legen wurde er um 1520 oder 1524 von der Kanzel vertrieben, aber die Emder Bürgerschaft erzwang
seine Rückkehr 9. In Norden predigte Magister Johann Stevens evangelisch 10, seit 1526 neben ihm der
frühere Rektor des Fraterhauses in Utrecht Hinne Rode 11 und seit 1527 der ehemalige Dominikaner-
mönch Heinrich Rese 12. Dieses sind nur die wichtigsten hier zu nennenden Namen.
Ein besonderer Förderer der Reformation war der Junker Ulrich von Dornum. Er billigte nicht
nur schon früh im Einvernehmen mit Hicco von Oldersum die Verkündigung der evangelischen Lehre
in der ihm zum Teil gehörenden Herrlichkeit Oldersum 13 durch den Prediger Heinrich Arnoldi 14,
sondern lud auch 1526 Anhänger der alten und der neuen Lehre zu einem Religionsgespräch nach
Oldersum, das dann vorwiegend von Aportanus und dem Dominikanerprior Laurens aus Groningen
geführt wurde, verfaßte einen volkstümlichen Bericht darüber und ließ ihn in Wittenberg drucken 15.
Dieser Bericht trug viel zur weiteren Ausbreitung der Reformation in Ostfriesland bei.
Noch in demselben Jahr stellte der Norder Dominikaner Rese etliche Thesen auf, in denen er seine
neu gewonnenen evangelischen Erkenntnisse zusammenfaßte, ließ sie in allen größeren Orten der Graf-
schaft an die Kirchentüren anschlagen, verteidigte sie mit Billigung des Grafen Neujahr 1527 in
Norden, entsagte darauf öffentlich dem alten Glauben und wurde Prediger der Norder Gemeinde 16.
lischen Lehre besser widmen zu können, dies scheint jedoch nicht ganz sicher, wurde Aportanus Geistlicher, dar-
auf Priester an der Großen Kirche in Emden (zur Großen Kirche vgl. unten S. 371, Anm. 90). Vgl. F. Ritter,
Aportanus; Neues, 268f.; C.A. Cornelius, 4f.; H. Reimers, Gestaltung, 12f.; E. Kochs II, 182ff.
9 Vgl. U. Emmius, Historia, 825; E.Meiners I, 9f.; C. A. Cornelius, 5f.; H. Reimers, Gestaltung, 13;
J. Weerda I, 6 mit Anm. 1.
10 Vgl. Gegenbericht, B I (H. Garrelts, 106). Dort wird Stevens als Vertreter der lutherischen Richtung in der
Frühzeit (seit 1520) angeführt. U. Emmius erwähnt Stevens für das Jahr 1524 als evangelischen Prediger zu
Norden; vgl. Historia, 824. Nach späterer Überlieferung soll Stevens von Luther aus Wittenberg gesandt sein;
vgl. E. Meiners II, 343; P.F. Reershemius, 221f. Am 19. Dezember 1522 schrieb Luther an Wenzeslaus
Linck: et Frisia quoque petit ministros verbi; vgl. WA Briefe II, 632. An Spalatin schrieb er am 22. oder 23. Juli
1523: Ipse Iacobus [Praepositus] abiit vocatus in Phrisiam a comite de Embden; vgl.WA Briefe III, 115. An-
scheinend ist Jakob Propst, der spätere Prediger und Reformator Bremens, aber nicht nach Ostfriesland gekommen.
Auch C.A. Cornelius, 4f. 18f., nimmt an, daß dann anstelle von Propst Stevens gesandt worden sei. F.Rit-
ter in: JbE 18 (1913/ 14), 131ff., und E. Kochs II, 187, Anm. 4, zeigen dagegen, daß Stevens vermutlich schon
lange vor der Reformation als „Johann van Bulderen“ Priester in Norden gewesen sei. Als „Buldericus“ erscheint
Stevens auch in einem Brief Heinrich Reses an Johannes Pelt vom 4. Januar 1530 (abgedruckt bei H. Reimers,
Gestaltung, 60ff.). Stevens war in seiner Lehrmeinung offenbar unbeständig; vgl. auch Bericht, 376ff. 384f.
