Neuenwalder Klosterordnung (1606) 1614
frommen Christen vertiret 13 ist, wie auch zue zeiten
andere christliche gesenge, alß die laetanie 14, nach
der zeit gelegenheit in guter andacht singen und fur
die rom. kay. maj[este]tt, unsern allergnedigsten
hern, und alle christliche hohe obrigkeit, auch uns
alß ihren landsfursten, unsere rate und befehlich-
haber, ein ehrwürdig tumbcapittull und die andern
stende, auch semptliche undertanen dieses erzstiftß
mit fleisse und von herzen beten.
Züm siebenten: Die festtage, wan gepredigt wirt,
sollen die jungfrauen fur anfange des gottesdien-
stes semptlich sich uf den chor einstellen und singen
helfen 15.
Zum achten: Woferne sich eine jungfer von dem
gottesdienste eussern und ohne erhebliche ursachen
und entschuldigung außpleiben wurde und kein ur-
laub von der priorin hette, soll dieselbige in wilkur-
liche straffe zue iderzeit gefallen sein und nach ge-
legenheit zue erhaltung guter ordnung und disci-
plin darumb angesehen werden.
Zum neunten 16 soll der pastor pro tempore rei-
ner, gesunder lehre sein, allemal nach der predigten
umb der einfeltigen zuehörer und kinder willen die
funf haubtstuck der christlichen lehre 17 wieder-
holen, den zuehörern vorsagen und die gemeinte
ermahnen, das sie dieselbigen außwendich lehren
Psalmes Inhalt... Vnd hierüber bey einem jeden
Psalmen / seine zugehörige vier stimmen / vnd laut
der Psalmen / andechtige schöne Gebet“. Leipzig
1573. — Vgl. E.E.Koch, Geschichte des Kirchen-
lieds und Kirchengesangs 3 II. 1867, 394ff.; S. Küm-
merle, Encyklopädie der ev. Kirchenmusik II
(1890), 85f.; Lauxmann-Köstlin, RE 3 11, 568
- 570; W. Blankenburg in: Die Musik in Ge-
schichte und Gegenwart, hrsg. v. F. Blume, VIII
(1960), 1074f.; K. Halaski, RGG 3 IV, 424f.;
Wackernagel IV, Nr. 1236-1250 (Textwiedergabe
etlicher Psalmen). — Zu der 1533 von Clément
Marot begonnenen, später von Theodor Beza
fortgeführten Übersetzung des Psalters in französi-
sche Verse, die 1562 abgeschlossen war, und der Ent-
stehung der Melodien vgl. Koch, aaO. 7ff.;
J. Smend, RE 3 16, 214ff.; E. Müller und F.
Schmidt-Clausing, RGG 3 III, 1466f. IV, 775;
unten S. 476, Anm. 5.
13 Entwurf: gemacht und vertiret. So ursprünglich auch
die Druckvorlage; „gemacht und“ ist gestrichen.
14 Luthers Deutsche Litanei, zuerst erschienen 1529;
vgl. WA 30 III, 1ff. Zur weniger verbreiteten Latina
litania correcta von 1529 vgl. ebd. 1f. 16 ff.
15 Der Entwurf führt weiter aus: und damit es fein or-
dentlich zugehe, sol der pastor mit dem volke unter [!]
und behalten, auch sich ofte zum tische des Hern
finden lassen.
Ferner und zum zehenten: Die kuchen belan-
gent, damit bei dem speisen eine richtige masse ge-
halten werde, sollen die jungfrauen alle, außbe-
scheiden, so alters oder schwackheit halber, an den
gewohnlichen ort zu gehen, nicht vermugen, uber
einen tisch gespeiset werden und auß einer schus-
seln essen, auch,was jederzeit ubrichbleibet,wieder-
umb in die kuche getragen und ufgehoben werden.
So soll auch zum eilften in dem speisen feine ord-
nung gehalten und die woche drey tage, nemblich
Sontages, Dingstetages, Donnerstages, fieisch und
die ubrigen vier tage visch, mittages und abends
2 essen ohne buttern 18 und zuegemöse gegeben und
ufgetragen werden.
