Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Agende 1565

luchte unsere herten dorch dynen hilgen Geiste, datt
wy vor solche dyne gnade dy dankbar synn und der-
sulvigen uns in allerlei nodt und anfechtinge trosten
und also dorch dynen Soenn, unsern Hern Jhesum
Christum, ewich salich werden. Amen 24.

Eyn ander.

Her Godt, hemmelsche Vader, de du dorch de
leven engeln dynen Soenn Jhesum Christum den
armen herden 24a up dem velde heffst apenbaret unde
bevalen, se scholen [sick] nicht fruchten, sunder frou-
wen, darumme datt de heiland Christus gebaren sy,
wy bydden dy, du woldest dorch dynen hilgen Geiste
alle fruchte 25 ut unsern herten driven und disse
rechte, ware, ewige frouwde in uns anrichten, offt 26
wy doch hir up erden vorachtet, elend, arm und
hartselich 27 synd, datt wy doch eyn heiland heb-
ben, Christum den Hern, dynen Sonn, de umme
unsentwyllen mynsch geworden is, datt he wedder
doedt und alles ungeluckes helpen und uns in ewi-
cheit wolde salich maken. Amen 28.

Eyn ander.

Herr Godt, hemmelsche Vader, de du ut sonder-
lichen gnaden dinen Son heffst laten mynsch wer-
den, wy bidden dy, gyff uns dyne gnade, datt, wo 29
de hilligen engel syngen und wunschen, wy vor sol-
che gnade dy dankbar synn, uns dersulven wedder
sunde, dodt und alles ungelucke trosten und van
herten dermaten frouwen, datt wy alle tydtlicke un-
geluck in gedult averwynnen 30 unde an dysser dyner
gnade datt hochste wolgefallen unde de groteste
freude hebben. Amen 31.

24 Kollekte Veit Dietrichs zur ersten Predigt über das
Evangelium des Christtags, Kinderpostille; vgl.
J. T. Müller, aaO. 20; O. Dietz, aaO. 21.

24a = Hirten; vgl. Schiller und Lübben II, 244f.

25 = Furcht; vgl. Schiller und Lübben V, 543;
Lasch und Borchling I, 1014.

26 = ob, obgleich; vgl. Schiller und Lübben III,
216.

27 J. T. Müller und O. Dietz (vgl. Anm. 28): ver-
lassen.

28 Kollekte Veit Dietrichs zur zweiten Predigt über das
Evangelium des Christtags, Kinderpostille; vgl.
J. T. Müller, aaO. 24; O. Dietz, aaO. 22. Die
Fassung unseres Gebetes entspricht der bei Coelius
(vgl. oben S. 92, Anm. 1) gegebenen.

De epistel Tito am II. [11-15].

Wente de heilsame gnade Gades is erschenen...

Am dage Stephani 32.

Gebett vor der predige.

Ewiger, barmhartige Godt, hemmelsche Vader,
de dem hilgen Sanct Stephann gnade geven, datt
he um dynes wordes und leven Sons wyllen de erste
merterer na der hemmelfart Christi worden und mit
gedult vor syne vienden gebeden, vorlene uns gnade,
watt dyn hillige wylle an uns erfordert, um dynent-
wyllen to lyden, und datt wy unsere vienden ock
leven und vor se bydden dorch densulvigen dynen
Son Jesum Christum. Amen 33.

Nach der predige.

Herr Godt, hemmelsche Vader, de du denn hilgen
Stephanum synes gelovens halven liden und stei-
nigen heffst laten, uns darmede antotogen, datt
dynn ricke nicht van disser welt sy [vgl. Joh 18, 36],
sunder in eyn anders levent gehore, wy bydden dy,
so wy umme dines wordes und namens wyllen ock
moten liden, sterke unsere herten dorch dynen hil-
gen Geiste, datt wy vast bestaenn und uns mit diner
gnade und den ewigen guderen anstede der tydt-
lichen trosten mogen. Amen 34.

De epistel Acto.VI. und VII. ca.[Act 6,8-14; 7,54-59].

Stephanus averst vull lovens unde kräfte...

29 = wie; vgl. oben S. 71, Anm. 35.

30 = überwinden; vgl. Schiller und Lübben III,
286; dazu Lasch und Borchling I, 131.

31 Kollekte Veit Dietrichs zur dritten Predigt am Christ-
tag über den Gesang der Engel, Kinderpostille; vgl.
J. T. Müller, aaO. 27; O. Dietz, aaO. 23.

32 26. Dezember. - In der uns vorliegenden Gebets-
sammlung des Coelius (vgl. oben S. 92, Anm. 1)
ist der Stephanstag nicht berücksichtigt.

33 Vgl. Missale I, fol. Xv (De Sancto Stephano proto-
martire, collecta).

34 Kollekte Veit Dietrichs zur Predigt über Stephanus,
Kinderpostille; vgl. J. T. Müller, aaO. 312;
O. Dietz, aaO. 25.

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