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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0289
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Kirchenordnung 1543

den tor begrefnüsse. Idt schal die scholemester mit
den kindern nicht up den kerckhoven by dem grave
staende blieven, sonder in die kercken gaen und
midden in der kercken die kinder süverlichen 7 par-
teren und orden, als in den steden 8 plach 9 to schen,
und singen so lange, dat beyde, mans und frouen,
in die armekisten geopfert hebben.

So men einen doden up den domhoff begrafft 10, so
schal de scholegeselle mit den schöleren mit den
gesange by dem domhove affgaen 11 in Marien ker-
cken, und alsdar scholen beyde, männer und frou-
en, nafolgen und in de armenkiste opferen. Also
ock, wenn ener to Sunt Johan begraven wert, scho-
len die kinder deßgelicken in de Augustinerkercken
gaen und mans und frouen dasülvest in die armen-
kiste operen. Vor dat lüdent der doden schal men
mit dem werkmester der kercken handelen, up
dat die kercke dar was van krige to behoff der
underhaldung der predicanten und der structuren.
Und idt schall ock die werkmester dem köster vor
sinen arbeit erlick drankgeld geven. Wen averst die
begrefnüsse up dem domhave geschüt, so schal dat
lüdend in den kerspelskercken all[i]ckewol 12 ge-
schehn.

Van den organisten 13.

In ener ideren kerspelskercken iß ock wol nödig,

7 = säuberlich; vgl. Schiller und Lübben IV, 481.

8 Die übrige Überlieferung: statien. - Statio = Pro-
zessionsaufenthalt in den hierfür vorgesehenen Kir-
chen usw., wobei für jede Statio bestimmte Gesänge
vorgesehen waren; vgl. W. Berning, 114. 118ff.

9 = pflegte; vgl. Schiller und Lübben III, 342f.

10 Nach den städtischen Begräbnisordnungen 1254/
1278 (Urkundenbuch III, Nr. 106. 617) war der Be-
gräbnisplatz z. T. ständisch bedingt, wobei der Dom-
hof den bevorzugten Personenkreisen vorbehalten
blieb; vgl. H. Rothert in: MO 57 (1937), 103ff.

11 Das Legerbuch hat noch „hen“.

12 Ergänzt nach sonstiger Überlieferung. Bedeutung:
gleichwohl, dennoch, trotzdem; vgl. Schiller und
Lübben I, 57; Lasch und Borchling I, 58f.

13 Vgl. Lübecker KO: „Van den organisten“ (Sehling
V, 357), auch das entsprechendeKapitel der Ham-
burger KO von 1529 (Sehling V, 512f.); Braun-
schweiger KO: „Van den kosteren unde organisten“
(Sehling VI, 1, 396) und das entsprechende Kapitel
der Mindener KO, desgleichen der Herforder KO.
Zum Grundsätzlichen unten S. 695, Anm. 6.

14 = erleichtert; vgl. Schiller und Lübben V, 394;
Lasch und Borchling I, 865.

dat man einen guden organisten hebbe, up dat dat
chor im singende wes verlichtet 14 werde, sonder-
liken up die feste und Sondage, wenn dar vele com-
municanten sint. Idt schal die organiste des Sonn-
avends tor vesper, des Sondagen morgen dat latine-
sche Te Deum spelen, deßgelicken ock in der misse
und in der vesper den hymnum und dat Magnifi-
cat 15.

Van den köstern 16.

Die kösters sollen vor allen dingen flitich wach-
ten, dat se den seger 17 eintrechtigen stellen, dat idt
gelick schla in den kerspelskercken. Sie scholen ock
vormiddag und namiddag mit den scholegesellen
und kindern im 18 chor singen, item, dat sie flitigen
tom prediken luden und up de dope wachten. Vor
düssen eren arbeit sollen sie ock temelicke besol-
dinge hebben na erer gelegenheit; wente se werden
nu möten flitiger up alle dink upwachten als im
pawestdome und hebben doch nu so groten tofall
und fordell 19 dar nicht van als tovören.

Ordenung der evangelischen missen, de to
Ossenbrugge in den kerspelskercken ge-
holden worden 20.

Introitus de tempore yffte ein düdesch psalm 21
na gelegenheit, Kirie eleeson repetitum pro more.

15 Im Legerbuch folgt hier noch ein kurzer Absatz: Des
Donnerdages vormiddach und namiddach wer woll
fin, dat dar ock gespelet worde, wen de kinder in der
kerken singen. Vor deßen arbeit moste ock de orge-
niste ehrlike beloninge hebben.

16 Vgl. Lübecker KO: „Van den kosteren“ (Sehling
V, 357); das entsprechende Kapitel der Hamburger
KO von 1529 (Sehling V, 512). Zu Braunschweig,
Minden und Herford vgl. oben Anm. 13.

17 Seger, seier = Uhr; vgl. oben S. 25, Anm. 5.

18 Die übrige Überlieferung: to.

19 =Vorteil; vgl. Schiller und Lübben V, 331;
Lasch und Borchling I, 793.

20 Vgl. hierzu Lübecker und Hamburger KO: „Orde-
ninge der misse“ (Sehling V, 528ff.) und das ent-
sprechende Kapitel der Braunschweiger KO (Seh-
ling VI, 1, 440ff.); Mindener KO: „Ordeninge der
mysse“; Herforder KO: „Der misse ceremonien“;
dann Hamburger Artikel von 1535: „In ceremoniis
hic ordo servabitur“ (Sehling V, 543), mit welcher
Ordnung die Gottesdienstfolge unserer KO im we-
sentlichen übereinstinnnt. Eingeschoben ist bei uns
gegenüber den Artikeln die Predigt mit ihren Anne-
xen (dem Pronaus), ein Stück für sich, das das Meß-

257

17 Sehling, Niedersachsen II/l
 
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