2. Verordnung von Burgmännern und Rat zu Quakenbrück zur Einführung der
Kirchenordnung des Bonnus 1543 1.
1. Erstlich so sal alle jore up der hilligen drefol-
diheit dag eine gemene danksegginge geschein in
der kerken vor de groten gave und gnade Gades,
dat dorch unseren gnedigen fursten und heren,
heren Franz, bisschop to Münster und Ossenbrugge,
administrator des stiftes Mynden, grave von Wal-
degk, unsern genedigen heren, dusser statt Qwaken-
brugh dat hillige evangelium und de rechte gebruick
der hilligen sacramente sampt anderen christlichen
ceremonien gegeven is, und dat men Godt bidde,
dat wy und alle unse nakomelinge by solcker ge-
nade des hilligen godtlichen wordes stedes mogen
bliven.
2. Tom anderen so willen borchmanns und radt
ernstliken gebaden hebben, dat nemand, he sy bor-
ger offte 2 inwonner, schende offte lastere de lere
des hilligen evangelii und de hilligen sacramente,
so nu tor tidt by uns gebrucket werden.
3. Tom drudden so zollen alle feste, so in unser
ordeninge vorvatet, benevenst den Sondagen ganz
gefieret werden; de aposteldage sollen up den
vormiddag gefieret werden, und sal datevange-
lium werden gepredigt 3. Und so we moetwilligen
worde hirjege handeln, den wil ein erbar rat mit
1 Druckvorlage: Quakenbrücker Festschrift, 22f. —
Um 1235 hatte Bischof Konrad I. auf dem Boden
des bischöflichen Fronhofes Quakenbrück eine Lan-
desburg gegründet (vgl. Urkundenbuch II, Nr. 342.
III, Nr. 636. 642), doch hatte sich eine eigentliche
Burg mit Vorburg in Quakenbrück nicht entwickelt.
Im Mittelalter wird der ganze Ort als „dat slot“ be-
zeichnet, offenbar wegen des vorherrschenden Ein-
flusses der Burgmannschaft (= Dienstmannschaft,
Ritterschaft), auch als „tynachte were“ (vgl. Burg-
mannsrecht von 1422, abgedruckt in: MO 3 [1853],
361 ff.). Ursprünglich wurde das Gemeinwesen allein
von der Burgmannschaft verwaltet. Seit ca. 1469 war
auch die Bürgerschaft im Rat vertreten, und seit
1492 bestand der Rat aus vier Burgmännern und
vier Bürgern. Im Laufe des 16. Jh.s bildeten dann
sechs Bürger den Rat, die Burgmannschaft daneben
ein eigenes Kollegium. Diese Regelung setzt unsere
Verordnung offenbar voraus. Vgl. Stüve, Das Burg-
mannsrecht von Quakenbrück vom Jahre 1422, in:
MO 3 (1853), 352ff.; H. Rothert, Geschichte der
brocke 4 eines joachimsdalers 5 sunder genade straf-
fen laten.
4. Tom veerden so geboden ock borchmanns und
rat den jarliken veertidepenninck 6 to geven in dat
becken; we dat nicht worde doin, schal ock nicht
ungestraffet bliven.
5. Tom vofften schall sich nemantz vordriesten 7,
des Sondages und up de virdage vor tein uhren
barnewin 8 offte jenige krogerie to tappen 9 offte to
holden 10 - by pene twe joachimsdalere.
6. Tom sesten willen wy ock vorbaden hebben,
dat nemantz hemelike frie make ane rat und willen
siner oldern offte der negesten frunde 11; und so sol-
kes geschege, sal ock nicht ungestraffet bliven.
7. Tom sevenden willen wy ock und gebeden, dat
alle, de in unplicht buten dem eestande tohope
leven, sich mit dem ersten to echte 12 nemen offte
sick ganz vorlaten, edder edt wille wy solck un-
tuchtich, unehrlich levent nicht ungestrafft laten.
8. Tom achten: So we in eebrekerie werde be-
funden, sal upt hogeste gestraffet werden.
9. Tom negeden so gebut und vormanet ein rat
alle borgere un inwonners, dat ein idr sine kinner
tom arbeide holde und late se so by huse lank dat
Stadt Quakenbrück in älterer Zeit, in: MO 43 (1920),
9ff. 76 ff.; Heimatbuch des Kreises Bersenbrück I 2.
1949, 137ff.; E. Keyser, 297f. - Zu Bonnus vgl.
oben S. 222, Anm. 1.
2 = oder; vgl. Schiller und Lübben III, 216.
3 Vgl. die KO, oben S. 223f.
4 Brocke = Strafgeld für den Gesetzesbruch, die
Brüche; vgl. Schiller und Lübben I, 429f.;
Lasch und Borchling I, 351.
5 Vgl. oben S. 187f., Anm. 4.
6 Vgl. die KO, oben S. 225 mit Anm. 45.
7 = erdreisten; vgl. Schiller und Lübben V, 345;
Lasch und Borchling I, 804.
8 = Branntwein; vgl. Schiller und Lübben l, 250;
Lasch und Borchling I, 224.
9 = zapfen; vgl. Schiller und Lübben IV, 511f.
10 Vgl. die Osnabrücker StadtKO unten S. 262f. mit
Anm. 88 und 89.
11 Vgl. ebd. S. 260 mit Anm. 63.
12 = Ehe;vgl. Schillerund Lübben l, 622;Lasch
und Borchling I, 509.