Zum zwolften: Uf das es dabei desto richtiger
zuegehe, soll der klosterschreiber pro tempore gute
ufsicht haben, das alles sauber und fein reinlich ge-
kochet, zue- und angerichtet und an enden und
orten, da sichs gebuhret, hingegeben, und was
ubrig bleibet, wieder ufgehoben und zue rate ge-
halten werde, da dan die priorin alß auch der probst
selbst 19 zue zeiten und nach gelegenheit ein auge
mit ufhaben, sonsten aber mit den einnahmen und
außgaben nicht bemuhet werden, sondern den
in der kirchen jedes gesangs den ersten versch und
die jungfern auf dem chore den anderen, wiederumb
der pastor den dritten versch und also der einer umb
den andern fein andechtich, deutlich und langsamb
singen helfen. — Der Passus ist dann aber gestrichen.
Am Rand steht, offenbar von anderer Hand, der Ver-
merk: NB. Diß ist wol ein unnotiges und ohngereimp-
tes; dan ohne die jungfern kaume drei oder viere in
die kirchen komen, so singen konnen oder wollen.
16 Zu diesem Abschnitt steht im Entwurf von derselben
Hand wie bei Anm. 15 am Rand: NB. So wil ein
ander und duchtiger pastor dazu vonnoten sein dan
dieser ist. Nam quod ipse parum novit, nemo docere
potest etc.
17 Vgl. oben S. 26, Anm. 7. Anknüpfung an den Pro-
naus? Vgl. dazu oben S. 35, Anm. 14.
18 Zunächst stand in der Druckvorlage: 3 essen mit der
buttern. - „3“ ist anscheinend von derselben Hand
gestrichen und ,2“ darüber geschrieben; „mit der“
ist von fremder Hand gestrichen und durch „ohne“
ersetzt worden. — Der Entwurf sah vor: mittags 4
und des abends 3 eßen mit der bottern.
19 Der Entwurf hatte ursprünglich nur „die priorin
selbst“. Am Rand ist, als hinter „priorin“ zu setzen,
hinzugefügt „sowoll auch der itzo verordenter
probst“; der Passus hätte aber hinter „selbst“ ein-
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frommen Christen vertiret 13 ist, wie auch zue zeiten
andere christliche gesenge, alß die laetanie 14, nach
der zeit gelegenheit in guter andacht singen und fur
die rom. kay. maj[este]tt, unsern allergnedigsten
hern, und alle christliche hohe obrigkeit, auch uns
alß ihren landsfursten, unsere rate und befehlich-
haber, ein ehrwürdig tumbcapittull und die andern
stende, auch semptliche undertanen dieses erzstiftß
mit fleisse und von herzen beten.
Züm siebenten: Die festtage, wan gepredigt wirt,
sollen die jungfrauen fur anfange des gottesdien-
stes semptlich sich uf den chor einstellen und singen
helfen 15.
Zum achten: Woferne sich eine jungfer von dem
gottesdienste eussern und ohne erhebliche ursachen
und entschuldigung außpleiben wurde und kein ur-
laub von der priorin hette, soll dieselbige in wilkur-
liche straffe zue iderzeit gefallen sein und nach ge-
legenheit zue erhaltung guter ordnung und disci-
plin darumb angesehen werden.
Zum neunten 16 soll der pastor pro tempore rei-
ner, gesunder lehre sein, allemal nach der predigten
umb der einfeltigen zuehörer und kinder willen die
funf haubtstuck der christlichen lehre 17 wieder-
holen, den zuehörern vorsagen und die gemeinte
ermahnen, das sie dieselbigen außwendich lehren
Psalmes Inhalt... Vnd hierüber bey einem jeden
Psalmen / seine zugehörige vier stimmen / vnd laut
der Psalmen / andechtige schöne Gebet“. Leipzig
1573. — Vgl. E.E.Koch, Geschichte des Kirchen-
lieds und Kirchengesangs 3 II. 1867, 394ff.; S. Küm-
merle, Encyklopädie der ev. Kirchenmusik II
(1890), 85f.; Lauxmann-Köstlin, RE 3 11, 568
- 570; W. Blankenburg in: Die Musik in Ge-
schichte und Gegenwart, hrsg. v. F. Blume, VIII
(1960), 1074f.; K. Halaski, RGG 3 IV, 424f.;
Wackernagel IV, Nr. 1236-1250 (Textwiedergabe
etlicher Psalmen). — Zu der 1533 von Clément
Marot begonnenen, später von Theodor Beza
fortgeführten Übersetzung des Psalters in französi-
sche Verse, die 1562 abgeschlossen war, und der Ent-
stehung der Melodien vgl. Koch, aaO. 7ff.;