11 Hinne (Johannes) Rode begegnet im zweiten Jahrzehnt des 16. Jh.s als Rektor des Hieronymusbruderhauses in
Utrecht, war vermutlich gleichzeitig Leiter der Hieronymusschule.Wahrscheinlich wandte er sich 1519 oder 1520
der evangelischen Lehre zu, wurde deshalb 1522 des Amtes entsetzt. 1526 war er in Ostfriesland und heiratete dort
(Brief Capitos an Zwingli vom 26. September 1526: Ioannes Rhodius uxorem duxit apud Phrisios; CR 95, 725).
Bucer charakterisiert ihn folgendermaßen: Interea venit vir pius quidam ad me. Ioanni Rhodio nomen est, tam
absolute christiano pectore et lingua praeditus, ut equidem nulli illum secundum possum facere, quod ad iuditium
fidei et vitam fide dignam pertinet... Patria illi Rhodio inferior Germania est, in qua id agit, quod Paulus agebat
apud Graecos... (Brief an Martin Germanus 1526 bei J. V. Pollet, Martin Bucer, Études sur la correspondance
I. Paris 1958, 16). Weiteres über Rode s. weiter unten. Rode starb später in Wolthusen. Vgl. U. Emmius, Historia,
840; P. F. Reershemius, 255f.; H. Reimers, Gestaltung, 17; bes.E. Kochs II, 188f.III, 52f.
12 Vgl. E. Beninga, Chronyk, 620; U. Emmius, Historia, 839. 840; E. Meiners I, 28; P.F. Reershemius,
234ff. Rese war anscheinend gebürtiger Niederländer; vgl. E.Kochs II, 216.Weiteres über Rese s. unten.
13 Ulrich war ein Sohn des Häuptlings Siebo Attena von Esens und Dornum, Junker zu Esens, Wittmund und Older-
sum, geboren ca. 1466, † 12. März 1536 zu Oldersum; vgl. E. Kochs I, 111ff. II, 180f. Über Ulrichs Verhältnisse
und die der Herrlichkeit Oldersum vgl. auch G. Ohling, 7ff.; ferner C.A. Cornelius, 6f.
14 Vgl. P. F. Reershemius, 615f.; E.Beninga, Chronyk, 601; U.Emmius, Historia, 785; E.Meiners I,
8. 27; C.A. Cornelius, 7; E. Kochs II, 185.
15 Der Druck von 1526 ist von Borchling und Claußen (I, 385) beschrieben. Das Exemplar der „Kunst“ in
Emden (vgl. Catalog, 20f.) befand sich in einem Sammelband, der nach den Verwüstungen durch den Krieg nicht
wieder aufgefunden wurde. Auf ein Exemplar im Staats-A. Aurich (Rep. 135 Nr. 145) verweist G. Ohling, 63.
Abgedruckt ist das Gespräch plattdeutsch und niederländisch bei E. Meiners I, 479 - 574; hochdeutsch bei Oh-
ling, 111-143. Vgl. dazu U. Emmius, Historia, 837ff.; C. A.Cornelius, 8ff.; H. Reimers, Gestaltung, 13ff.;
E. Kochs II, 195ff., mit ausführlicher Darstellung auch der Vorgeschichte des Gespräches.
16Vgl. E. Beninga, Chronyk, 619ff.; U. Emmius, Historia, 839f.; Bericht, 16ff.; E. Meiners I, 20ff.; Mis-
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seine Rückkehr 9. In Norden predigte Magister Johann Stevens evangelisch 10, seit 1526 neben ihm der
frühere Rektor des Fraterhauses in Utrecht Hinne Rode 11 und seit 1527 der ehemalige Dominikaner-
mönch Heinrich Rese 12. Dieses sind nur die wichtigsten hier zu nennenden Namen.
