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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0101
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Kirchenordnung 1552

mender tied dorch eine gemeine, frie, christlike gene-
ral-edder nationalconcilium 7 edder sunst dorch ge-
meine bewilligung des rykeß, wo sik dat upt schik-
lichste begeben edder todragen mochte, in der reli-
gion und reformation der kerken ichteswas godtliker
schrift unde unserm christliken geloven gemäter
unde nütliker beschlaten unde verordnet wurde,
alße düße unsere ordination iß, dat wy unß alß-
deme samt andern ehrlevenden Christen na ge-
meiner ordination, im ryke düdescher nation ein-
drechtig beschlaten unde angenahmen, in aller un-
derdenigheit gerne wilden holden unde schicken.
Demnach protesteren wy vor allen, dat wy nichts
anders mit düßer unser angefangenen ordination ge-
meinet unde gesogt hebben, alse Gades ehre unde
lof, düßer christliken gemeine seelensalicheit, christ-
like tucht, beterunge unde ehrbarkeit, rechte ahn-
leydunge unde institution unser jöget unde versor-
ginge unser armen, unde willen se also unde nicht
anders gedüdet edder verstanden hebben.

Van der lehre und ceremonien intgemeine.

Vor allen dingen schollen unsere pastore und pre-

7 Jahrzehntelang spiegeln sich Hoffnung oder Rück-
sichtnahme auf ein gefordertes oder erwartetes all-
gemeines, freies, christliches Konzil zur Beilegung
des Zwiespalts im Glauben, oder auf eine entspre-
chende Nationalversammlung nicht nur in vielen
KOO (vgl. unten S. 136, Anm. 25; G. Limberg,
22ff.), sondern z.B. auch in den Reichsabschieden
wider. Vgl. Abschied des Reichstags zu Nürnberg
1524, § 28 (Koch-Senckenberg, Neue und voll-
ständigere Sammlung der Reichs-Abschiede. 1747,
2. Th. 258); Abschied des Reichstags zu Augsburg
1526, § 5 (aaO. 271); Abschied des Reichstags zu
Speyer 1526, § 1 (aaO. 273f.: Kurfürsten, Fürsten
und Stände fordern ein freies Generalkonzil oder we-
nigstens eine Nationalversammlung in ein bis andert-
halb Jahren in deutschen Landen); Abschied des
Reichstags zu Speyer 1529, § 1f. (aaO. 293: der
Kaiser ist durch die Stände gebeten worden, beim
Papst ein freies Generalkonzil in deutscher Nation
zu fördern, das spätestens in einem Jahr ausgeschrie-
ben, in ein bis anderthalb Jahren angefangen werden
soll; kann das Generalkonzil nicht stattfinden, soll
eine allgemeine Versammlung aller Stände deutscher
Nation unter Vorsitz des Kaisers abgehalten werden);
Abschied des Reichstags zu Augsburg 1530, § 5
(aaO. 308: es wird beschlossen, alles in die Wege
zu leiten, damit etwa in anderthalb Jahren zu christ-
licher Reformation ein allgemeines christliches Kon-
zil gehalten werden kann). § 61 (aaO. 315); Ab-

digere Godes wort truwlick und vlytich, lutter 8 und
reine in synen rechten, wahren vorstand dem volke
predigen unde de sacramente des Heren Christi mit
aller reverentie ordentlick und schicklick na dem
bevehl Christi vorreyken unde utdeilen. Ut der hil-
ligen schrift schall na gelegenheit des volkes alleine
in der predige dat utgelecht werden, dat tor bete-
ringe rechter godtsälicheit vorr dat nutteste geach-
tet, und scholen de tohorer mit dudinge dunkerer 9
prophetien und vision und allen verdenstlicken leh-
ren und fabulen vorschonet werden, de van gemey-
nen volke mehr tor vorwitticheit alse to der lehre
pflegen angenahmen werden. Und sunderlick schall
me sick in de schrift des nyen testamentes holden
und de vor anderen bokeren des olden testamentes
predigen unde mit vlyte darut dem volke inbilden
de lehre des catechismi 10 unde de vornemesten stucke
unsers christliken gelovens und gehorsame jegen
Godt, unseren Heren, und also de kleine, korte tydt,
de to den predigen kann vorordenet werden, nutt-
lick ahnwenden.

Datt alle ding in guder ordeninge, rouve 11 und
frede ehrholden unde vorvorische, erryge lehre vor-

schied des Reichstags zu Regensburg 1532, „Conci-
lium betreffend“ (aaO. 354ff.: Bericht über die
ergriffenen Maßnahmen zur Abhaltung eines Kon-
zils und über die aufgetretenen Schwierigkeiten;
wenn die Abhaltung eines Konzils in deutschen Lan-
den vom Papst nicht erreicht werden kann, soll eine
Versammlung im Reich stattfinden); Abschied des
Reichstags zu Regensburg 1541, § 2 und 4 (aaO.
430: der Papst hat das Konzil bewilligt; es ist aber
wieder aufgeschoben). § 21 ff. (aaO. 434: wenn aus
dem Generalkonzil nichts wird, soll ein National-
konzil oder doch ein allgemeiner Reichstag gehalten
werden); Abschied des Reichstags zu Speyer 1542,
§ 128f. (aaO. 464f.: das Konzil soll nach Trient
gelegt werden; die Stände der Augsburgischen Kon-
fession protestieren) usw. Luther hatte seine Kon-
zilshoffnung spätestens nach den verschleppten Kon-
zilsplänen für Mantua bzw. Vicenza 1537/39 aufgege-
ben; vgl. WA 50, 90 ff. 160 ff. 284 ff. 488 ff.; 54, 195 ff.;
TR6, Nr. 6993; Bek.Schr., XXIV. 407ff.; H. Volz,
RGG 3 V, 1454f.

8 = lauter; vgl. Schiller und Lübben II, 755.

9 Dunkerer = dunkler, verworrener, schwer durch-
dringbarer; vgl. Schiller und Lübben I,598;
Lasch und Borchling I, 496. — Vgl. zu dieser
Stelle Aepins Hamburger KO, Sehling V, 543.

10 Als Katechismus im engeren Sinn wurde Luthers
Katechismus in Buxtehude benutzt; vgl. unten S. 90.

11 = Ruhe; vgl. Schiller und Lübben III, 515.

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