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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0280
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Stadt Osnabrück

anderen christlichen ceremonien in unsen kerspels-
kerken und ton Augustineren 11 angenammen und
danken vorerst Gott almechtig vor solcke grote
gnade, darnegest ock unsen gnedigen fursten und
heren, de uns solkes gnedigliken vorgunt und na-
gegeven hefft, und bidden Gott, dat wy also dar
stedes mogen by bliven, alse idt by uns ut Gades
genaden angefangen ys 12.

11 Die Augustiner ließen sich 1287 in Osnabrück, und
zwar an der Südseite des jetzigen Neumarktes nie-
der (vgl. L. Huys, 41 f.; H. Rothert in: MO 57
[1937], 147f.). Im 14. Jh. wurden Kirche und Klo-
ster, nachdem 1331 ein Brand die Gebäude zerstört
hatte, neu erbaut. Zum Schicksal des Klosters wäh-
rend der Reformationszeit vgl. Einleitung, oben
S. 236 mit Anm. 28 und 36; zur Restitution 1548
ebd. S. 239f. mit Anm. 73 und 75. Bischof Heinrich
tauschte das inzwischen wüst liegende, nur gelegent-
lich von einigen armen Priestern bewohnte Kloster
1583 gegen den alten bischöflichen Hof an der Doms-
freiheit vom Kapitel ein, um anstelle des Klosters
ein Schloß zu erbauen; der Tauschvertrag vom
2. Dezember 1583 befindet sich im Dom-A. Osn.;
vgl. dazu die Landtagsverhandlungen vom 27. Ja-
nuar 1584, Proposition Heinrichs, Staats-A. Osn.
Msc. 100 I, Bl. 411f.; auch die Fortsetzung von
D. Lilies Chronik, ebd. Msc. 6a, Bl. 125. Heinrichs
Tod hinderte die Ausführung des Planes. 1628 wurde
auf Veranlassung von Bischof Franz Wilhelm an-
stelle des Klosters eine Jesuitenakademie errichtet,
die Kirche erneuert. Nach dem Einzug der Schwe-
den 1633 wurde die Akademie geschlossen, während
die Kirche den Schweden als Hofkirche diente. 1648
erhielten die Jesuiten die Gebäude zurück, verkauf-
ten sie aber 1752 an die osnabrückischen Landstände.
Die Kirche wurde später abgerissen, an der Stelle
des Klosters bzw. der Akademie das Justizgebäude
errichtet. Vgl. H. W. H. Mithoff VI, 127f.; Kunst-
denkmäler der Provinz Hannover IV, 1 u. 2, 190ff.;
L. Hoffmeyer, Chronik I, 443.

12 Hier folgt im Legerbuch ebenso wie in der von Fink
benutzten Niederschrift die KO, die wir hier nach
einer anderen Druckvorlage anschließen lassen:
Druck von 1543 (ohne Angabe von Druckort und Druk-
ker), Quart, 17 Bll., Expl. des Staats-A.Osn. (im Sam-
melband 1836 VI). Die Überschrift der KO, die wir
nicht noch einmal im Text bringen, lautet nach dem
Druck: Christlicke kerckenordenung der statt Ossen-
brügge, dorch M. Hermannum Bonnum verfatet. Ge-
drücket im jahr 1543 [Schreibweise vereinfacht. Vgl.
das Titelblatt unter den Abbildungen]. - Zu Bonnus
vgl. oben S. 222, Anm. 1. Zum Vergleich sind auch
hier die von Fink benutzte Niederschrift und seine
Edition, desgleichen das Legerbuch herangezogen.

13 Über das Verhältnis unserer KO zu den KOO Bugen-
hagens und den von Bugenhagens abhängigen KOO
vgl. Einleitung, oben S. 237. Hier kann im allgemei-

Van den predicanten und eren arbeyde 13.

Unse prestere, der wy hiernahmals gedenken to
bruken in unsen kerspelskercken, schölen nicht led-
diggenger offte missepapen syn, sonder die uns dat
hillige evangelium recht prediken, die sacramenta
verreken, die kranken in den kerspelen 14 dach-
lickes 15 visitiren und diesülven mit Gades wort

nen nur auf die Kapitel verwandter KOO verwiesen
werden, denen die jeweiligen Kapitel unserer KO
etwa entsprechen. Auf Abweichungen oder Über-
einstimmungen im einzelnen ist bei der großen äuße-
ren Verschiedenheit der KOO in der Regel nicht ein-
gegangen. - Zu diesem Kapitel vgl. die folgenden der
Lübecker KO von 1531: „Van den parnern unde
cappellanen edder predicanten“, „Vam arbeide der
predicanten“, „Solt der predicanten“ (Sehling V,
349. 350. 357), ebenso die entsprechenden Kapitel
der Hamburger KO von 1529 (Sehling V, 501. 503f.
512) und folgende der Braunschweiger KO von 1528:
„Van den predicanten“, „Sold der predicanten unde
wöninge“ (Sehling VI, 1, 371ff. 375f.). Abweichend
von diesen KOO stellt unsere KO die Behandlung
des Predigtamtes an den Anfang. Dies tut auch die
Mindener KO von 1530, ebenfalls die Herforder KO
von 1534 (zu neueren Ausgaben dieser KOO vgl. oben
S. 237f., Anm. 51), ferner die gleichfalls von Bugen-
hagens KOO beeinflußte Bremer KO von 1534 (Seh-
ling VII, 2), auch die 1539 von dem Hamburger
Superintendenten Johannes Aepinus zur Ergänzung
der Bugenhagenschen verfaßte KO (Sehling V,
543 ff.). Bes. betr. unsere KO : An das Predigtamt ge-
bunden sind die Verkündigung des Evangeliums und
die Reichung der Sakramente, d.h. die Kennzeichen
der Kirche Christi. Hinter dieser letztlich göttlichen
KO muß alle menschliche KO zurückweichen (Conf.
Aug. V. VII. XV; Bek.Schr., 57f. 59f. 66f. Zur Dis-
kussion um das „ius divinum“ im Kirchenrecht s.
unten S. 560f., Anm. 61). Vgl. auch KO für Wolfen-
büttel von 1543: „Van den predicanten“ (Sehling
VI, 1, 43ff.), u.a. - Die sitthchen Forderungen, die in
unserer KO gegenüber den Predigern erhoben wer-
den, erscheinen sehr kraß herausgestellt; vgl. auch
H. Hoyer, 175f. Doch übertreibt Hoyer, wenn er
daraus auf besondere sittliche Verwahrlosung speziell
des Osnabrücker Klerus schließen will. Ähnliche For-
derungen bzw. Anspielungen finden sich auch in den
anderen KOO. Vgl. bes. Mindener KO : „Lon der pre-
dicanten unde woninge“, „Vam levende der prediker
und presteren“; auch Lüneburger Artikelbuch von
1527, Artikel 1-6 (Sehling VI, 1, 493ff.). - Zu den
Verhältnissen an den Osnabrücker Pfarrkirchen vor
der Reformation vgl. Einleitung, oben S. 235 mit
Anm. 22 und 23.

14 Druckvorlage: kerspelskercken. Niederschrift (da-
nach Fink) und Legerbuch wie der Text.

15 = täglich; vgl. Schiller und Lübben I, 474.

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