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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0186
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Stift Verden

den. Darinnen soll die metten und die vesper von
den canonicis desselben collegii auf die zuvor be-
stimbte zeit gesungen werden.

Weil aber etliche von denselbigen canonicis in
officiis ecclesiasticis sein oder künftig sein würden,
so sollen dieselbige mit solchem gesang verschonet
bleyben, damit sie ihres studierens, beichthören
und predigens zu bestimbter zeit desto fleissiger,
zu nutz und fromen ihrer pfarkinder, abwarten kon-
nen.

Geschichtsquellen II, Urk. 40) mit anderen Archi-
diakonaten nur an Mitglieder des Domkapitels ver-
liehen werden durfte, unterstehen (vgl. hierzu oben

5. 8). Das kirchliche Gebäude, das das neue Ka-
pitel erhielt, die auf dem Domplatz gelegene Andreas-
kirche, ist vermutlich älteren Ursprungs und wurde
durch Bischof Iso wahrscheinlich nur erweitert.
E. Hennecke hält sie für die ursprüngliche Kathe-
drale (vgl. dazu oben Anm. 31). Auch St. Andreas
war Pfarrkirche. Eingepfarrt waren hauptsächlich
die südlich von Verden gelegenen Ortschaften. - Vgl.
v. Hodenberg, aaO. II, 271ff.; C. Spangen-
berg, 73. 75. 77; J. H. Pratje, Altes und Neues
XII, 10; Ch. G. Pfannkuche, Die ältere Ge-
schichte, 108; v. Ortenberg, 12; H. W. H. Mit-
hoff V, 121 f.; H. Nack, Stadt Verden, 37f.;
Kunstdenkmäler der Provinz Hannover V, 1, 68 ff.;
W. Ziegeler, 35f.; Hennecke; I. Mathiesen,
20; E. Keyser, 363; E. Weise, 40.

40 Die Johannes dem Täufer geweihte Kirche, mitten
im nördlichen Verden, dem Gemeinwesen, das zu-
erst Stadtrechte erhalten hatte und insofern die Alt-
stadt bildete (vgl. unten Anm. 95), gelegen, wurde
ca. 1150-70 anstelle einer älteren Kirche aus Ziegel-
steinen erbaut und in den folgenden Jhh. noch er-
weitert. Vgl. H. W. H. Mithoff V, 122ff.; H. Nack,
Stadt Verden, 38 f.; Kunstdenkmäler der Provinz
Hannover V, 1, 80ff.; W. Ziegeler, bes. 15ff. 38;
C. Meyer, Geschichte der Stadt Verden, 9; I. Ma-
thiesen, 21; E. Leßke; E. Keyser, 362. — 1591
begründete Philipp Sigismund eine zweite Prediger-
stelle an St. Johannis, die auch trotz schlechter Do-
tierung gleich besetzt wurde (vgl. die Bestallungs-
urkunde des Heinrich Neuhaus für das Kaplanat an
St. Johannis vom 17. April 1599 und das Konzept
der Vokationsurkunde für Heinrich Dornemann vom

6. Jtili 1612 im Stadt-A. Verden: G IV, 1, 1). Erst
1612 dotierten Bürgermeister und Rat im Einver-
nehmen mit dem Bischof die Stelle besser (Akten
darüber im Stadt-A. Verden: G IV 1, 1 und G VIII
2, 1). Vgl. D. Sonne, Geschichte der Domschule
1,15; dazu Die beiden ersten Jahrhunderte der Dom-
Schule, 11.

41 Die Norder- oder Altstadt (vgl. unten Anm. 95) be-
saß eine Schule bei der Nikolaikirche; vgl. J. H.
Pratje, Altes und Neues VI, 152; D. Sonne, Ge-
schichte der Domschule I, 8; Kunstdenkmäler der

Die andern canonici aber, die zu solchem offent-
lichen und hohen ampte nicht verbunclen und ver-
pflichtet sein, sollen mit gebürendem fleiß den chor
besuchen und den gesang mit andacht helfen ver-
richten.

In der kirchen S. Johannis 40 soll auch, wie im
dom und in der collegiatkirchen, es mit der vesper
und metten gehalten werden. Dieweil aber bey der-
selbigen kirch keine eigene und besondere schul 41
gehalten wird, auch keine vicarii dabey residieren 42

Provinz Hannover V, 1, 102f.; C. Meyer, Alt-Ver-
den, 35. Im Süderende hatte außer dem Dom auch
die Andreaskirche eine Schule; vgl. W. v. Hoden-
berg, Verdener Geschichtsquellen I, 47 ff.; Kunst-
denkmäler der Provinz Hannover V, 1, 69. — Wei-
teres vgl. bei v. Ortenberg, 39ff.; H. Nack,
Stadt Verden, 49.

42 Auch zur Johanniskirche gehörten zahlreiche Vika-
rien. Nach einem im Stadt-A. Verden (E I 2, 1) vor-
handenen Verzeichnis in Quart aller Vikarien der
Kirchen in Verden (aufgestellt in der ersten Hälfte
des 17. Jh.s) waren es folgende (vgl. auch ein zweites
Verzeichnis ebd. in Folio): 1. V. Philippi et Jacobi,
2. V. Petri, Pauli, 3. V. Antonii, 4. V. Joannis et
Thomae, 5. V. 1000 martyrum, 6. V. Gertrudis, 7. V.
Catharinae. Vgl. auch J. H. Pratje, Altes und
Neues I, 115; Ch. G. Pfannkuche, Die neuere
Geschichte, 174 ff.; Kunstdenkmäler der Provinz
Hannover V, 1, 82. Als die Kirche unter der
Wirksamkeit des bereits 1561 von Bischof Georg aus
Köln berufenen Pfarrers Hinrich Busch der Refor-
mation erschlossen wurde, gelang es diesem, die Vi-
kare zu verdrängen. Die Vikarie Petri et Pauli wurde
von den Patronen, der Familie von Kenkel, allmäh-
lich eingezogen. Die Vikarie Philippi et Jacobi, die
abwechselnd vom Bischof und vom jeweiligen Pa-
stor zu vergeben war, legte Philipp Sigismund 1619
auf ewige Zeiten dem Pfarrdienst bei (das Verdener
Verzeichnis in Quart: „Ist dem predigstul incorpo-
rirt“). Sie ist anscheinend auch im Protokoll des
Generalkapitels vom 4. Juni 1567 gemeint, als vom
Kapitel vorgeschlagen wurde, zur besseren Besol-
dung des Pastors an der St. Johanniskirche des Bi-
schofs und des Pastors Vikarie dem Predigtstuhl zu
inkorporieren (vgl. Staats-A. Hann. Stade Br. Arch.
Des. 8 a Fach 11 Nr. 1). Auch die Vikarie Gertrudis
wurde dem Predigtstuhl inkorporiert (das Verdener
Verzeichnis in Quart: „Ist dem predigstul incorpo-
rirt.“), nachdem es dem Rat gelungen war, den Pa-
tronat, den ursprünglich die Brüderschaft und Gilde
Unser Lieben Frauen, dann die Schustergilde inne-
gehabt hatte, an sich zu bringen. Am 29. April 1612
nahmen Bürgermeister und Rat in Aussicht, die Vi-
karie Gertrudis zu einem Drittel der ersten, zu zwei
Dritteln der zweiten Predigerstelle (vgl. oben
Anm. 40) zuzulegen, sobald der Lehnsträger stürbe.
Doch gab es später noch einen langen Streit,

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