Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Stadt Buxtehude

Am Sondage Septuagesima.

Gebedt na der predige.

Barmhartige, ewige Godt, hemmelsche Vader, wy
bidden, du woldest unse gebett erhoren, und de wy
byllich und wollvordenet umme unserer sunde wyl-
len lyden, um dynes duren 77 namens wyllen ut gna-
den erredden, ume Jhesu Christi, dines Sons wyl-
len. Amen 78.

Na der predige.

[Mt 20, 1-16]

Her Godt, hemmelsche Vader, de du dorch dynen
leven wort uns in denn wynngarden geropen heffst,
wy bydden dy,giff dynen hilgen Geistin dynen[!] her-
ten, datt wy in solchen wingarden trulich arbeiden,
vor sunden und allen ergenisse uns hoden und dynes
wordes und wyllens uns flitigen und alle hopeninge
alleyn up dyn gnade, so du uns dorch dynen Son
Christum Jhesum ricklick ertoget heffst, setten und
also ewych salich werden. Amen 79.

De epistel 1. Corint. IX [24—10, 5].

Wete gy nicht, datt dejennen, de in denn schran-
ken lopen...

Am Sonndage Sexagesima.

Gebet vor der praedige.

Ewiger, gütiger Godt, de du west, dat wy up unser
donnde nicht konnen noch wyllen vortruwen, vor-
lene gnedichlick, dat wy dorch dine schutz stille und
secker vor unsern vienden leven, dorch Jhesum Chri-
stum, dinen Sonn, unsern Hern. Amen 80.

77 = teuren; vgl. Schiller und Lübben I,601;
Lasch und Borchling I, 498.

78 Vgl. Missale I, fol. XIX r (Dominica in Septuagesi-
ma, collecta).

79 Kollekte Veit Dietrichs zur Predigt über das Sonn-
tagsevangelium, Kinderpostille; vgl. J. T. Müller,
aaO. 86; O. Dietz, aaO. 37.

80 Vgl. Missale I, fol. XX r (Dominica in Sexagesima,
collecta).

81 = zubereiten; vgl. Schiller und Lübben I, 241;

Lasch und Borchling I, 216.

82 = dämpfen, ersticken, unterdrücken; vgl. Schil-

Na der predige.

[Luk 8, 4-15]

Herr Godt, hemmelsche Vader, wy danken dy,
datt du dynn leven wort dorch dynen Sonn Chri-
stum Jhesum under uns heffst utgeseyet, und bid-
den dy, du woldest dorch dynen hillgen Geist unsere
herten dermaten tobereden 81, datt wy solches wort
mit flyte horen und in eyn fynen, guden herten be-
holden und in gedult frucht bringen, datt wy der
sunden nicht nahengen, se dorch dyne hulpe dem-
pen 82 und in allerlei vorfolginge diner gnaden und
ewigen hulpe uns gewiss trosten und hopen. Amen 83.

De epistel II. Corin. XI [19-12, 9].

Leven broder, wente gy lyden de narren gerne,
dewyle gy klock synn...

Am Fastnachtsondach Estomihi.

Gebett vor der predige.

O ewiger Godt, hemmelsche Vader, du woldest
unse gebett gnedich erhoren, up datt wy van sun-
den erloset, vor allem ovel 84 behodet werden, dorch
Jhesum Christum, dynen Sonn, unsern Herrn.
Amen 85.

Na der predige.

[Luk 18, 31-43]

Herr Godt, hemmelsche Vader, de du dem blyn-
den mynschen dorch dynen Sonn Christum Jhesum
gnedichlich de ogen geopenet und datt licht heffst
seen laten, wy armen sunders bydden dy, du wol-
dest dorch dynn leve wort unsere blinden herten er-
luchten, datt wy dy dorch Christum, dinen Sonn,

ler und Lübben I, 478f.; Lasch und Borchling
I, 411.

83 Kollekte Veit Dietrichs zur Predigt über das Sonn-
tagsevangelium, Kinderpostille; vgl. J. T. Müller,
aaO. 90; O. Dietz, aaO. 38. Der Schluß ist
in der Kinderpostille etwas weiter gefaßt; wie in
unserer Agende lautet er in den Summarien; vgl.
Dietz, aaO. 108. Unser Text entspricht auch der
Fassung bei Coelius (vgl. oben S. 92, Anm. 1).

84 = Übel; vgl. Schiller und Lübben III, 247.

85 Vgl. Missale I, fol. XXII r (Dominica in Quinqua-
gesima, collecta).

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