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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0118
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Stadt Buxtehude

denere mit allen borgerliken beschweringe oversehen
und unbeschweret syn. Und wat ein ichliker en
sunst gunstwillich, so se de kranken besoken, de lude
tohopegeven, in den brudtlachten 2 singen unde upp
den orgelen spelen, geven will, dat schall ehn unbe-
nahmen synn.

So ock jemand van den deneren in schwackheit
und unvormogent fille, synes ampts eyn tydtlang
nicht plegen edder wachten konde, schall he unde
de synen synes vorigen denstes geneten, und ein er-
barre und ehrsam radt ward desfals sick jegen de
der ehrbarheit na woll weten to schickende.

Van tucht und ehrbarheit der
kerckendenere 3.

Nachdeme Godt der Here bevahlen, dat de ker-
ckendenere, de der christliken gemeine in der lehre
vorstahn, ehn ock mit einem guden exempel eines
godtfruchtigen, guden levendes schollen vorgann,
so wille w ry, dat dejennigen, so in unsern kercken
ampte angenahmen und vorordenet sint, in aber
mate na der lehre Sanct Pauli, denn deneren der
kercken in der epistel ad Titum und in der ersten
ad Timotheum am drudden vorgestellet, scholen
leven, vlytich studern und unvorsumlich ohres be-
vehls wachten unde unse christlike gemeine, alse
mit dem godtliken worde und mit eynem unstraff-
liken, godtfruchtigen und unergerlyken levende bou-
ven und beteren.

So hirahn mangel gefunden, schall de pastor se
vormahnen und straffen, unde so dat in vorachtinge
gestellet wurde, schall he dem rade de feyle antogen,
datt se na gelegenheit gestraffet unde gebetert wer-
den.

Wo averst de pastor strefflick befunden, so schall
eyn radt den laten vormahnen und warnen. Und wo
neine beteringe erfolgede, alsedenne schall ein radt
to billiken wegen der beteringe gedenken.

2 Brutlacht = Hochzeit; vgl. Schiller und Lüb-
ben I, 440f.; Lasch und Borchling I,361.

3 Vgl. Aepins Hamburger KO : „Van tucht und erbar-
heit der denere“ (Sehling V, 554f.). In der Aus-
führung sind die KOO in diesem Kapitel verschie-
den.

4 Vgl. dazu oben S. 63, Anm. 2 (Marienkapelle).

5 = zu verkaufen; vgl. Schiller und Lübben V,

441; Lasch und Borchling I,921. - Druckvor-

Van allen missbruken upptohovende unde to
straffende.

Nademe ahne allen twivel wahr iss, dat der ove-
richeit noch binnen noch buten der kercken in ohren
gebeden ichteswes horet to dulden edder to lydende,
dat unrecht, sundlich und ergerlich, so schall vlitich
insehnt geschenn, datt alle de unrechte unde erger-
lyke missbruke, de sunst wente anher under dem
schynn des falschgenomeden gadesdenstes in unser
stadt gebruket, affgeschaffet, vorhindert und hen-
gelecht werden, alse dar synd winkelmissen, anro-
pent der hilligen, den hilligen lichte ansticken, wass
edder sunst wat anders den hilligen offeren, peregri-
nation, item de bylde, dar affgoderye mit gedreven 4,
unde dergeliken, scholen na genochsamer underwy-
singe des volkes ut dem wege gebracht werden.

Nademe ock de fyerdage nicht to gebadener hil-
ginge, sunder vele mehr tom leddichgange, freten,
supen und alle unschichlicheit wente anher gebruket
und uns doch van Godt ernstlick gebaden, denn
fyerdach hilligende, so schall vordan nemande ge-
stadet werden, ahn fyrdagen under den predigen
und gadesdensten geste to settende unde syn behr
und wynn jegen Godes gebodt alse to vorselende 5.

Van den ehefellen, alse van eheschedingen
unde van den graden der fruntschopp unde
schwegerschopp 6.

Velem unrade unde mennichfoldiger beschweringe
vortokamende, de sick ut denn stridigen ehefellen
todragen plegen, will ein ehrsam radt, dat idt in den
stridigen ehefellen, alse volget, vaste und unvor-
braken geholden werde.

Nademe de stridigen ehesaken wertlick 7 syn und
egentlick to dem kerckenampte nicht gehoren, scho-
len se in gerichte ordentlick, vor der gebohrliken
overicheit, alse sick des na rechtes ordeninge egenen

lage: vorfelende. - Vgl. dazu unten S. 262 mit
Anm. 89; Sehling VI, 2,1037 mit Anm. 50.

6 Die Druckvorlage hat am Anfang der Überschrift
statt „ehefellen“ „Thefellenn“. Nach J. H. Pratje
muß es heißen wie in unserem Text. - Vgl. Aepins
Hamburger KO: „Van dem ehestande“ (Sehling
V, 555). Dieses Kapitel der Hamburger KO berührt
sich jedoch nur z. T. mit dem Kapitel unserer KO.

7 = weltlich; vgl. oben S. 72, Anm. 38.

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