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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0318
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Stadt Osnabrück

Solchem christlichen und wolhergebrachtem
brauch nach erscheinen jetzunder allhier gegenwer-
tige gesponsen, begeren, im namen der hochgelobten
dreyfaltigkeit copulirt zu werden, welche wir vor-
erst in unser gemeine gebett nehmen und Gott für
sie anruffen wollen, daß er ihnen glück und segen,
gesundheit, fried und einigkeit verleihen wolle. Be-
tet von grund euers herzen also:

Vatter unser etc.

Nun ist vonnöten, daß gegenwertige gesponsen ihr
gemüt und meinung allhir jetzunder vor Gott und
dieser christlichen versamlung gegeneinander offent-
lich bekennen. Demnach frag ich euch N. N. 73, ob
ihr gegenwertige N. N. zu euer ehelichen frauen zu
nehmen begehret, mit ihr nach Gottes befehl und
willen zu leben, euch auch von ihr nicht zu schei-
den, biß euch der todt scheidet ? Ist das euers her-
zen will und meinung, so bekennets jetzunder für
Gott und dieser christlichen versammlung mit einem
außdrücklichen Ja.

Antwort: Ja.

Deßgleichen frag ich euch, N. N., ob ihr gegen-
wertigen N. N. zu euwerem ehelichen mann zu neh-
men begehret etc.

Antwort: Ja.

Darauf gebt einander die trauringe und rechte
hand.

Weil dann gegenwertige personen, die ehr- und
tugendsame N. N. und N. N., einander zur christ-
lichen ehe begeren und haben solches jetzunder
offentlich für Gott und dieser christlichen versam-
lung bekennet, auch darauf die trauringe und rechte
hand einander gegeben, so sprech ich sie ehehch zu-
sammen im namen Gottes deß Vatters, deß Sohns
und heiligen Geistes 74. Was Gott zusammengefüget,
sol kein mensch nicht scheiden [Mt 19, 6],

Darauf knien sie nider für dem altar, und wird
Gottes wort uber sie gelesen, wie folget 75:

Weil ihr euch denn in den h. ehestand begeben
habt in Gottes namen, so höret nun Gottes wort
uber diesen stand. Also schreibt Moses im ersten

73 Zu den folgenden Fragen an die Brautleute vgl.
oben S. 179.

74 Die Trauformel entspricht im wesentlichen der von
Luther vorgegebenen; vgl. Bek. Schr., 531.Vgl. auch
oben S. 179, wo statt des von Luther vorgesehenen

buch am 2. capitel [18. 21-24]: Und Gott der Herr
sprach: Es ist nicht gut, daß der mensch allein sey.
Ich wil ihm ein gehülfen machen, die sich zu ihm
halte. Da ließ Gott einen tiefen schlaff fallen auf den
menschen, und er entschlief, und nam seiner ribben
eine und schloß die stette zu mit fieisch. Und Gott
der Herr bauet ein weib auß der ribben, die er von
dem menschen nam. Da sprach der mensch: Das ist
doch bein von meinen beinen und fleisch von mei-
nem fleisch. Man wird sie männin heissen, darumb,
daß sie vom manne genommen ist. Darumb wird
ein mann seinen vatter und mutter verlassen und
zu seinem weib sich halten, und sie werden sein zwey
ein fleisch.

Höret weiter Gottes gebott an alle männer und
frauen.

So spricht S. Paulus Ephes. 6 [Eph 5, 25-29.
22-24]: Ihr männer solt lieben euere frauen, gleich
wie Christus geliebet hat die gemein, und hat sich
selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiliget, und
hat sie gereiniget durch das wasserbad im wort, auf
daß er sie ihm selbst zurichtet, ein gemein, die herr-
lich sey, die nit hab einen flecken oder runzel oder
deß etwas, sondern daß sie heilig sey und unsträff-
lich. Also sollen auch die männer ihre frauen lieben
als ihr eigne leib; dann wer sein weib liebet, der lie-
bet sich selbst; dann niemand hat jemals sein eigen
fleisch gehasset, sondern er nehret es und pfleget
sein, gleich wie auch der Herr die gemein. Die frauen
aber seien undertan ihren männern als dem Herrn;
denn der mann ist deß weibes haupt, gleich wie auch
Christus das haupt ist der gemein, und er ist seines
leibes heiland. Aber wie nun die gemein Christo ist
undertan, also auch die weiber ihren männern in
allen dingen.

Zum 2. höret auch das kreuz, so Gott auf diesen
stand gelegt hat. Also sprach Gott zum weibe [Gen
3, 16]: Ich wil dir viel schmerzen schaffen, wenn du
schwanger wirst. Du solt mit schmerzen kinder ge-
bären, und dein will sol deinem mann underworfen
sein, und er sol dein herr sein. Und zum mann sprach

„fur Gott und der welt bekennen“ „für Gott und

dieser christlichen gemeine bekennen“ steht.

75 Die Lesungen entsprechen, auch in der Reihenfolge,

den in Luthers Traubüchlein vorgegebenen; vgl.

Bek. Schr., 532ff.

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