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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0072
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Erzstift Bremen

oft des klosters vorweser oder probst 2 mit todte
abgehen und dasselbig ambt vaciren und erledigt
wirt, das dasselbe mit unseren vorwissen und con-
sent mit einem tauglichen probst 3 oder verwalter
iderzeit wiederumb ersetzet und bestellet werde.

Züm andern: Dieser verordenter probst 4 soll uns
und unserem kloster iderzeit sich verpflichten, das
er des klosters meyger, zehenten, geltrente und
andere guter an holzungen, heide, weide, wie auch
das gebeu, fischerey und samptliche zuebehörung,
nichts außbescheiden, in gebuhrenter acht haben,
damit nichts davon verkommen, verhauen 5 oder
veralieniret, sondern alles, was verseumet, soviel
muglich ist, wiederumb restituiret und beigebracht,
auch ferner in gutem esse 6 und wolstande erhalten
und verbessert werden muge.

Zum dritten soll der probst 7 daranne sein, das
zue rechter und gelegener zeit des klosters hebun-
gen eingefurdert, zuesamengebracht, auch die vic-
tualien eingekauft, wiederumb an gebuhrente örter
verwendet, nichts aber darvon zur ungebuhr ver-
schwendet und umbgebracht werden muge, damit
dem kloster iderzeit gute rechnung davon gesche-
hen konne.

Ferner und züm vierten: Weiln die klöster vor-

walder Urkundenbuch Nr. 268; J.H.Pratje, Altes
und Neues II, 180ff.). - Vgl. Pratje, aaO. 154ff.;
P. v. Kobbe I, 178ff.; H.Rüther, Neuenwalder
Urkundenbuch, 2ff.; ders., Neuenwalde; E.v.Lehe
in: H. Rüther, Neuenwalde, 36-50; zum Kloster-
propst (seit ca. 1562) Ortgies von Wersabe (ca. 1558
bis 1561 Landdrost zu Vörde, seit 1572 Drost zu
Thedinghausen und Langwedel) v. Lehe und Drä-
gert in: JbMM 41 (1960), 9ff.

2 Entwurf: vorwalter. — Das Kloster hatte zeitweilig
keinen Propst. 1610 war der Hauptmann Augustin
Drewes als Propst in Aussicht genommen; gegen
ihn wurden aber Bedenken laut, weil er ein Kriegs-
mann, auch ein zufriedenstellender Administrator
vorhanden war (Staats-A. Hann. Stade Br. Arch.
Des. 5b Fach 76 Nr. 93, Bl. 9-11: Johann Fried-
rich an Dechant, Senior und Domkapitel zu Bremen,
17. April 1610, und Memorial des Domdechanten
Franz Marschalck und Levin Marschalck).

3 Entwurf: „vorsteher“ ist gestrichen und „probst“
darübergeschrieben.

4 Entwurf: „aufseher“ ist gestrichen usw.

5 — durch Hauen beseitigt oder beschädigt, auch -

vergeudet; vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch
XII, 1 (1956), 539ff. 6 = Zustand.

7 Entwurf: vorsteher oder verwalter.

8 Entwurf: im Text steht „9“, am Rand „zehen“.

nemblich darzue funtiret sein, das Gottes ehre dar-
inne befurdert und sein heiliger name gepreiset,
sein gottliches wort außgebreitet und ehrlicher,
frommer leute kinder in Gottes forchten erzogen
und unterhalten werden mugen, so wollen wir, das
hinfurter, weiln des klosters gelegenheit nicht mehr
vermagk, das nur zehen 8 chorjungfrauen, ohne die
conversen oder leiheschwestern, darinne sein und
erhalten werden sollen.

Zum funften: Unter solchen zehen jungfrauen soll
von uns zue iderzeit, wan die stelle vaciret, eine
zue einer priorin verordnet werden, welche befeh-
lich und ufsicht uber die jungfrauen haben soll, das
sie zue dem gottesdienste gehalten werden und ihr
leben in zucht und erbarkeit zuebringen.

Zum sechsten: Den gottesdienst betreffend, sol-
len die jungfern den sommer uber, alß von Ostern
biß uf Michaelis, tegliches vier 9 stunde, des mor-
gents von sieben biß zue neunen 10 und nachmittages
von zweien biß zue vier 11 schlegen, den winter hin-
durch teglich zwei stunde, alß des morgents von
acht biß neun und nachmittags von zweien biß
dreyen schlegen, wan es kein heiliger tagk ist, zue
chor gehen, daselbst den psalter Davits, wie der-
selbig von D. Luthero, Lobwasser 12 und andern

9 Druckvorlage: von anderer Hand darüber „2“.

10 Druckvorlage: von anderer Hand darüber „8“.

11 Druckvorlage: von anderer Hand darüber „3“.

12 Ambrosius Lobwasser (geboren am 4. April 1515 zu
Schneeberg i. Erzgebirge, studierte und war Dozent
in Leipzig, unternahm als Hofmeister vornehmer
junger Männer Reisen nach Löwen, Paris, Berry, war
1557 fürstlicher Rat und Kanzler in Meißen, promo-
vierte 1562 in Bologna zum Dr. jur„ bekleidete 1563
— 1580 die Ämter eines Hofgerichtsassessors und
Professors der Rechte in Königsberg, † 27. Novem-
ber 1585, war Lutheraner und Anhänger der FO),
übersetzte die französischen Psalmlieder von Marot
und Beza (den sog. Hugenottenpsalter) in deutsche
Verse, die sich nach Silbenzahl und Zeilenschluß mit
dem französischen Vorbild deckten und so nach den-
selben Melodien gesungen werden konnten. Den Psal-
men schickte er Summarien voraus; Gebete - Über-
setzungen der oraisons von Augustin Marlorat - ließ
er anschließen. 1565 lag das Werk abgeschlossen vor,
erschien aber erst 1573 in Leipzig. Danach wurde es
noch sehr oft aufgelegt, bearbeitet und in fremde
Sprachen übersetzt. Besonders in reformierten Ge-
bieten fand es Verbreitung. Titel: „Der Psalter dess
Königlichen Propheten Davids / In deutsche reymen
verstendiglich vnd deutlich gebracht / mit vorgehen-
der anzeigung der reymen weise / auch eines jeden

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