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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0100
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Die Kirchenordnungen

1. Angenamen kerkenordeninge eynes erbarn rades der statt Buxtehude,
gestellet dorch den erwerdigen, hochgelarten Doctorem Johannem Epimun,
superintendenten der statt Hamborch.

[ 1552] 1

[ Vorrede]

Nachdeme allen Christenlüden unde vernemlick
allen overigheiden, hogeß unde neddergeß standes,
van Gade, unserm Herrn, unde einigem saligmaker
J. C. befahlen, Gades rike, siene ehre unde aller
undersaten selen salicheit truwlik ut rechten gloven
unde ungevarweder 2 leve vor allen dingen to sökende
unde to fördernde, und me vordan in düßen schwin-
den luften weinig to vorhapende, dat eine reforma-
tion der kerken kone edder moge vorgenamen wer-
den, iß ein ersamer rat düßer stadt Buxtehude, Ga-
des torne unde ungnade vordan wieder to verhou-
dende 3 unde aftowendende, dorch unvormiedlike

1 Druckvorlage für die Überschrift und die KO
selbst: 1932 für J. M. Reu in Dubuque/USA von
der damals im Stadt-A. Buxtehude befindlichen
Handschrift hergestellte Abschrift (vgl. dazu Ein-
leitung, oben S. 64); für Vorrede und Schluß:
J. H. Pratje, Herzogthümer Bremen und Ver-
den VI, 8-10. 11 f. - Johannes Aepinus, ei-
gentlich Hoeck, wurde 1499 zu Ziesar in der Mark
Brandenburg geboren, war vermutlich Bugenha-
gens Schüler im Kloster Belbuck, wurde 1518 in
Wittenberg immatrikuliert, 1520 dort Bakkalaureus,
stand dann einer Schule im Brandenburgischen
vor, wurde aber wegen seiner lutherischen Gesin-
nung verfolgt und gefangengesetzt und mußte
nach seiner Befreiung die Heimat verlassen. Etwa
1524-28 wirkte er als Schulrektor in Stralsund und
verfaßte dort die 1525 eingeführte KO (Sehling
IV, 542ff.). 1529 war er mit Bugenhagen und ande-
ren bei dem mit Melchior Hofmann gehaltenen Kol-
loquium in Flensburg gegenwärtig, wurde in dem-
selben Jahr Pastor an St. Petri in Hamburg. Er
sorgte für die völlige Einführung der KO Bugen-
hagens (Sehling V, 488ff.) in Hamburg und erhielt
selbst 1532 das in der KO vorgesehene Superinten-
dentenamt. Seine eigene KO für Hamburg (Seh-
ling V, 543ff.) sollte Bugenhagens KO nur ergän-
zen bzw. revidieren. 1533 wurde ihm gemeinsam mit
Bugenhagen und Cruciger in Wittenberg die theo-
logische Doktorwürde zuteil. 1534/35 war er im Auf-
trag Heinrichs VIII. für die Einführung der Refor-

not gedrungen unde ok dorch göttlike, christlike,
ehrlike unde billike bedenken bewagen, eine ordi-
nantie des gadesdienstes unde christlicher tucht in
ehren kerken vortostellende unde sik in der religion
glikförmig to makende den benaberden försten,
heren unde staten, de dat saligmakende evangelium
in ehren gebeden laten predigen unde de sakramente
na des Herrn befehl vorriken 4; nicht der meyninge,
dat hierdorch etwaß scholde vorgenamen werden,
dat jennigen minschen to verkleynunge, verdreten 5
edder nadeel 6 muchte gelangen, sundern alleine to
behoef, dat Gades ehre, unser egene unde unser bör-
gere, tosamt der ehren, seelensalicheit hierdorch ge-
fordert werde. Erbeden uns ok düßerfals, so in toka-

mation in England tätig, reiste in kirchlichen An-
gelegenheiten 1535 nach Lüneburg, 1537 nach
Schmalkalden, 1546 nach Kopenhagen, 1547 nach
Rostock, 1548 nach Mölln, 1551 nach Lübeck, ver-
faßte eine 1544 eingeführte KO für Bergedorf (Seh-
ling V, 386ff.) und 1548 im Namen der evangeli-
schen Geistlichkeit der Städte Lübeck, Hamburg,
Lüneburg ein Bekenntnis auf das Interim. † 13. Mai
1553. Vgl. Henke, Allgem. deutsche Biographie I
(1875), 129f.; C. Bertheau, RE 3 l,228ff.; Seh-
ling V, 483ff. 385; W. Maurer, RGG 3 I,131;
Th. Knolle, Neue deutsche Biographie I (1953),
91. - Zur Vorrede: der Rat versteht sein Amt „als
ein ampt, das da gehore und nutzlich sey der chri-
stenlichen gemeyne“ (WA 6, 408). Jede getaufte
Obrigkeit hat die Pflicht, in besonderer Weise als
cultor ecclesiae zu dienen (wie im Mittelalter der
König-Kaiser, wobei man dessen Wirken freilich ins
Metaphysische hineindeutete; vgl. A. Sprengler,
EKL III, 568ff., Lit.); vgl. Luther, An den christ-
lichen Adel deutscher Nation usw. 1520 (WA 6,
404ff.). Weiteres dazu unten S. 725f., Anm. 6.

2 = ungefärbter; vgl. Schiller und Lübben V, 208;
Lasch und Borchling I, 662.

3 = verhüten; vgl. Schiller und Lübben V, 368.

4 = überreichen, spenden, austeilen; vgl. unten S. 260,
Anm. 60.

5 = Verdruß; vgl. Lasch und Borchling I, 803.
6 = Nachteil; vgl. unten S. 247, Anm. 9.

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