Kirchenordnung 1543
volke de benedictio [Num 6, 24-26]: De Here segne
dy und behode dy.
Wi gebruken averst in der missen alven, misse-
wand, lichte und laken up dem altar umme des ge-
meinen volkes willen und ergernisse to vormiden.
Nicht, dat idt ein nödig dink sy edder dat sunder-
liche hillicheit daran gelegen sy. By den kranken,
wen de berichtet werden, bruke wy nener sunder-
liken kleider, ock nicht by der döpe etc.
Van dem echtenstande 36 und
tohopegeven 37.
So sich wol 38 in den echtenstand wil begeven, de
schal sich tovorn laten vom predigstole affkündi-
gen und dat gemene bedt begeren, und idt were fin,
dat brudt und brudegam sich leten apenbar in der
kercken tohopegeven. Und so de brudt worde tor
kercken gahn, soll men vor der brudtmisse singen:
Te Deum laudamus dudesch effte latein 39 und den
psalm [128] Woll dem, de in Gades fruchten steit etc.
Und idt scholen de benediction aver brudt und
brudegam gelesen werden.
Van der armen kasten 40.
Idt schal in allen kerspelskercken eine armekaste
werden upgerichtet. Dar schal und mag ein jeder
in geven to behoff der armen, soveele em Godt int
herte sendet. Hirto scholen twe diaken verordnet
werden, de dat geld sammelen under dem sermone
des Sondags. Ock schal hirei [!] geoffert werden,
wen man einem doden folget. Dit geld schal mit
36 = Ehestand; vgl. Lasch und Borchling I, 511.
37 Vgl. unten S. 260f. das entsprechende Kapitel der
StadtKO.
38 = wer, jemand; vgl. Schiller und Lübben V, 759.
39 Vgl. oben S. 163, Anm. 90 und S. 153, Anm. 36.
40 Vgl. unten S. 261f. das entsprechende Kapitel der
StadtKO.
41 = Mitwissen; vgl. Schiller und Lübben III, 56.
42 Vgl. hierzu das Kapitel „Van den predicanten und
eren arbeyde“ in der StadtKO, unten S. 248f.
43 = Irrtum, falsche Lehre; vgl. Schiller und Lüb-
ben I, 716; Lasch und Borchling I, 580.
44 B. Spiegel liest statt „ehne nu recht“: „ahne un-
recht“ (ebenso F. Flaskamp, Bonnus, unter Zu-
grundelegung von Spiegels Edition). Die Lesart ist
falsch.
45 Vgl. oben S. 194 mit Anm. 30.
46 Nach B. Spiegel, Bonnus, 186, Anm. 1, enthielt
medewedten 41 des kerckherren armen hußarmen
uhtgedelet werden in den kerspeln etc.
Van underholdunge der pastorn 42.
Idt moten de pastorn so vele hebben vor eren
arbeit, dat se konnen ehrlich hußholden; wente se
werden nunmer eres studerendes und kerckenden-
stes vlitiger wahrnemmen als tovorn. Derhalven
scholen ene de drosten und amptleute unsers gne-
digen forsten und hern behulplich wesen bi den
kerspelsluden, dat se krigen, wat en behoert von
oldings; wente hebben de hußlude vele gegeven ins
erdom 43 under dem pawestdom, so sint se schuldig,
dat se nun under dem evangelio vehle mehr don to
underholdinge ehrer pastorn, de ehne nu recht 44
und reine Gades wort predigen.
Idt schal ock de veertidenpenning 45 nach older
gewonheit 46 gegeven werden.
Vam ehelichem levende der pastorn 47.
De pastorn und kappellane, de nu dat evange-
lium predigen, schollen ehrlichen hußholden und
nicht in untucht und andern offentlichen sunden
und schanden leven. Derhalven scholen sie nach
der lehre S. Pauli [1. Tim 3, 2ff.] ehre echten 48
haußfrouwen hebben und ere kinder ehrlichen up-
teen, damit sie einem ideren gude exempel geven
und nemand ergerlieck syn.
Van den bokern, de den pastorn vonnoden
und nudte syn 49.
Idt scholen de kerckschwaren up den kerspeln
die Münstersche Hs hier noch die Worte: upf Wei-
nachten, Paschen, Pinxten und Michaelis. — Vgl.
auch F. Flaskamp, der diese Worte hier in Klam-
mern hinzufügt.
47 Ein entsprechendes Kapitel fehlt in der StadtKO.
Vgl. aber das Kapitel „Van den predicanten und eren
arbeyde“, unten S. 248f.
48 = ehelichen; vgl. Schiller und Lübben I, 622;
Lasch und Borchling I, 508.
49 Ein entsprechendes Kapitel fehlt in der StadtKO.
Die Lübecker KO von 1531 hat ein Kapitel „De li-
brie“; vgl. Sehling V, 340. Entsprechende Kapitel
haben auch die Hamburger KO von 1529 und die
Braunschweiger KO von 1528; vgl. Sehling V, 499f.
VI, 1, 396. Sie sind aber nur auf Stadtverhältnisse
anwendbar (Hamburg und Lübeck sehen eine öffent-
liche Bibliothek bei den Lateinschulen vor; Braun-
schweig hatte seine Bibliothek bei der Andreas-
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15 Sehling, Niedersaehsen II/l
volke de benedictio [Num 6, 24-26]: De Here segne
dy und behode dy.
