Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0113
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1552

ment vormerket, alsdenne schall ehn de preister
absolveren und vorgevinge der sunde van Godt vor-
kundigen. De absolution averst schall kort, einfor-
mich, mit woll vorfateden worderen, van allen ge-
lick aver den gebichten gespraken werden 53.

Dewile bicht horen, underwysen, trosten, absol-
veren und sacramente geven to dem ordentliken
preisterampte gehoret in der kercken, schall nemand
bicht horen edder sacramente vorreyken, sunder de,
denn dat predigampt unde sacramente to vorrey-
kende bevahlen 54.

Van der absolution und excommunication.

Nachdem de gewalt der schlotele, sunde to bin-
dende und uptolosende, der christliken kercken
dorch den Hern Jesum Christum, den armen, bodt-
ferdigen sundern to troste und den bosen und roick-
losen 55 luden tor tucht und straffe, gegeven und be-
vahlen [Mt 18, 18; Joh 20, 23], durch de pawest-
liken missbrucket 56 und des missbrukes halven nu
schyr ganz uppgehaven is unde dennenoch tucht
und straffe syn mot in der christliken kercken, schallt
alse mit der excommunication, solange dat dorch
eine gemeine reformation der kercken etwes beters
vorordenet 57, geholden werden.

De godtlosen unde unbodtferdigen, rohe und lose
lude, de eins edder twye vormanet, apenbarlick
jegen Godt leven unde in ohrem vorhebbende vor-
harren, scholen tom sacramente nycht err gestadet
werden, noch van denn pastorn noch van den kap-
pellanen, men hebbe den tovorne eine gude tydt-
lang ohre beteringe also erkant, datt se ahne erger-
nisse und schaden ohrer eygen vordommnisse mit
andern gelovigen, framen, godtfruchtigen luden bil-

53 Die Bergedorfer KO bringt: „Forma unde worde der
absolution“ (Sehling V, 388f.).

54 Daß nur die, die das Wort Gottes „apenbar vordre-
gen“, die Sakramente austeilen und Beichte hören,
fordert schon Bugenhagen in seiner Hamburger KO
(Sehling V, 508). Er wendet sich damit besonders
gegen das Beichtehören der Mönche (vgl. dazu Apol.
XI, Bek.Schr., 251 mit Anm. 2).

55 = sorglosen; vgl. Schiller und Lübben III, 500.
56 Im Hoch- und Spätmittelalter wurde die Exkom-

munikation mißbraucht u. a. zur Erzwingung von
Geldforderungen (s. Melanchthon, Tractatus de
potestate papae, Bek.Schr., 493f.). Auch Exkom-
munikation von Toten und Tieren kam vor. Vgl.
H. Barion, RGG 3 II, 829. Weiteres unten S. 721,

lich togelaten werden 58. In dodesnoden averst schall
vorberorden, ock anderen godtlosen vorachteren des
evangelii unde des sacramentes to vormehringe
ohrer vorrdommnisse datt sacramente des lives und
blodes nicht gegeven werden, idt were den, dat se
sick in der utersten nodt ut godtliker genade boke-
reden unde apenbare antoginge rechtschafener
ruwe 59 und bekeringe geven, dat ehene alse mit ge-
winste und beteringe ohrer salicheit dat sacramente
muchte 60 vorreiket werden 61.

Van communion der kranken.

Nademe der minsche sines levedes ganz ungewisse
und unvorsehns mit krankheit und sterven kan over-
ilet werden, scholen de predigere datt volk flitich
vormahnen, dat se datt hochwerdige sacramente des
lives und blodes Jesu Christi des Hern, dewile se ge-
sund, frisck und by guder vornunft und sterke synn,
vaken willen gebruken unde de communion nicht mit
eigener seelensalicheit vahre wente uppt lateste
sparen.

Datt sacramente schall den kranken na des Herrn
Christi ordeninge und bevehl in beyder gestalt ge-
geven werden unde anders nicht. Dusse ordeninge
averst schall in der communion der kranken gehol-
den werden.

De preister 62, tom kranken gefoerdert, schall des
kranken bicht edder bekenntnisse horen und na ge-
legenheit den kranken vlitich underrichten und tro-
sten, alse vorhen van der bicht gesecht, unde darna
de absolution den kranken spreken. Volgende schall
he einen disch edder sunst eine andere ehrlike ste-
de mit einen veynen, witten tafellaken laten decken,
brodt und wynn darupp setten. Wen dat geschenn,

Anm. 40.

57 Vgl. oben S. 69 mit Anm. 7.

58 Vgl. Bugenhagens Hamburger KO: „Vam banne“
(Sehling V, 509); unten S. 252f. mit Anm. 61.

59 = Reue; vgl. Schiller und Lübben III, 538.

60 Druckvorlage: muthe.

61 Ähnlich äußert sich Bugenhagen über die Kommu-
nion sterbender Verächter des Evangeliums; vgl.
Sehling V, 508.

62 Eine ganz ähnliche Ordnung, wie sie in diesem und
im letzten Absatz des Kapitels gegeben ist, enthält
die Bergedorfer KO: „Von den kranken“ (Sehling
V, 390). (Dort freilich keine Erwähnung des „Glau-
bens“ bzw. Credo.)

81

6 Sehling, Niedersachsen II/1
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften