Stift Verden
mit außerlesenen sprüchen der heiligen schrift den
pfarkindern gezeiget und mit den besten exempeln
illuminieret und heraußgestrichen werden.
Es muß auch die antithesis dabey nicht verges-
sen, sondern (mit wenig worten) angezeiget wer-
den, was solcher heylsamen lehr göttliches worts
zuwieder, und wie sich die auditores dafür hüten
sollen.
Nicht weniger muß auch die applicatio und der
usus mitgenomen werden, das man den einfeltigen
gleichsam als mit fingern zeige und es ihnen wol
einbleue, wie sie alles auf sich selbs applicieren und
es ihm ein jeder für sein person in geistlichen und
leiblichen anfechtungen, in leben und sterben zu
nütz machen und recht gebrauchen solle.
Dazu gehöret, das ein prediger fleissig bete und
studiere, das er es allenthalben in seinem ambte
treulich und aufrichtig meine. Er muß sich selbs
auch mitnehmen und also, was er andern predigt,
auch auf sein person ziehen. Er muß auch mit fleiß
observieren, wie andere grosse leut diß kunststück
in acht genomen und sich darin geübet haben; de-
nen muß er gedenken nachzufolgen und von Gott
dem heiligen Geiste das gedeyen bitten und erwar-
ten. Und ist einmal gewiß, wer es hie wol triefft,
der ist wol für einen meister zu halten; den in die-
sem fall mangelt es auch wolgelerten, alten und
erfahrnen theologis.
Am ende und zum beschluß der predigt sollen
die heuptstück sambt den angezogenen lehrpunk-
ten, und was dazu gehörig, ordentlich, aber doch
kürzlich, wiederholet werden, damit es die zuhörer
desto besser behalten und mit sich heimtragen kön-
nen.
Das alles und was sonsten ein evangelischer pre-
diger in seinem ordentlichen ambt und beruff zu
verrichten, soll allein zu dem ende geschehen, das
ware erkentniß und furcht Gottes, glaub an Chri-
stum, fried und freude, auch liebe gegen Gott und
33 Von „die heilige tauf “ bis „geschehen“ beinahe wört-
liche Übereinstimmung mit der Lüneburger KO und
der Wolfenbüttler KO, Sehling VI, 1, 554. 156.
Entsprechend auch die Oldenburger KO, Bl. Ff II v.
34 Die hier vorangegangenen Anordnungen lehnen sich
fast wörtlich an die entsprechenden der Wolfenbütt-
ler KO an;vgl. Sehling VI, 1, 156. Die Lüneburger
KO sieht vor, daß die Taufsteine „oben vor dem
chor und ein trit oder zween in die höhe“ gesetzt
menschen in der zuhörer herzen, daneben gedult
und trost in kreuz und leiden erwecken und in
summa ware gottseligkeit und, soviel immer müg-
lich, christliche zucht, disciplin und erbarkeit be-
fordert werde.
Von der heiligen taufe.
Dieweil das göttliche, hochwirdige und heylsame
sacrament der heiligen taufe von unserm Herrn
Christo selbst eingesetzt, der erste eingang in die
christliche kirch, gemeinschaft der heiligen und
aller himlischen schätz und gütter ist, so ist es je
christlich und hochnötig, das dieses hohe und hei-
lige sacrament mit hohem ernst, reverenz und an-
dacht verrichtet werde.
Dazu gehöret und ist vonnöten, das in hande-
lung desselben ernstliche, christliche und nützliche
ceremonien, lectionen, gebett, fragen, bekäntniß
des glaubens etc. gebraucht werden.
Auf das dadurch die eltern, gevattern und umb-
stehende der lehr von der heiligen taufe, der erb-
sünde, der erlösung, durch Christum Jhesum ge-
schehen, wiedergeburt und verneuerung durch den
heiligen Geist, item ihres glaubens und anruffung,
deßgleichen auch der danksagung zu Gott für den
teufling erinnert werden, demnach so soll die hei-
lige tauf erstlich nicht im winkel oder heimlich, son-
dern in facie ecclesiae, in offentlicher gemein und
versamlung geschehen 33 und gehalten werden.
Zu dero behuff sollen in allen kirchen dieses stifts,
woferne es nicht allbereyt also verordnet, die tauf-
steine an einem gelegenen ehrlichen orte und einen
oder zween tritt in die höhe gesetzt werden 34, wie
wir dan auch daneben wollen, das der segen uber
die kinder nicht mehr im winkel, sondern in alles
dieses unsers stifts kirchen und für der ganzen ver-
samlung und gemein offentlich für dem altar ge-
sprochen werden soll 35.
Zum andern 36 sollen die leute vermahnet wer-
werden sollen; vgl. Sehling VI, 1, 554. Zur Verle-
gung der Taufsteine in den Chor (Altarnähe) in den
Reformationskirchen vgl. J. Beckmann, EKL III,
1311; A. Dieck, ebd. 1314.
35 Vgl. dazu unten Anm. 48.
36 Dieser Absatz lehnt sich eng an die entsprechende
Stelle in der Lüneburger KO und in der Wolfenbütt-
ler KO an; vgl. Sehling VI, 1, 554. 156.