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Kirchenordnung des Bonnus 1543 1.
1. Erstlich so sal alle jore up der hilligen drefol-
diheit dag eine gemene danksegginge geschein in
der kerken vor de groten gave und gnade Gades,
dat dorch unseren gnedigen fursten und heren,
heren Franz, bisschop to Münster und Ossenbrugge,
administrator des stiftes Mynden, grave von Wal-
degk, unsern genedigen heren, dusser statt Qwaken-
brugh dat hillige evangelium und de rechte gebruick
der hilligen sacramente sampt anderen christlichen
ceremonien gegeven is, und dat men Godt bidde,
dat wy und alle unse nakomelinge by solcker ge-
nade des hilligen godtlichen wordes stedes mogen
bliven.
2. Tom anderen so willen borchmanns und radt
ernstliken gebaden hebben, dat nemand, he sy bor-
ger offte 2 inwonner, schende offte lastere de lere
des hilligen evangelii und de hilligen sacramente,
so nu tor tidt by uns gebrucket werden.
3. Tom drudden so zollen alle feste, so in unser
ordeninge vorvatet, benevenst den Sondagen ganz
gefieret werden; de aposteldage sollen up den
vormiddag gefieret werden, und sal datevange-
lium werden gepredigt 3. Und so we moetwilligen
worde hirjege handeln, den wil ein erbar rat mit
1 Druckvorlage: Quakenbrücker Festschrift, 22f. —
Um 1235 hatte Bischof Konrad I. auf dem Boden
des bischöflichen Fronhofes Quakenbrück eine Lan-
desburg gegründet (vgl. Urkundenbuch II, Nr. 342.
III, Nr. 636. 642), doch hatte sich eine eigentliche
Burg mit Vorburg in Quakenbrück nicht entwickelt.
Im Mittelalter wird der ganze Ort als „dat slot“ be-
zeichnet, offenbar wegen des vorherrschenden Ein-
flusses der Burgmannschaft (= Dienstmannschaft,
Ritterschaft), auch als „tynachte were“ (vgl. Burg-
mannsrecht von 1422, abgedruckt in: MO 3 [1853],
361 ff.). Ursprünglich wurde das Gemeinwesen allein
von der Burgmannschaft verwaltet. Seit ca. 1469 war
auch die Bürgerschaft im Rat vertreten, und seit
1492 bestand der Rat aus vier Burgmännern und
vier Bürgern. Im Laufe des 16. Jh.s bildeten dann
sechs Bürger den Rat, die Burgmannschaft daneben
ein eigenes Kollegium. Diese Regelung setzt unsere
Verordnung offenbar voraus. Vgl. Stüve, Das Burg-
mannsrecht von Quakenbrück vom Jahre 1422, in:
MO 3 (1853), 352ff.; H. Rothert, Geschichte der
brocke 4 eines joachimsdalers 5 sunder genade straf-
fen laten.
4. Tom veerden so geboden ock borchmanns und
rat den jarliken veertidepenninck 6 to geven in dat
becken; we dat nicht worde doin, schal ock nicht
ungestraffet bliven.
5. Tom vofften schall sich nemantz vordriesten 7,
des Sondages und up de virdage vor tein uhren
barnewin 8 offte jenige krogerie to tappen 9 offte to
holden 10 - by pene twe joachimsdalere.
6. Tom sesten willen wy ock vorbaden hebben,
dat nemantz hemelike frie make ane rat und willen
siner oldern offte der negesten frunde 11; und so sol-
kes geschege, sal ock nicht ungestraffet bliven.
7. Tom sevenden willen wy ock und gebeden, dat
alle, de in unplicht buten dem eestande tohope
leven, sich mit dem ersten to echte 12 nemen offte
sick ganz vorlaten, edder edt wille wy solck un-
tuchtich, unehrlich levent nicht ungestrafft laten.
8. Tom achten: So we in eebrekerie werde be-
funden, sal upt hogeste gestraffet werden.
9. Tom negeden so gebut und vormanet ein rat
alle borgere un inwonners, dat ein idr sine kinner
tom arbeide holde und late se so by huse lank dat
Stadt Quakenbrück in älterer Zeit, in: MO 43 (1920),
9ff. 76 ff.; Heimatbuch des Kreises Bersenbrück I 2.
1949, 137ff.; E. Keyser, 297f. - Zu Bonnus vgl.
oben S. 222, Anm. 1.
2 = oder; vgl. Schiller und Lübben III, 216.
3 Vgl. die KO, oben S. 223f.
4 Brocke = Strafgeld für den Gesetzesbruch, die
Brüche; vgl. Schiller und Lübben I, 429f.;
Lasch und Borchling I, 351.
5 Vgl. oben S. 187f., Anm. 4.
6 Vgl. die KO, oben S. 225 mit Anm. 45.
7 = erdreisten; vgl. Schiller und Lübben V, 345;
Lasch und Borchling I, 804.
8 = Branntwein; vgl. Schiller und Lübben l, 250;
Lasch und Borchling I, 224.
9 = zapfen; vgl. Schiller und Lübben IV, 511f.
10 Vgl. die Osnabrücker StadtKO unten S. 262f. mit
Anm. 88 und 89.
11 Vgl. ebd. S. 260 mit Anm. 63.
12 = Ehe;vgl. Schillerund Lübben l, 622;Lasch
und Borchling I, 509.
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