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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0161
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Agende 1565

an Christum erfunden und bestediget, erem beveel
trulick genoch dohen und in warer godtselicheit er-
fullen, watt dynem godtlicken wyllen behechlich 16
is, und also entlicken eynen saligen ende in Christo,
dynem Söne, mogen erlangen, de mit dy und dem
hylligen Geyste levet und regeret, eyn warer Godt,
jummer und ewichlick. Amen 17.

De Here segene und behöde juw.

De Here erluchte synn angesichte aver juw und
sy juw gnedich.

16 = behaglich, angenehm; vgl. Schiller und Lüb-
ben I, 192f.; Lasch und Borchling I, 182.

17 Das Gebet hat im Hamburger Formular folgenden
Wortlaut: Almechtige, ewige, barmhartige Godt, ein
Vader alles heils und trostes, de du man und frouwe
in denn estand tosamendevögest und dorch din wort
antögest din gnedige wolgefallen äver düssen stand,
und wo du willest segenen und vörderen dejenigen,
de di hirinne volgen und vor ogen hebben: Wi bid-
den di dorch Jhesum Christum, dinen leven Söne,
dat du düsse personen und allen Christen, de sick
na dinem gödtliken willen in den estand begeven
hebben, dorch dine vederlike güde und barmher-
ticheit willest gnade vorlenen, düssen angenamen
estand christlick und recht to vörende, dat se in
warem geloven in Christum erfunden und bestediget,
erem bevele getrulick genoch dohn und in warer
godtsalicheit erfüllen, was dinen gödtliken willen be-
hachlick is, darmit se ein salich ende to dem ewigen
levende erreiken in Christo Jhesu, dinen leven Söne,
unsen Heren, de mit di levet und regeret in ewig-
cheit. Amen.

18 Die lateinische Kollektensammlung besteht aus drei
Teilen: 1. De tempore: 69 Gebete, 2. Orationes de
sanctis: 14 Gebete, 3. Orationes de variis: 15 Ge-
bete. — Im ersten Teil sind die für die Sonntage und
großen Feste des Kirchenjahres bestimmten Kol-
lekten zusammengestellt; gewöhnlich hat jeder Sonn-
tag bzw. jedes Fest eine Kollekte und zwar die römi-
sche Collecta dominicalis oder festivalis; der dritte
Advent hat jedoch zwei Kollekten, ebenso der zweite
Fastensonntag, auch Ostern und ebenfalls Himmel-
fahrt, während Weihnachten sogar drei Gebete er-
halten hat. Außerdem enthält der erste Teil sechs
Kollekten für die Passionswoche. Auf die Kollekte
für den Sonntag Quinquagesima folgt eine , ,Collecta
ad conclusionem communionis“; dafür fehlt ein für
Invocavit bestimmtes Gebet. — Der zweite Teil
bringt Kollekten für folgende Heiligentage: 1. Io-
hannis Baptistae, 2. Petri et Pauli, 3. Bartholomäi,
4. Michaelis, 5. Simonis et Iudae, 6. Omnium sanc-
torum. 7. Stephani, 8. Iohannis Evangelistae, 9. Tag
der unschuldigen Kinder, 10. Conversionis Pauli,
11. Purficationis Mariae, 12. Annunciationis Mariae,
13. Philippi et Iacobi, 14. De apostolis. — Die Kol-

De Here heve syn angesichte aver juw und geve
juw synen frede [Num 6, 24-26], Amen.

Sequuntur orationes ecclesiasticae per
totum annum, quas vulgo collectas vocant,
quae spirant adhuc christianam et catho-
licam ecclesiam.

[Die in der Druckvorlage folgenden lateinischen
Versikel und Kollekten drucken wir nicht ab.] 18
1565

lekten sind z. T. überarbeitet; typisch katholische
Wendungen sind ausgemerzt. So sind aus der Kol-
lekte „In die omnium sanctorum“ Verdienst- und
Interzessionsgedanke vollständig getilgt, so daß ein
ganz neues Gebet entstanden ist, das folgender-
maßen lautet: Omnipotens, sempiterne Deus, qui
nos omnes sanctos tuos sub una tribuisti celebritate
venerari, quaesumus, ut desideratam nobis tuae pro-
pitiationis abundantiam, multiplicatis fidei et vir-
tutum exemplis, largiaris. Per... Für Mariae Ver-
kündigung war als Vers ursprünglich Ave Maria an-
gegeben; von späterer Hand ist das Ave Maria dann
gestrichen und darübergeschrieben: Verbum caro fac-
tum est... In der Kollekte für Mariae Verkündigung
heißt es statt des römischen „credimus, eius apud
te intercessionibus adiuvemur“ : „credimus, eius
fidem imitantes aeternam beatitudinem consequa-
mur“. Das Gebet für den Tag Philippi et Iacobi hat
statt des römischen „quorum gaudemus meritis“:
„quorum virtutibus gaudemus“. Auch in dem im
dritten Teil enthaltenen Gebet „Pro captivis“ ist der
Verdienstgedanke getilgt. - Die Kollekten sind mit
Versikeln versehen; durchweg hat jeder Tag bzw.
jedes Fest einen Vers. - Benutzt scheint die revidierte
lateinische Kollektensammlung zu sein, die 1524 bei
Andreas Cratander in Basel und 1537 aufs neue in
Nürnberg gedruckt wurde. Im Nürnberger Druck
lautet der Titel: Orationes ecclesiasticae, per totum
annum, quas vulgo collectas vocant, quae spirant
adhuc christianam et catholicam ecclesiam (vgl.
unsere Agende). Der Teil „De sanctis“ bietet dort
freilich 24 Kollekten; die ganze Sammlung enthält
108 Gebete, ebenfalls mit Versikeln versehen. Näheres
über diese Sammlung vgl. bei P. Althaus, For-
schungen zur evangelischen Gebetsliteratur. 1927,
175ff.; Leiturgia II, 400. 403 (H. L. Kulp). - Die
deutsche Kollektensammlung im ersten Teil un-
serer Agende scheint mehr das Missale selbst als die
Cratandersche Sammlung, deren Gebete auch sonst
Varianten gegenüber den römischen Fassungen ent-
halten, zu berücksichtigen. - Lateinische Kollekten
benötigte man in Buxtehude für den Metten- und
Vespergottesdienst, wobei es sich ja wesentlich um
Schülergottesdienst handelte; vgl. oben S. 77. 78;
dazu Einleitung, oben S. 66, Anm. 25.

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9 Sehling, Niedersachsen II/1
 
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