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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0053
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Reformation und Ordnung 1580

soll der keufer und verkeufer ein jeder umb einen
gulden darumb gestrafft werden.

Es soll auch die zeit über, alß die leute in der
kirchen sein, niemand auf den kirchöffen oder sonst
auf öffentlichen pletzen spazierengehen 20.

Und sollen die leute fleissig ermanet werden, das
sie in der kirchen, biß die sacramenta gereichet sein
und der segen gegeben wird, bleiben wöllen 21.

Es soll auch kein kram geöffnet noch etwas ge-
wogen werden, ehe und zuvor eß in der kirchen
auß ist 22.

Alß dan auf den dörfern etzliche in hosen und
wammes, ohn rock oder manteln in die kirchen,
auch, wie etzliche mall an örtern geschehen, junge
leute zum sacrament dergestalt gegangen sein, und
aber sich gebüret, mit aller zucht und reverenz in
die kirchen zu gehen und bei predig Gotts worts
und reichung der sacrament zu sein, so wöllen wir
hiemit ernstlich geboten haben, das alle manßper-
sonen, so in die kirchen gehen, sollen rocke oder
mantel umbnemen und in blossen hosen und wam-
mes in die kirchen nicht gehen.

Von zudrinken 23.

Nachdem auch auß trunkenheit, wie man teg-
lichs befindet, der allmechtige Godt höchlich er-
zurnet, auch viel lasters, übels und unrats en-
stehet [!], so soll die trunkenheit und das nötigen
in dem zutrinken hinfurder bei unsern landsassen

Ordnungen: Hadelner KO von 1526/44, Sehling
V, 475; Osnabrücker StadtKO von 1543, unten
S. 262; Lüneburger Pfarrbesoldungs- und Eheord-
nung von 1543, Sehling VI, 1, 529; Ostfries. Arti-
kel von 1535 (Art. XIX), unten S. 397; Ostfries.
Polizeiordnung von 1545, unten S. 41 1 f.; Lüneburger
KO von 1564, Sehling VI, 1, 550; Wolfenbüttler
KO von 1569, Sehling VI, 1, 151; Oldenburger KO
von 1573 (Erinnerung), Sehling VII, 2; Hoyasche
KOO von 1573 und 1581, Sehling VI, 2, 1188, u.
unten S. 740f. Zum Stift Verden vgl. die Einleitung,
unten S. 141.

20 Vgl. Hadelner KO von 1526/44, Sehling V, 475;
Ostfries. Artikel von 1535 (Art. XX), unten S. 397;
Lüneburger KO von 1564, Sehling VI, 1, 550;
Wolfenbüttler KO von 1569, Sehling VI, 1, 151;
Oldenburger KO von 1573 (Erinnerung), Sehling
VII, 2; Hoyasche KOO von 1573 und 1581, Seh-
ling VI, 2, 1187, u. unten S. 741.

21 Vgl. Oldenburger KO von 1573 (Erinnerung), Seh-
ling VII, 2.

und undertanen vermitten und darüber ernstlich
gehalten werden. Und so auß trunkenheit oder
solch nötigen einiche gotslesterung, mord, todt-
schlag, ehebruch und andere übeltaten, laster und
unzucht erfolgten, soll dasselbe unsern landrosten,
drosten, amptleuten und den richtern jedes orts
underschiedlich angezeigt werden, umb nach ge-
legenheit gepurlich einsehens und straff geschehen
zu lassen.

Von ergerlichem leben und ehebruch 24.

Dieweil auch viel leichtfertige personen ausser-
halb von Gott eingesatzter ehe zusamenwonen,
auch etzliche in öffentlichem ehebruch und andern
lastern biß anhero gedüldet und ungestraffet ge-
blieben, dardurch der allmechtige Godt auch hoch
erzürnet und der negste zum bösen verursachet,
derwegen wöllen wir, das solchs keinesweges lenger
zugesehen oder gestattet, sunder die überfahrer an-
genomen und der gepür nach gestraffet werden
sollen.

Gleicher gestalt sollen auch diejennigen, so die
personen zusamenberueffen und -koppeln und in
ihren heusern aufenthalten, ernstlich gestrafft wer-
den 25.

Von armen leuten und frembden bettlern 26.

Ferner wöllen wir, das alle hospitall und armen-
leuteheuser in unserm erzstift in wesen und gue-

22 Vgl. Lüneburger Pfarrbesoldungs- und Eheordnung
von 1543, Sehling VI, 1, 529; Lüneburger KO von
1564, Sehling VI, 1, 550; Wolfenbüttler KO von
1569, Sehling VI, 1, 151; Oldenburger KO von
1573 (Erinnerung), Sehling VII, 2; Hoyasche KO
von 1581, Sehling VI, 2, 1188.

23 Vgl. Reichspolizeiordnung von 1577, Tit. VIII: Vom
übermäßigen trinken und vom zutrinken. Dort § 1:
Dieweil durch trunkenheit... der allmächtig höch-
lich erzürnet wird, daraus auch viel lasters, ubels und
unrat entstehet... (aaO. 383).

24 Vgl. Reichspolizeiordnung von 1577, Tit. XXVI:
Von leichtfertiger beywonung (aaO. 393).

25 Der letzte Absatz ist wörtlich der Reichspolizei-
ordnung von 1577, Tit. XXVI, § 3 (aaO. 393) ent-
nommen. In unserer Ordnung folgen die Kapitel:
Von unördentlichen tenzen. Von Zeugenern[!] oder
Tattern. Von hernlosen oder gardenknechten. Vgl.
Reichspolizeiordnung, Tit. XXVIII u. VII (aaO.
393f. 382f.); Lüneburger Polizeiordnung, Bl. D If.).

26 Dieses Kapitel stimmt fast wörtlich mit dem entspre-

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