J. Smend, RE 3 16, 214ff.; E. Müller und F.
Schmidt-Clausing, RGG 3 III, 1466f. IV, 775;
unten S. 476, Anm. 5.
13 Entwurf: gemacht und vertiret. So ursprünglich auch
die Druckvorlage; „gemacht und“ ist gestrichen.
14 Luthers Deutsche Litanei, zuerst erschienen 1529;
vgl. WA 30 III, 1ff. Zur weniger verbreiteten Latina
litania correcta von 1529 vgl. ebd. 1f. 16 ff.
15 Der Entwurf führt weiter aus: und damit es fein or-
dentlich zugehe, sol der pastor mit dem volke unter [!]
und behalten, auch sich ofte zum tische des Hern
finden lassen.
Ferner und zum zehenten: Die kuchen belan-
gent, damit bei dem speisen eine richtige masse ge-
halten werde, sollen die jungfrauen alle, außbe-
scheiden, so alters oder schwackheit halber, an den
gewohnlichen ort zu gehen, nicht vermugen, uber
einen tisch gespeiset werden und auß einer schus-
seln essen, auch,was jederzeit ubrichbleibet,wieder-
umb in die kuche getragen und ufgehoben werden.
So soll auch zum eilften in dem speisen feine ord-
nung gehalten und die woche drey tage, nemblich
Sontages, Dingstetages, Donnerstages, fieisch und
die ubrigen vier tage visch, mittages und abends
2 essen ohne buttern 18 und zuegemöse gegeben und
ufgetragen werden.
Zum zwolften: Uf das es dabei desto richtiger
zuegehe, soll der klosterschreiber pro tempore gute
ufsicht haben, das alles sauber und fein reinlich ge-
kochet, zue- und angerichtet und an enden und
orten, da sichs gebuhret, hingegeben, und was
ubrig bleibet, wieder ufgehoben und zue rate ge-
halten werde, da dan die priorin alß auch der probst
selbst 19 zue zeiten und nach gelegenheit ein auge
mit ufhaben, sonsten aber mit den einnahmen und
außgaben nicht bemuhet werden, sondern den
in der kirchen jedes gesangs den ersten versch und
die jungfern auf dem chore den anderen, wiederumb
der pastor den dritten versch und also der einer umb
den andern fein andechtich, deutlich und langsamb
singen helfen. — Der Passus ist dann aber gestrichen.
Am Rand steht, offenbar von anderer Hand, der Ver-
merk: NB. Diß ist wol ein unnotiges und ohngereimp-
tes; dan ohne die jungfern kaume drei oder viere in
die kirchen komen, so singen konnen oder wollen.
16 Zu diesem Abschnitt steht im Entwurf von derselben
Hand wie bei Anm. 15 am Rand: NB. So wil ein
ander und duchtiger pastor dazu vonnoten sein dan
dieser ist. Nam quod ipse parum novit, nemo docere
potest etc.
17 Vgl. oben S. 26, Anm. 7. Anknüpfung an den Pro-
naus? Vgl. dazu oben S. 35, Anm. 14.
18 Zunächst stand in der Druckvorlage: 3 essen mit der
buttern. - „3“ ist anscheinend von derselben Hand
gestrichen und ,2“ darüber geschrieben; „mit der“
ist von fremder Hand gestrichen und durch „ohne“
ersetzt worden. — Der Entwurf sah vor: mittags 4
und des abends 3 eßen mit der bottern.
19 Der Entwurf hatte ursprünglich nur „die priorin
selbst“. Am Rand ist, als hinter „priorin“ zu setzen,
hinzugefügt „sowoll auch der itzo verordenter
probst“; der Passus hätte aber hinter „selbst“ ein-
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