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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0156
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Stadt Buxtehude

Praefationes.

[Es folgen die gewöhnlichen lateinischen Präfa-
tionen mit Noten unter den Überschriften: In die
nativitatis Christi salvatoris. Epiphaniorum. Pa-
schae. Ascensionis. Pentecostes. Trinitatis. Quoti-
diana 74.]

Vormaninge vor der entfanginge des
sacramentes.

Myne leven Christen, alle, de dut hillige avent-
mall unses Heren Jesu Christ.i fruchtbarlich to erer
salicheit wyllen bedenken und holden, is hoch van-
noden, datt se vor allen dingen de worde der inset-
tinge dusses aventmals, alse desulvigen de hilligen
evangelisten und Paulus beschreven hebben, vaste 75
weten, welker also luden: Unse Here Jhesus Chri-
stus in der nacht, do he vorraden wart, nam he dat
brott, dankede und brack und gaff idt synen jun-
geren und sprack: Nemet hen und etet, dat is myn
liff, dat vor ju gegeven wert, sulcks doet to myner
gedechtnisse. Dessulvengelicken nam he ock denn
kelck na dem aventmale, dankede, gaff ehn und
sprack: Drinket alle darut, dusse kelck is eyn nye te-
stament in mynem blode, dat vor juw vorgaten wert
tor vorgevinge der sunde. Sulckes doet, so vaken 76
gy drynken, to myner gedechtnisse [Mt 26, 26-28;
Mk 14, 22-24; Luk 22, 19-20; l.K 11, 23-25].

Wol 77 dusse worde flytich betrachtet, de fynt dar-
in allent, wat eynen framen Christen van dissen hil-
ligen sacrament to weten nodich is, alße:

Tom ersten, watt dut hillige sacramente sy, nom-
lick datt ware liff und dat ware blodt unses Heren
Jhesu Christi, welck uns under brodt und wynn to
eten und to drinken, nicht denn lycham, sunder de
seele darmede to erholden, gegeven wert.

Tom anderen leren disse wort, wol dutt sacra-
mente ingesettet hefft und geordnet, nömlicken neen
keyser, köninge, mynschen edder engel, sunder unße
Here Jhesus Christus, de keyser aller keyser, koning

74 Vgl. L. Lossius, aaO. 288ff.

75 = fest, sicher, zuversichtlich; vgl. Schiller und
Lübben V, 209; Lasch und Borchling 1,664.

76 — oft; vgl. unten S. 223, Anm.11.

77 = wer; vgl. unten S. 225, Anm. 38.

78 = Erlöser; vgl. Lasch und Borchling I, 870.

79 = genau, bestimmt; vgl. Schiller und Lübben
I, 636; Lasch und Borchling I, 518.

aller koninge, de Her der engelen und aller creaturn,
de vorloßer 78 des mynslicken geslechtes sülvest, de
einige gebaren Soene Gades, de dar is mit dem Vader
und hilligen Geiste gelicker gewalt und warheit, wel-
ckes wylle und worde egentlick 79 gescheen und ne-
mant bedragen, wenn idt schoenn unser vornufft
umbegriplich unde ummögelick [!] duchte 80.

Tom drudden leren dusse worde, worto uns dat
hillige sacramente battlich 81 und nutte sy, nom-
licken tom ersten, dat wy darmede unsen Heren
Christo im gloven ingelivet und he eyns mit uns und
wy eyns mit eme worden, tom ewigen levende, wo
he sulven secht Jo. 6 [56 u. 54]: Woh myn flesch idt
und van mynen blode drinket, de blifft in my und
ick in eme, und ick werde ehm ahm jungesten dage
wedder upwecken.

Tom anderen denet uns ock darto, dat wy unsen
geloven ahn de tosagen des evangelii van vorgevinge
der sunden darmede alße mit rynen, gottlichen,
umbedrechlichen 82 segel 83 und pande vorwyssen.

Tom drudden, datt wy unsers Heren Christi doedt
vorkundigen wente to syner wedderkumpst, dat is,
datt wy ehme unse levedage vor de vorlosinge dan-
ken, de nicht dorch golt offte sulver (wo Petrus
secht [I. Petr 1, 18 f.]), sunder dorch syn durbar 84
offer und blodtvorgeten gescheen is.

Tom latesten leren disse wort, wol dejennen syn,
de datt hillige sacrament salich to vorgevinge erer
sunden entfangen, nomlicken nicht de huchelers, de
allene botverdich vor denn mynschen erschynen und
doch ere sundlicke levent nicht denken to beteren,
sunder blyven na als vor vul untucht, haet, nydt,
woker, valscheit, bedroch und dergelicken, disse
eten und drinken sick sulven (wo Paulus secht
[1. K 11, 29]) dat gerichte. Dejennen averst, de ere
sunden van harten beruwen und dersülvigen vor-
gevinge dorch dat lyden, sterven und blodtvorgeten
Christi vaste geloven und mit ernst ere levent den-
ken to beteren und alßo hungerick und dorstich na

80 = dünkte; vgl. Schiller und Lübben I, 597;

Lasch und Borchling I, 496.
81 = nützlich, förderlich; vgl. Schiller und Lübben
I, 159f.; Lasch und Borchling I, 152.

82 = unbetrügerischen, unbetrüglichen; vgl. Lasch
und Borchling I, 165.

83 = Siegel; vgl. Schiller und Lübben IV, 167.

84 = kostbares; vgl. oben S. 17, Anm. 5.

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