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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0206
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Stift Verden

der grossen, unaußsprechlichen gnad und barm-
herzigkeit Gottes und nicht zweyfeln, solche leibs-
frucht, die durch das gebet der eltern und anderer
Christen, so dabey gewesen, Gott in seine gnade
befohlen, sey auch von ihme in dem namen Christi
zu gnaden und ewigen leben angenommen.

Zum vierden sol auch mit vorgemelten personen
geredet werden, wie sie sich halten sollen, wenn die
hohe notdurft erfordert, daß das geborne kindlein
seiner schwacheit halben soll und muß im hause
getauft werden, nemlich, da man in der eyl nicht
einen prediger darzu haben kan (welcher, da es sich
leiden wil, darzu erfordert soll werden), das die
frauen, so da vorhanden sein, eine person, drey,
vier, fünf, sechs oder mehr, Gott im himmel an-
ruffen sollen und das kind, so getauft werden soll,
in seine zugesagte gnaden durch ein herzgründlich
gebet befehlen und darnach wasser nemen und das
kindlein damit teufen im namen des Vaters, des
Sohns und des heiligen Geistes, auch nicht zwey-
feln, das kind sey recht getauft, weil es nach Christi
befehl getauft worden.

Diese unterrichtung soll oftermals geschehen, wie
zuvor vermeldet, damit auch in solchem fall alles
christlich zugehen möge.

Wir wöllen auch, das, wenn ein kindlein also in
der not getauft und im leben bleybet, dennoch in
die kirchen soll getragen werden umb nachgesetzter
ursach willen:

Erstlich umb der eltern willen, auf das dieselbige
durch das offentlich gezeugnis des pastoris mögen
vorgewisset werden, das ihre kindlein, so in der not
nach Christi bevelch getauft, recht getauft und der-
halben durch die empfangene heilige taufe warhaf-
tigen in der zall der gemeine Gottes eingeleibet und
angenommen und von allen ihren sünden abgewa-
schen sein, auch zu kinder Gottes und in Christo
Jhesu zu erben aller himlischen güter worden.

Zum andern auch umb der lieben kindlein wil-
len, so in der not getauft sein, auf das dieselbigen
hernachmals von der gemeine Gottes ihrer emp-
fangenen taufe desto mehr zeugnis haben mögen
und sich derselbigen in allen anfechtungen und an-
ligen desto gewisser zu trösten haben.

Zum letzten auch umb der gemeine Gottes wil-
len, auf das die 55 durch solche offentliche bestetti-
gung solcher nottaufe, so von frauen geschehen, er-
innert werde, das man in den heiligen sacramenten
für allen dingen achtung geben solle auf die einset-
zung Jhesu Christi, und da dieselbige gehalten wird,
da sey an den sacramenten und ihrer kraft nicht
zu zweyfeln; denn die sacrament ja nicht gebun-
den an sonderliche örter, stand, condition, wirdig-
keit oder unwirdigkeit der personen oder andere
außwendige circumstantias, sondern allein auf die
einsetzung des Herrn Jesu Christi und auf Gottes
befehl und zusage.

Umb dieser jetzt gemelten ursachen willen wöllen
wir, das auch nach empfangener nottaufe die kind-
lein, wenn sie im leben bleyben, in die kirchen und
versamlung der gemeine sollen gebracht werden
etc.

Und wenn das geschicht, alsdann soll der pfar-
her oder kaplan die leute allenthalben fleissig fra-
gen:

Erstlich, ob das kind getauft sey.

Wird nun geantwortet:

Ja,

So frage der pfarherr ferner:

Durch wen ist solches geschehen, und wer ist da-
bey gewesen ?

Spricht den jemand:

Die und die personen N. und N. sind dabey ge-
wesen, und die person hat dem kind die taufe ge-
ben,

So frage er weiter:

Womit habt ihr getauft ?

Antwort man denn:

Mit wasser,

So frage er:

Mit was worten habt ihr getauft ?

So man den saget:

Im namen des Vaters und des Sons und des hei-
ligen Geistes,

So frage er entlich:

Wisset ihr, das ihr der wort also gebraucht habt ?

Und wo sie darauf antworten:

Ja, wir wissens,

65 Druckvorlage: wir. Lüneburger, Wolfenbüttler und Oldenburger KO wie der Text.

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