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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0159
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Agende 1565

settinge des eestandes avergeslagen werden und vord-
an de 4 stuck, darin sick eelude scholen im estande
befliten, gelesen werden 1.)

Tom anderen merket ock, worum God denn
eestand vorordnet hefft, nomlick uns my[n]schen
tom besten, wo me des veer orsaken in der hilligen
schrift lesen mach.

Tom ersten, dat de minschen undereynanderen
trost hebben mochten. Darumme sprack Godt
Gene. 2 [18]: Idt is nicht gudt, datt de mynsche
alleyne sy. Und Salamon [!] Pro. 31 [10]: Woll deme,
de eyne frame fruwe kricht, de erlanget eynen
schadt, de averdrept alle eddelstene.

Tom anderen, up dat datt my[n]slicke geslechte
erholden werde und gemeret, welck Godt nicht wyl,
dat idt dorch unse untucht (der he hartlick vient
is) gescheen schall. Godt averst begeret de meringe
des minslicken geslechtes, up dat he ut demsulven
mochte sammelen dorch syn wort und sacramente
eyne hillige gemene, de dar scholde geneten des vor-
denstes synes Sons Jhesu Christi. Wen averst de tall
der uterwelden full is, dat is to der tokumpst des
Heren Christi, wert de eestand uphoren in tokamen-
den leven, und wy werden den engelen gelick syn,
Matt. 22 [30].

Tom drudden hefft Godt den estand vorordnet,
dat der untucht geweret worde, 1. Cor. 7 [2]: Un-
tucht to vormyden, hebbe eyn ider syne frouwen
und eyn idere ehren man; wente untuchtigers und
ehebrekers wert Godt richten.

Tom verderen, up dat eyn Christe im eestande
alse eyner schöle des hilligen Geistes 2 sick im krutze,
so ehn vorfalt, und in guden dogeden unde fruchten
Gades deste bett 3 oven mochten, demot, anropinge
godtlickes namens, danksegginge, flidt in der eschin-
ge 4 etc.

Erstlick schöllen de elüde weten, dat de estand eine
erlicke, reine und hillige ordeninge Gades si, anfenk-
lich im paradise ingesettet... (die Fortsetzung ist
auch sachlich anders).

1 Für die nachfolgenden zur Wahl eingeschobenen vier
Punkte hat die Hamburger Trauordnung der An-
lage nach keine Parallele.

2 Vgl. dazu unten S. 718f., Anm. 18.

3 = besser; vgl. Lasch und Borchling 1,256.

4 Eschinge = Beruf; vgl. oben S. 80, Anm. 52.

5 Vgl. das Hamburger Formular: Tom anderen schölle

Dewyle den de ehestand eyne hillige, godtlicke
ordeninge is, den mynschen tom besten van Gade
gestiftet, schall eyn jeder Christe, de indissem stande
denket [to treden] edder darinne is, allen flydt vor-
wenden, datt he dussen stand ock hillich und ehr-
lick holde, und dat geschut in 4 stucken.

Tom ersten, wen de eelude sehn up Godt und sick
in dissem stande godtfruchtich holden und hoden
sick vor untucht, wo Paulus ernstlick vormanet to
den Heb. am 13. [4]: De ehe schall erlick geholden
werden und dat ehebedde unbeflecket, wente de un-
tuchtigen und ehebrekers wert Godt richten.

Tom anderen, wen de ehelude seen up sick 5 und
sick underander van harten leven, datt de mann
syner herlicheit, dar he dat hovet der frouwen iss,
nicht missbruke tor tyrannye, sunder syne frouwe
leve, alse Christus syne gemene, wo de apostel
[Eph 5, 25] secht, de alle dynk up datt neuweste 5a
nicht gestraffet hefft, sunder gedult myt ehr ge-
dragen und sick vor se in denn doedt gegeven, wo
ock Petrus [1. Petr 3, 7] leret: De menner scholen
mytt vornufft wanen by ehren frouwen alse by eynen
swacken werktuge. Wedderumb schall ock de
frouwe, solange se levet, den man trulich menen 6
unde van harten leven und ehme gehorsam synn,
dewyle se um des mans willen geschapen is, wo den
er Godt hefft bevalen 7 [Gen 3, 16]: De man schal
dyn Here synn. Also schall eyn froue vornemlick
myt eynem demodigen gehorsame jegen erem ehe-
mann gesmucket synn, wo denn de apostel [vgl.
1. Petr 3, 1-6] secht: Frame frouwen smucken sick
beneven ehrer ehrlicken dracht mit gehorsame, dat
se ehren ehemenneren mogen gefallen na dem exem-
pel Sarae, Abrahams frouwen, de mit demodiger ge-
horsam jegen ehren man so gesynnet was, dat se ehne
hetede 8 vor ehren Heren.

de elüde gar flitich betrachten, wo se jegen einander
schollen gesinnet sin...

5a Neuwe = gering, kaum; vgl. Schiller und Lüb-
ben III, 205f.

6 =minnen,lieben;vgl. Schiller und LübhenIII,66f.

7 Vgl. das Hamburger Formular: Desgliken schal ock
de frouwe eren eman, solange e levet, trulick me-
nen, van herten leven und underdeniglick gehorsam
sin, nademe se umme des mannes willen geschapen
is, und Godt also to er gespracken hefft...

8 = hieß, nannte; vgl. Schiller und Lübben II, 261.

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