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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0120
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Stadt Buxtehude

godtfruchtiger mann synn unde schall ock ehrlicke
und dogentsame gesellen hebben, de ohren bevehl
recht bestellen und utrichten konnen.

Den schoelmeister schall ein radt vorschaffen und
annehmen mit willen und weten des pastoris, ock
des schollmeisters syne gesellen vorschaffen und an-
nehmen mit willen und fullborde des pastoris.

Van der tydt, in de schoele to gahnde.
Des morgendes to soss slegen scholen de scholer
in de schoele gahn unde wente to achte slegen, so
se anders nicht to chore gahn moten, darbliven. Van
achten wente to negen schall ehn de stunde to ohrer
nottorft unde repetition gehorder lection fryg stahn.
Wen averst de schoeler na dem klockenschlage to
sossen tohopekamen, so scholen se singen Veni,
sancte Spiritus unde eyne collecten darupp lesen.
To twelwen scholen se singen Veni, creator Spiri-
tus 16 und eine collecten darupp lesen 17.

Van negen wente to teynen scholen se wedder in
de schole synn. Na der mahltydt scholen se to twel-
wen wedder tor schole kamen unde dar syn, dat de
klocke eyn verndel vor twene ist, unde denne to
chorr gahn und de vesper singen.

Darna wente to dren scholen se to nottorft und
repetition eine frye tydt hebben. To dren slegen
averst scholen se wedder tor schoele kamen unde
des sommers wente to viven, des winters halbe wege
vyven in der schoele bliven.

Van underscheydinge der lehre unde stede,
na dusser stadt gelegenheit.

De schole schall in dre classes gedelet werden 18,
und schall eyn jeder in synem classe geholden wer-
den, wente dat he tom negesten bequeme und ge-
schicket genoch geworden ist.

studierten Lehrer der Buxtehuder Schule Theolo-
gen. Vgl. H. Langelüddeke, 4; auch ders. in:
H. Roscher 1,98. Vom Infimus verlangte man gem.
Stadtrezeß vom 17. Februar 1606, daß er in der
Rechenkunst erfahren sei und eine feine, leserliche
Hand habe; vgl. E. G. Wolters, Bilder, 35.

16 Hymnus, vermutlich des Hrabanus Maurus (um
780-856); vgl. Wackernagel I, Nr. 104; dazu Ev.
Kgb. u. Kulp Nr. 97.

17 Gesang und Gebet bei Unterrichtsbeginn kannte man
schon vor der Reformation. Näheres bei F. Hahn,
Die ev. Unterweisung usw. 1957, 17ff.

18 Drei Klassen sieht die Braunschweiger KO vor (eben-
falls Melanchthon, Unterricht usw.), während die

De prima classe.

Im ersten classe scholen de latinischen kyndere
na ohrem verstande geordineret in de ohre unde de
dudesche ock in ohre stede gesettet werden und
scholen nicht mank eynander vermenget sitten.
De institution der kyndere primae classis schall dem
understen gesellen edder pedagogo bevahlen werden.

Im ersten classe scholen de kyndere gesettet wer-
den, de erst tor lehre kamen, und in dem classe schall
me lehren, de bockstave nohmen kennen, de syl-
laben tohopebringen, de diphtongos recht pronun-
cieren, lesen, de bockstave leren schriven. Den kyn-
deren schall me na gelegenheit, wen se jegen den
avend willen to huise gahn, twe edder veer vocabula
rerum geven unde desulfygen des morgendes, wen
se ohre lection uppseggen und ehre scriptur togen 19,
van ohne wedder forderen. Wen dusse kyndere lesen
konnen, so schollen se ad secundam classem verset-
tet werden. Dewile se in dem classe lesen lehren,
schall ehme der pedagogus de wordere des catechismi
lehren, den latinischen latinisch, den dudeschen du-
desch, und schall ehn sulvest alle dage vor teynen,
er se to huise gann, ein stucke des catechismi vor-
seggen edder dorch de, de idt in dem classe konnen,
laten reciteren. Unde alle Sonnavende den ganzen
vormiddach schall he ock denn catechismum den
kynderen lehren und vlitich inbilden 20.

De secunda classe.

De ander classis schall dem anderen gesellen edder
pedagogo bevahlen werden.

Van sossen wente datt me to chore geyt, schall
me in dussen classe de generalia etymologiae ex
Grammatica Philippi Melanthonis 21 eigentlick ex-
ponieren unde de exempla upp de regulen vlitich

Hamburger und die Lübecker KO fünf „Loca“ vor-
schreiben.

19 Pratje: „und ehre scriptur togen“ fehlt.

20 Auch nach Bugenhagens Hamburger KO bleibt der
Sonnabend für den Katechismusunterricht.

21 1550 erschien eine stark erweiterte, von Joachim Ca-
merarius (vgl. zu C. Sehling VI, 2, 1177, Anm. 70;
F. Lau, RGG 3 I, 1602; F. Stählin, Neue deutsche
Biographie III [1957], 104f.) bearbeitete Neuauflage
der lateinischen Grammatik Melanchthons; vgl. CR
20, 201 ff.; K. Hartfelder, Philipp Melanchthon
als Praeceptor Germaniae (Mon. Germ. Paed. VII).
1889, 606.

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