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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0103
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Kirchenordnung 1552

gen 25. Unde to dersulftigen tydt schall he ock sampt
synen kappellanen dat junge volk tom hochwerdi-
gen sacramente des lives und blodes Jesu Christi mit
hoge vlyte vormahnen und mit der tydt eine vor-
horinge im catechismo vor de kinder in der kerken
anrichten, upp dat se so vehle beter im rechten vor-
stande und Godes fruchten van joget up mogen ehr-
tagen werden 26.

To dussen predigen des catechismi mach de pastor
noch einen dach in der weken nehmen, so he an dem
einen vorgemelden dage nicht genoch hedde, denn
catechismum na nottorft to lerende. De tydt averst
des catechismi schall mit vorgahnder vormahninge
dem volke des negesten Sondages tovoren ahn-
getoget werden van predigestohle 27.

Am guden Donnerdagge 28 to achte schlegen schall
de pastor van testamente des Heren predigen 29
umme der communicanten willen, de ahn dem dage
unde in den nafolgenden dagen to dem sacramente
gahn willen. Upp datt de historie van liden unsers
Heren Christi desto fruchtbarliker moge gepredigen
werden, schall de pastor des Frydages na dem Son-
dage Septuagesime de passie anfangen und also alle
Frydage vortfaren, bet upp denn hilligen Frydach,
so schall de pastor edder der kappellane einer in
einer edder mehr stunden de ganzen passie na der
bloten historie torugge halen unde handeln 30. Dewile
de pastor na gelegenheit der passie de Frydage pre-
diget, so schollen de kappellane den Middeweken so
lange wedder nehmen. Wowoll der pastor mit der

25 Aepins Hamburger KO sieht die Katechismuspredigt
zweimal jährlich vor. Die Hamburger Vorschriften
dafür waren auf Buxtehude nicht anwendbar.

26 Unsere KO nimmt hier anscheinend eine Art der
Konfirmation in Aussicht: öffentliche Katechismus-
prüfung der Kinder, verbunden mit der admissio
zum Abendmahl. Ausgangspunkt für solchen Plan
dürfte letztlich Luthers Forderung nach vorheriger
Prüfung der Kommunikanten (vgl. unten S. 382,
Anm. 21a; S. 554, Anm. 8) gewesen sein. Wie Luther
auch Hamburger Artikel 1535, VI (Sehling V,542).
In seiner Hamburger KO verbindet Aepin das Kate-
chismusexamen nur mit der Einzelbeichte (Sehling
V, 545; dazu unten S. 80). Allgemein vgl. W. Rott,
RGG 3 III, 1759ff. (Lit.).

2 7 Vorherige Ankündigung der Katechismuspredigt mit
Vermahnung fordert auch Aepins Hamburger KO.
28 = Gründonnerstag. 29 So Aepins Hamburger KO.
30 Aepins Hamburger KO sieht die Passionspredigt am
Karfreitag vor und stellt sie während der Fastenzeit
den Pastoren frei. Die Verlesung der ganzen Pas-

grotesten arbeit beschwert unde 31 den kappellanen
sunderlick tosteit, misse to holden, sacramente to
vorreickende, bicht to horende, tohope to gevende,
de ceremonien mit to wachtende 32, den kranken to
besokende unde to trostende, so schall doch der
pastor nichtdestoweiniger willich syn, in dussen fel-
len sick laten to brukende, so idt van ehme insun-
derheit gefordert worde edder sunst de nodt edder
gelegenheit erforderde.

Van der kappellanen ampte 33.

De kappellane scholen ehrlike, godtfruchtige,
frame, unberuchtige unde vorstendige menner synn,
de ehr ampt to Godes ehren und unser seelen sali-
cheit truwlick, geschicklick und forderlick konnen
utrichten.

An den Sondagen und vyrdaggen to soss schlegen
scholen de kappellane den catechismum in syner
ordeninge naeinander stedes predigen unde scholen
de worder des ganzen catechismi, alse se in der schrift
stehn, vor edder na der predige in allen sermonen
reciteren unde desulvige dem gemeinen einfoldigen
volke mit vlite inbilden 34.

Des namiddages na der vesper schall eyn kappel-
lan ahm Sondage edder vierdage de gewontlike epi-
stel predigen.

Ock schall de kappellan, de den catechismum des
morgendes ahm Sondage prediget, des Frydages to
soven edder achte schlegen, wo 35 idt am gelegensten

sionsgeschichte am Karfreitag sieht auch Bugen-
hagen vor; vgl. seine Hamburger KO (Sehling V,
506); zu seiner Passionsharmonie oben S.57, Anm.8a.

31 Folgendes bis zum Schluß des Absatzes lehnt sich
eng an die Hamburger KO Aepins an.

32 Wachten = sorgsam hüten; vgl. Schiller und
Lübben V, 570.

33 Vgl. zu diesem Kapitel Aepins Hamburger KO:
„Van der cappellanen ampte“ (Sehling V, 545f.).
Hinsichtlich einzelner Bestimmungen sind die Ka-
pitel z. T. sehr unterschiedlich.

34 Auch hier weichen die Bestimmungen unserer KO
im einzelnen ab. In Hamburg sollen die Kaplane an
Sonn- und Festtagen über das Evangelium predigen,
Katechismuspredigten nur zu bestimmten Zeiten am
Sonnabend um sechs Uhr halten, aber den Katechis-
mus am Ende jeder Morgenpredigt rezitieren. Bei
Rezitierung des Katechismus nach der Predigt
könnte in H. u. B. an den Pronaus angeknüpft sein;
vgl. dazu unten S. 431, Anm. 1.

35 = wie; vgl. Schiller und Lübben V, 756.

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