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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0282
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Stadt Osnabrück

lesen latinische lectiones in der hilligen schrift. Ock
würde idt nütte und gut syn, dat die superintendente
einmal yffte twemal im jare predickede den ganzen
catechismum 28 up dat korteste und einfoldigste vor
den gemeinen man.

Van den pastoren und kapellanen 29.

Diewile denn deß domes 30 kerspel nu gedelet iß,
dat die helfte geyt to Unser Leven Frowen und die
ander helfte to S. Cathrinen 31, so wil idt nodig syn,
dat in ener jedern kercken ein pastor und twe kap-
pellane syn. Und dat wert vonnöden syn, nicht
allene umme des predikers willen, sondern ock um-

28 Vgl. oben S. 222, Anm. 2.

29 Dieses Kapitel ist stark an den örtlichen Verhält-
nissen ausgerichtet. Vgl. aber Lübecker KO: „De
sondages und fest predicken“ und die dort folgen-
den Kapitel (Sehling V, 350ff.), die entsprechen-
den auch in der Hamburger KO von 1529 (Sehling

V, 504 ff.) und in der Braunschweiger KO (Sehling

VI, 1, 376ff.). Vgl. auch die einschlägigen Kapitel der
Mindener und der Herforder KO und in Aepins KO
für Hamburg: „Van der pastorn ampte“ und „Van
der capellanen ampte“ (Sehling V, 543ff.).

30 Die Errichtung der ersten Bischofskirche in Osna-

brück erfolgte der Überlieferung nach ca. 777-785
(vgl. dazu Urkundenbuch I, Xr. 1. 2. 3; Geschichts-
quellen I, 24ff. [E. Ertmanns Chronik]. II, 4ff.

[D. Lilies niederdeutsche Übersetzung von Ert-
manns Chronik]; J. Möser I, 270ff.). 1100 brannte
der karolingische Dom ab ; doch wurde bald mit dem
Neubau begonnen (vgl. Urkundenbuch I, Nr. 225;
Geschichtsquellen I, 2 [Osnabrücker Annalen]. 54.
II, 39 [Chroniken]). Zu Beginn des 13. Jh.s wurde ein
großartiger Neubau des Quer- und des basilikalen
Langhauses vorgenommen. 1254 fiel der Dom noch-
mals einer Feuersbrunst zum Opfer (vgl. Urkunden-
buch III, Nr. 96ff. 121. 124), um danach wiederher-
gerichtet zu werden. Auch in den folgenden Jhh.
wurde immer wieder an dem Bauwerk gearbeitet.
Der Dom bildete den Kern und Ausgangspunkt der
Entwicklung Osnabrücks zur Stadt. Als Patrone er-
scheinen Petrus, Crispin und Crispinian. Vgl. H. Su-
dendorf, 212ff.; H.W. H. MithoffVI, 101. 105ff.;
Kunstdenkmäler der Provinz Hannover IV, 1 u. 2,
17ff.; L. Hoffmeyer, Chronik I, 404ff.; Geschichte,
22. 47; H. Rothert in: MO 57 (1937), 4. 7ff. 12ff.
22ff. 73f. 168ff.; L. Schirmeyer, 42. 92. 130f.;
E. Keyser, 278f.; Schriever, Der Dom zu Osna-
brück und seine Kunstschätze. 1901; H. Thümm-
ler, Der Dom zu Osnabrück. 1954. - Über Dom und
Domkapitel während der Reformationszeit s. oben
S. 217ff. 238f. Zu den Patrozinien s. H. W. Krum-
wiede, Die mittelalterlichen Kirchen- u. Altarpatro-
zinien Niedersachsens. 1960, 228. - Crispin und Cris-

me der kranken willen, sonderlick, wenn stervent
yffte krankheit vorhanden were.

Deß hilligen dages fropredigte vor dat dienst-
volk sall syn die catechismus 32, deß sommers to
viven und deß winters to sessen bet to seven, to
Unser Leven Frowen und 33 S. Catrinen. Na uhtleg-
ginge deß catechismi hart vor der stunde mach men
ock vor dat volk den text deß evangelii afflesen und
die summen mit korten worden vormanen, darna
dat volk Gade bevelen und vermanen tom gebede
und Gade to dankende. Idt schall gesungen werden
na düsse sermone: Alleine Gott in der höhe sy ehre 34.

Deß Sondages van achten bet to negen scholen

pinian, Brüder, waren Märtyrer der Diokletianischen
Christenverfolgung in Soissons. Gedenktag: 25. Ok-
tober. Vgl. F. v. Sales Doyé, Heilige und Selige der
röm.-kath. Kirche I. 1929, 232; H. Paulus, RGG 3
I, 1882.

31 Die Katharinenkirche muß zwischen 1217 (vgl. Ur-
kundenbuch II, Nr. 77 ff.) und 1248 (vgl. Urkunden-
buch II, Nr. 534. 565. 566) errichtet sein. Möglicher-
weise erfolgte der Bau im Anschluß an die Stiftung
(1217) eines Festes zur Ehre der hl. Katharina; 1218
gab es aber noch kein Kirchspiel St. Katharinen (vgl.
Urkundenbuch II, Nr. 97), 1248 war es bereits vor-
handen. Die Kirche selbst wird ausdrücklich erst
1253 genannt (vgl. Urkundenbuch III, Nr. 106). Im
14. Jh. wurde sie durch die Bürgerschaft neu erbaut.
Sie liegt in der Johannisleischaft, die eine ländliche
Vorstadt südlich der Domburg gewesen war, im
13. Jh. jedoch schon zur Altstadt gehörte. Die Be-
wohner der Johannisleischaft waren vor der Errich-
tung der Katharinenkirche zum Dom eingepfarrt.
Bis zur Einführung der Reformation unterstand die
Katharinenkirche der Jurisdiktion des Domdechan-
ten (vgl. auch Einleitung, oben S. 233). Vgl. H. W.
H. Mithoff VI, 103. 126f.; H. Veltman; Kunst-
denkmäler der Provinz Hannover IV, 1 u. 2, 154ff.;
L. Hoffmeyer, Chronik I, 419ff.; Geschichte, 49;
H. Rothert in: MO 57 (1937), 34. 143 mit Anm. 2;
in: MO 58 (1938), 29Sff.; L. Schirmeyer, 93 f.;
E. Keyser, 279; bes. S. Salzmann. - Zur hl. Ka-
tharina, angeblich Märtyrerin unter Maxentius, Mit-
glied des Kollegiums der vierzehn Nothelfer (Tag:
25. November), vgl. Zöckler, RE 3 10, 180ff.; H.
Berthold, RGG 3 III, 1193f.; F. v. Sales Doyé,
Heilige und Selige der röm.-kath. Kirche I. 1929,
184f.

32 Die frühe Katechismuspredigt sehen auch die Lü-
becker KO (Sehling V, 350) und die Braunschwei-
ger KO (Sehling VI, 1, 376) für den Sonntag vor.
Vgl. auch Mindener und Herforder KO.

33 Nach sonstiger Überlieferung: und to.

34 Vgl. oben S. 56, Anm. 98.

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