168
mit außerlesenen sprüchen der heiligen schrift den
pfarkindern gezeiget und mit den besten exempeln
illuminieret und heraußgestrichen werden.
Es muß auch die antithesis dabey nicht verges-
sen, sondern (mit wenig worten) angezeiget wer-
den, was solcher heylsamen lehr göttliches worts
zuwieder, und wie sich die auditores dafür hüten
sollen.
Nicht weniger muß auch die applicatio und der
usus mitgenomen werden, das man den einfeltigen
gleichsam als mit fingern zeige und es ihnen wol
einbleue, wie sie alles auf sich selbs applicieren und
es ihm ein jeder für sein person in geistlichen und
leiblichen anfechtungen, in leben und sterben zu
nütz machen und recht gebrauchen solle.
Dazu gehöret, das ein prediger fleissig bete und
studiere, das er es allenthalben in seinem ambte
treulich und aufrichtig meine. Er muß sich selbs
auch mitnehmen und also, was er andern predigt,
auch auf sein person ziehen. Er muß auch mit fleiß
observieren, wie andere grosse leut diß kunststück
in acht genomen und sich darin geübet haben; de-
nen muß er gedenken nachzufolgen und von Gott
dem heiligen Geiste das gedeyen bitten und erwar-
ten. Und ist einmal gewiß, wer es hie wol triefft,
der ist wol für einen meister zu halten; den in die-
sem fall mangelt es auch wolgelerten, alten und
erfahrnen theologis.
Am ende und zum beschluß der predigt sollen
die heuptstück sambt den angezogenen lehrpunk-
ten, und was dazu gehörig, ordentlich, aber doch
kürzlich, wiederholet werden, damit es die zuhörer
desto besser behalten und mit sich heimtragen kön-
nen.
Das alles und was sonsten ein evangelischer pre-
diger in seinem ordentlichen ambt und beruff zu
verrichten, soll allein zu dem ende geschehen, das
ware erkentniß und furcht Gottes, glaub an Chri-
stum, fried und freude, auch liebe gegen Gott und
33 Von „die heilige tauf “ bis „geschehen“ beinahe wört-
liche Übereinstimmung mit der Lüneburger KO und
der Wolfenbüttler KO, Sehling VI, 1, 554. 156.
Entsprechend auch die Oldenburger KO, Bl. Ff II v.
34 Die hier vorangegangenen Anordnungen lehnen sich
fast wörtlich an die entsprechenden der Wolfenbütt-
ler KO an;vgl. Sehling VI, 1, 156. Die Lüneburger
KO sieht vor, daß die Taufsteine „oben vor dem
chor und ein trit oder zween in die höhe“ gesetzt
menschen in der zuhörer herzen, daneben gedult
und trost in kreuz und leiden erwecken und in
summa ware gottseligkeit und, soviel immer müg-
lich, christliche zucht, disciplin und erbarkeit be-
fordert werde.
Von der heiligen taufe.
Dieweil das göttliche, hochwirdige und heylsame
sacrament der heiligen taufe von unserm Herrn
Christo selbst eingesetzt, der erste eingang in die
christliche kirch, gemeinschaft der heiligen und
aller himlischen schätz und gütter ist, so ist es je
christlich und hochnötig, das dieses hohe und hei-
lige sacrament mit hohem ernst, reverenz und an-
dacht verrichtet werde.
Dazu gehöret und ist vonnöten, das in hande-
lung desselben ernstliche, christliche und nützliche
ceremonien, lectionen, gebett, fragen, bekäntniß
des glaubens etc. gebraucht werden.
Auf das dadurch die eltern, gevattern und umb-
stehende der lehr von der heiligen taufe, der erb-
sünde, der erlösung, durch Christum Jhesum ge-
schehen, wiedergeburt und verneuerung durch den
heiligen Geist, item ihres glaubens und anruffung,
deßgleichen auch der danksagung zu Gott für den
teufling erinnert werden, demnach so soll die hei-
lige tauf erstlich nicht im winkel oder heimlich, son-
dern in facie ecclesiae, in offentlicher gemein und
versamlung geschehen 33 und gehalten werden.
Zu dero behuff sollen in allen kirchen dieses stifts,
woferne es nicht allbereyt also verordnet, die tauf-
steine an einem gelegenen ehrlichen orte und einen
oder zween tritt in die höhe gesetzt werden 34, wie
wir dan auch daneben wollen, das der segen uber
die kinder nicht mehr im winkel, sondern in alles
dieses unsers stifts kirchen und für der ganzen ver-
samlung und gemein offentlich für dem altar ge-
sprochen werden soll 35.
Zum andern 36 sollen die leute vermahnet wer-
werden sollen; vgl. Sehling VI, 1, 554. Zur Verle-
gung der Taufsteine in den Chor (Altarnähe) in den
Reformationskirchen vgl. J. Beckmann, EKL III,
1311; A. Dieck, ebd. 1314.
35 Vgl. dazu unten Anm. 48.
36 Dieser Absatz lehnt sich eng an die entsprechende
Stelle in der Lüneburger KO und in der Wolfenbütt-
ler KO an; vgl. Sehling VI, 1, 554. 156.
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