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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0297
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2. Agenda,
das ist:

Kirchenordnung,

wie es in den evangelischen kirchen der statt Oßnabrück mit verkündigunge
göttliches worts, reichung der h. sacramenten und anderen christlichen
handelungen und ceremonien sol gehalten werden.

Gedruckt zu Oßnabrück bey Martin Mann im jahr 16181

1. Corinth. 14 [40]:

Lasset alles züchtiglich und ordentlich zugehen.

Wir, burgermeistere und rat der statt Osnabrüg,
tun hiermit kund: Als unsere gottselige vorfahren
hiebevor anno 1543 ein kirchenordnung, wie es in
unseren evangelischen kirchen und schulen, inson-
derheit aber mit predigten, dispensation der heiligen
sacramenten und anderen zum gottesdienst gehöri-
gen sachen sol gehalten werden, verfasset 2, dieselbe
hernach anno 1588 wegen fürgefallener ursachen ver-
mehret und erleutert haben, und aber die exemplaria
fast verkommen, auch uber das in hochteutscher
sprache der gottesdienst alhier den mehrenteil nu-
mehr verrichtet wird, so haben wir demnach auf für-
gehabten rat und bedenken diese neuwe edition in
hochteutscher sprach zu publiciren vor nötig erach-
tet 3 und wollen dieselbe allen und jeden unseren
undertanen und insonderheit unserm superinten-
denten und predigern sampt und sonders, soviel
einem jeden diese ordnung berühren und belangen
tut, mit allem ernst auferlegt und befohlen haben,
daß in den ceremonien deß gottesdienstes sowol als

1 Druckvorlage: Originaldruck, Quart, 40 bedruckte
Bll. Exemplare des Staats-A. Osn. (im Sammelband
1836 VI) und der Staatsbibliothek Berlin (Dr 14060).
- Zu Drucker und Druck vgl. H. Runge, Buch-
druck, 187ff. 322.

2 Text Nr. 1, oben S. 247 ff.

3 Vgl. dazu Einleitung, oben S. 242 f. mit Anm. 3-10.

4 Vgl. Einleitung, oben S. 235 f. mit Anm. 25. 29-33;
S. 242 mit Anm. 94-99 und 2.

5 Bek. Schr., 21. 6 Bek. Schr., 26f.

7 Bek. Schr., 28ff. 8 Bek. Schr., 501 ff.

9 Kurzes Bekenntnis vom heiligen Sakrament. 1544;

WA 54, 141ff.; vgl. dazu ebd. 119ff. - Vom Abend-

mahl Christi, Bekenntnis. 1528; WA 26, 261 ff.; vgl.
dazu ebd. 241 ff.

10 Bek. Schr., 44 ff.

in allen andern punkten dieser unser agenden und
kirchenordnung unweigerhch gelebt und nachge-
setzet werde.

Und nachdem man in der erfahrung befunden,
daß durch der sacramentierer lehr dieser statt zu
underschiedlichen malen gefehrlich zugesetzet, da-
vor sie aber durch Gottes sonderliche gnad, deß-
wegen wir ihm billich lob und dank sagen, ist be-
wahret worden 4, als wil uns und unsern nachkom-
menen hinfüro desto mehr ein wachendes aug zu
haben gebüren. Ist demnach in algemeiner vöhiger
versamlung unser, deß rats, und aller stenden ein-
helliglich decretirt und beschlossen, daß hinfüro kein
prediger in unser statt zu dienst angenommen wer-
den sol, er sey dann nechst den büchern der h. pro-
pheten, evangelisten und aposteln, auch in dem
Symbolo Apostohco 5, Nicoeno 6, item Athanasii 7
und andern symbolicis scriptis ecclesiarum Luthe-
ranarum, als Kleinem und Grossem Catechismo Lu-
theri 8, Kleiner und Grosser Bekantniß Lutheri 9,
erster unverenderter Augspurgischer Confession 10,
Formula Concordiae Witebergensis 11 und anno 1580

11 Die Wittenberger Konkordie von 1536 stellt einen
Versuch dar, zwischen den Sachsen und den sog.
Oberländern wie auch den Schweizern eine Einigung
in der Lehre, insbesondere über das Abendmahl, zu
erreichen. Verhandlungspartner waren Luther mit
seinen Mitarbeitern auf der einen, Bucer mit den
Vertretern der süddeutschen Städte auf der anderen
Seite. Die von Melanchthon verfaßte Eintrachts-
formel, die von fast allen unterschrieben wurde, be-
hauptete den lutherischen Standpunkt, wenn auch
krassere Ausdrücke vermieden wurden. In etlichen
oberdeutschen Städten erlangte sie dann Anerken-
nung, jedoch trotz der Bemühungen Bucers nicht
in der Schweiz. Von nachhaltigerer Wirkung war sie
mittelbar, da Melanchthon in der Confessio Augu-
stana Variata (vgl. oben S. 149, Anm. 22) den Abend-

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