Wi gebruken averst in der missen alven, misse-
wand, lichte und laken up dem altar umme des ge-
meinen volkes willen und ergernisse to vormiden.
Nicht, dat idt ein nödig dink sy edder dat sunder-
liche hillicheit daran gelegen sy. By den kranken,
wen de berichtet werden, bruke wy nener sunder-
liken kleider, ock nicht by der döpe etc.
Van dem echtenstande 36 und
tohopegeven 37.
So sich wol 38 in den echtenstand wil begeven, de
schal sich tovorn laten vom predigstole affkündi-
gen und dat gemene bedt begeren, und idt were fin,
dat brudt und brudegam sich leten apenbar in der
kercken tohopegeven. Und so de brudt worde tor
kercken gahn, soll men vor der brudtmisse singen:
Te Deum laudamus dudesch effte latein 39 und den
psalm [128] Woll dem, de in Gades fruchten steit etc.
Und idt scholen de benediction aver brudt und
brudegam gelesen werden.
Van der armen kasten 40.
Idt schal in allen kerspelskercken eine armekaste
werden upgerichtet. Dar schal und mag ein jeder
in geven to behoff der armen, soveele em Godt int
herte sendet. Hirto scholen twe diaken verordnet
werden, de dat geld sammelen under dem sermone
des Sondags. Ock schal hirei [!] geoffert werden,
wen man einem doden folget. Dit geld schal mit
36 = Ehestand; vgl. Lasch und Borchling I, 511.
37 Vgl. unten S. 260f. das entsprechende Kapitel der
StadtKO.
38 = wer, jemand; vgl. Schiller und Lübben V, 759.
39 Vgl. oben S. 163, Anm. 90 und S. 153, Anm. 36.
40 Vgl. unten S. 261f. das entsprechende Kapitel der
StadtKO.
41 = Mitwissen; vgl. Schiller und Lübben III, 56.
42 Vgl. hierzu das Kapitel „Van den predicanten und
eren arbeyde“ in der StadtKO, unten S. 248f.
43 = Irrtum, falsche Lehre; vgl. Schiller und Lüb-
ben I, 716; Lasch und Borchling I, 580.
44 B. Spiegel liest statt „ehne nu recht“: „ahne un-
recht“ (ebenso F. Flaskamp, Bonnus, unter Zu-
grundelegung von Spiegels Edition). Die Lesart ist
falsch.
45 Vgl. oben S. 194 mit Anm. 30.
46 Nach B. Spiegel, Bonnus, 186, Anm. 1, enthielt
medewedten 41 des kerckherren armen hußarmen
uhtgedelet werden in den kerspeln etc.
Van underholdunge der pastorn 42.
Idt moten de pastorn so vele hebben vor eren
arbeit, dat se konnen ehrlich hußholden; wente se
werden nunmer eres studerendes und kerckenden-
stes vlitiger wahrnemmen als tovorn. Derhalven
scholen ene de drosten und amptleute unsers gne-
digen forsten und hern behulplich wesen bi den
kerspelsluden, dat se krigen, wat en behoert von
oldings; wente hebben de hußlude vele gegeven ins
erdom 43 under dem pawestdom, so sint se schuldig,
dat se nun under dem evangelio vehle mehr don to
underholdinge ehrer pastorn, de ehne nu recht 44
und reine Gades wort predigen.
Idt schal ock de veertidenpenning 45 nach older
gewonheit 46 gegeven werden.
Vam ehelichem levende der pastorn 47.
De pastorn und kappellane, de nu dat evange-
lium predigen, schollen ehrlichen hußholden und
nicht in untucht und andern offentlichen sunden
und schanden leven. Derhalven scholen sie nach
der lehre S. Pauli [1. Tim 3, 2ff.] ehre echten 48
haußfrouwen hebben und ere kinder ehrlichen up-
teen, damit sie einem ideren gude exempel geven
und nemand ergerlieck syn.
Van den bokern, de den pastorn vonnoden
und nudte syn 49.
Idt scholen de kerckschwaren up den kerspeln
die Münstersche Hs hier noch die Worte: upf Wei-
nachten, Paschen, Pinxten und Michaelis. — Vgl.
auch F. Flaskamp, der diese Worte hier in Klam-
mern hinzufügt.
47 Ein entsprechendes Kapitel fehlt in der StadtKO.
Vgl. aber das Kapitel „Van den predicanten und eren
arbeyde“, unten S. 248f.
48 = ehelichen; vgl. Schiller und Lübben I, 622;
Lasch und Borchling I, 508.
49 Ein entsprechendes Kapitel fehlt in der StadtKO.
Die Lübecker KO von 1531 hat ein Kapitel „De li-
brie“; vgl. Sehling V, 340. Entsprechende Kapitel
haben auch die Hamburger KO von 1529 und die
Braunschweiger KO von 1528; vgl. Sehling V, 499f.
VI, 1, 396. Sie sind aber nur auf Stadtverhältnisse
anwendbar (Hamburg und Lübeck sehen eine öffent-
liche Bibliothek bei den Lateinschulen vor; Braun-
schweig hatte seine Bibliothek bei der Andreas-
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15 Sehling, Niedersaehsen II/l