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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0208
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Stift Verden

geendigter communion oder predigt für den altar
kommen. Und da soll der kirchendiener uber sie aus
etlichen psalmen lesen, ohngefehr auf diese forrn
und weise:

Weil 58 euch dar der liebe Gott mit leibesfrucht
gesegnet, in kindesnöten mit allen gnaden geholfen,
ein lebendiges, gesundes kindlein gegeben und das-
selbige auch mit seiner heiligen taufe begnadet und
euch wiederumb zu euer leibsgesundheit verholfen
hat, solt ihr solchen segen, gabe und woltat des
frommen Gottes erkennen und ihme dafür von her-
zen danksagen. Das ihr nun solchs mit warer an-
dacht im rechten glauben tun möget, so höret erst-
lich Gottes wort.

So schreibet der liebe David im 22. psalm [10f.]:

Du hast mich aus meiner mutter leibe gezogen,
du warest meine zuversicht, da ich noch an meiner
mutter brüsten war. Auf dich bin ich geworfen aus
mutterleibe, du bist mein Gott von meiner mutter
leibe an.

Und im 127. psalm [3-5]:

Sihe, kinder seind eine gabe des Herrn, und lei-
besfrucht ist ein geschenke. Wie die pfeyle in der
hand eines starken, also geraten die jungen kna-
ben. Wol dem, der seine köcher derselben voll hat,
die werden nicht zuschanden, wenn sie mit ihren
feinden handeln im tor.

Und im 128. psalm [1 ff.]:

Wol dem, der den Herrn fürchtet und auf seinen
wegen gehet. Du wirst dich nehren deiner hende
arbeyt, wol dir, du hasts gut. Dein weib wird sein
wie ein fruchtbar weinstock umb deinhausherumb,
deine kinder wie die olzweig umb deinen tisch her.
Sihe, also wird gesegnet der man, der den Herrn
fürchtet. Der Herr wird dich segnen aus Zion, das
du sehest das glück der Jerusalem dein leben lang
und sehest deine kindeskinder. Friede uber Israel.

Darnach auch im 139. psalm [14-18]:

Ich danke dir darüber, das ich wunderbarlich ge-
macht bin, wunderbarlich seind deine werke, und
das erkennet meine seele wol. Es war dir mein ge-
bein nicht verbolen, da ich im verborgen gemacht
ward, da ich gebildet ward unten in der erden.

kind mit zur kirche zu nehmen oder daheim zu las-

sen.

58 Folgendes bis zum Schluß des Formulars vgl., ab-

Deine augen sahen mich, da ich noch unbereitet
war, und waren alle tage auf dein buch geschrie-
ben, die noch werden solten und derselben keiner
da war. Aber wie köstlich sind für mir, Gott, deine
gedanken! Wie ist ihr so ein grosse summa! Solt
ich sie zelen, so würden ihr mehr sein dann des san-
des.

Hie höret ihr, obwol von wegen der sünde uber
alle Eve töchter dieser fluch gangen: Ich wil dir viel
kummer schaffen, wenn du schwanger wirst. Du
solt mit schmerzen kinder geberen [Gen 3, 16], wel-
ches auch noch wehret zur erinnerung, das die kin-
der in sünden empfangen und geboren werden, das
es gleichwol ein sonderlich gnadenwerk der schöp-
fung Gottes sey, das ein frau mit leibsfrucht geseg-
net, das kindlein in mutterleibe formieret, ernehret
und erhalten, die mutter in grossen engsten und
kindesnöten entbunden und mit einem frölichen an-
blick einer lebendigen, gesunden frucht erfreuet
wird, und das wir schüldig sein, solch gnadenwerk,
segen und woltat des fromen Gottes in demut zu
erkennen und ihm von herzen im namen seines lie-
ben Sohns dafür danken und bitten, das er ihm
auch hinfüro beyde, mutter und kind, in gnaden
wölle lassen befohlen sein, wöllet derhalben euer
herz erheben und mit mir also beten:

Allmechtiger Herr Gott, der du mann und frauen
geschaffen hast und zum ehestand verordnet, dar-
zu mit früchten des leibes gesegnet und selber der
bist, von dem der liebe David saget [Ps 22, 10]: Du
hast mich geformieret und aus mutterleibe ge-
zogen, wir erkennen solch dein geschöpf, gnaden-
werk, ordnung und segen, das du diese gegenwer-
tige frauen mit leibesfrucht gesegnet und ihr in
ihren grossen engsten und kindesnöten als ein gne-
diger Vater umb deines lieben Sons willen gnedig-
lich geholfen und ihr einen frölichen anblick einer
lebendigen, gesunden frucht bescheret, dieselbige
auch durch die heiligen taufe in das reich deiner
gnaden zum kind und erben des ewigen lebens an-
genomen und der mutter auch zu ihres leibes ge-
sundheit in gnaden wiederumb geholfen hast. Wir
danken dir dafür in schüldiger demut von herzen

gesehen von einigen Varianten, auch in der Lauen-

burger KO, Bl. 188 ff.

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