dieselbige gründlichen genommen auß den
schriften der propheten und aposteln und in
Lutheri büchern weiter erkleret werden, und
alles, das denselbigen entgegen, es habe namen,
wie es wölle, es komme her, von wem es wölle,
solle verworfen werden, damit in kirchen und
schulen alle falsche, vergifte und ungesunde
lehre vermitten und böse neuwerung verhütet,
die reyne, gesunde, rechtschaffene, allein selig-
1 Druckvorlage: Druck von Martin Lechler in
Verlegung Simon Hüters, Frankfurt/M. 1568.
Expl. d. Nieders. St.- u. Univ.-Bibl. Göttingen
(Jus statut. V 4054), Quart, Bl. 2 (Titel) u.
Bl. 4—7 (Vorrede).
1a Druckvorlage: falche.
2 Vgl. oben S. 914 f„ Anm. 36.
3 Bek. Schr. 44 ff.
1 Bek. Schr. 141 ff.
5 Bek. Schr. 405 ff.
3 Bek. Schr. 501 ff.
7 Vgl. oben S. 906 ff.
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2. Christliche und in Gottes wort, altem und neuem testament, gegründte
kirchenordnung der stadt Göttingen, wie es mit dem ganzen gottesdienst
und christlicher weise in kirchen und schulen, mit lehr und sacrament-
reichung, ceremonien und ordnungen nach bewertem grund des rechten,
reynen und klaren liechtes des heiligen evangelii diser zeit gehalten.
Darin auch der cathechismus des theuren manns D. M. Lutheri verfasset.
Darbey die artickel christlicher lehre, so da hetten sollen. aufs concilium zu Mantua oder
wo es sonst worden wer, uberantwortet werden von unsers theils wegen und was wir
annemen oder nachgeben könten oder nicht etc. durch D. Mart. Luth. geschriben anno 38.
Auch von der gewalt und oberkeyt des bapstes, durch die gelehrten anno 37 zusammen-
gezogen zu Schmalkalden und jetzt widerumb mit allem fleiß in druck verfertiget.
Getruckt zu Franckfurt am Mayn 1568 1.
Neue vorrede, darin ursach der renovation
diser kirchenordenung angezeigt.
Wir sind leyder in diese zeit gerathen, davon
der Herr [Mt 24, 24] selbst saget, daß, so es
müglich were, die außerwehleten möchten ver-
führet werden, wie das genugsam zeuget nicht
allein das wüten und toben des leydigen teufels
in papisten, tyrannen und greulicher gottlosig-
keyt des pöfels, sondern auch die spitzfindigen
ketzereyen deren, welche sich die wahre gottes-
kirche rhümen und also unter dem guten schein
falsche 1a, ungesunde lehre außbreyten, die kirchen
Gottes betrüben, verwüsten, uneinigkeyt, zwi-
tracht erregen, die armen, einfeltigen Christen
ärgern und verführen und die feinde der war-
heyt sterken, Gott beleydigen, des teufels willen
vollbringen, sich und andere in ewigen jammer
stürzen. In betrachtung nun solches grossen, un-
widerbringlichen und unüberwindlichen scha-
dens und in ansehung der ehren Gottes, auch
beförderung der menschen seelenheyl und wol-
fahrt, haben das ganze löbliche regiment etc„
ein ehrbar, wolweiser rath sampt den ehrlichen
gulden [!] der stadt Göttingen2, solchem jam-
mer vorzukommen und bey angenommener ge-
sunder, reyner lehre zu verharren, mit dem
heiligen ministerio berathschlaget und dahin
einhelliglich geschlossen, verwilliget und sich
versprochen, daß man, wie in annemung des
evangelii, anno 30 allhie auß Gottes genediger
heymsuchung geschehen, auch forthin gedenke
einhelliglich und einfeltiglich zu bleiben bey der
rechten augspurgischen confession3, wie die-
selbige anno 30 der rhömischen keyserlichen
majestat von protestierenden stenden uberant-
wortet, auch eiusdem apologia4, schmalkaldi-
schen artickeln5, catechismo Lutheri6 und der
alten von Luthero ubersehener und approbierter
unser, der stadt Göttingen, kirchenordnung7,
wie dieselbige gründlichen genommen auß den
schriften der propheten und aposteln und in
Lutheri büchern weiter erkleret werden, und
alles, das denselbigen entgegen, es habe namen,
wie es wölle, es komme her, von wem es wölle,
solle verworfen werden, damit in kirchen und
schulen alle falsche, vergifte und ungesunde
lehre vermitten und böse neuwerung verhütet,
die reyne, gesunde, rechtschaffene, allein selig-
1 Druckvorlage: Druck von Martin Lechler in
Verlegung Simon Hüters, Frankfurt/M. 1568.
Expl. d. Nieders. St.- u. Univ.-Bibl. Göttingen
(Jus statut. V 4054), Quart, Bl. 2 (Titel) u.
Bl. 4—7 (Vorrede).
1a Druckvorlage: falche.
2 Vgl. oben S. 914 f„ Anm. 36.
3 Bek. Schr. 44 ff.
1 Bek. Schr. 141 ff.
5 Bek. Schr. 405 ff.
3 Bek. Schr. 501 ff.
7 Vgl. oben S. 906 ff.
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