Ein besonderer Förderer der Reformation war der Junker Ulrich von Dornum. Er billigte nicht
nur schon früh im Einvernehmen mit Hicco von Oldersum die Verkündigung der evangelischen Lehre
in der ihm zum Teil gehörenden Herrlichkeit Oldersum 13 durch den Prediger Heinrich Arnoldi 14,
sondern lud auch 1526 Anhänger der alten und der neuen Lehre zu einem Religionsgespräch nach
Oldersum, das dann vorwiegend von Aportanus und dem Dominikanerprior Laurens aus Groningen
geführt wurde, verfaßte einen volkstümlichen Bericht darüber und ließ ihn in Wittenberg drucken 15.
Dieser Bericht trug viel zur weiteren Ausbreitung der Reformation in Ostfriesland bei.
Noch in demselben Jahr stellte der Norder Dominikaner Rese etliche Thesen auf, in denen er seine
neu gewonnenen evangelischen Erkenntnisse zusammenfaßte, ließ sie in allen größeren Orten der Graf-
schaft an die Kirchentüren anschlagen, verteidigte sie mit Billigung des Grafen Neujahr 1527 in
Norden, entsagte darauf öffentlich dem alten Glauben und wurde Prediger der Norder Gemeinde 16.
lischen Lehre besser widmen zu können, dies scheint jedoch nicht ganz sicher, wurde Aportanus Geistlicher, dar-
auf Priester an der Großen Kirche in Emden (zur Großen Kirche vgl. unten S. 371, Anm. 90). Vgl. F. Ritter,
Aportanus; Neues, 268f.; C.A. Cornelius, 4f.; H. Reimers, Gestaltung, 12f.; E. Kochs II, 182ff.
9 Vgl. U. Emmius, Historia, 825; E.Meiners I, 9f.; C. A. Cornelius, 5f.; H. Reimers, Gestaltung, 13;
J. Weerda I, 6 mit Anm. 1.
10 Vgl. Gegenbericht, B I (H. Garrelts, 106). Dort wird Stevens als Vertreter der lutherischen Richtung in der
Frühzeit (seit 1520) angeführt. U. Emmius erwähnt Stevens für das Jahr 1524 als evangelischen Prediger zu
Norden; vgl. Historia, 824. Nach späterer Überlieferung soll Stevens von Luther aus Wittenberg gesandt sein;
vgl. E. Meiners II, 343; P.F. Reershemius, 221f. Am 19. Dezember 1522 schrieb Luther an Wenzeslaus
Linck: et Frisia quoque petit ministros verbi; vgl. WA Briefe II, 632. An Spalatin schrieb er am 22. oder 23. Juli
1523: Ipse Iacobus [Praepositus] abiit vocatus in Phrisiam a comite de Embden; vgl.WA Briefe III, 115. An-
scheinend ist Jakob Propst, der spätere Prediger und Reformator Bremens, aber nicht nach Ostfriesland gekommen.
Auch C.A. Cornelius, 4f. 18f., nimmt an, daß dann anstelle von Propst Stevens gesandt worden sei. F.Rit-
ter in: JbE 18 (1913/ 14), 131ff., und E. Kochs II, 187, Anm. 4, zeigen dagegen, daß Stevens vermutlich schon
lange vor der Reformation als „Johann van Bulderen“ Priester in Norden gewesen sei. Als „Buldericus“ erscheint
Stevens auch in einem Brief Heinrich Reses an Johannes Pelt vom 4. Januar 1530 (abgedruckt bei H. Reimers,
Gestaltung, 60ff.). Stevens war in seiner Lehrmeinung offenbar unbeständig; vgl. auch Bericht, 376ff. 384f.
11 Hinne (Johannes) Rode begegnet im zweiten Jahrzehnt des 16. Jh.s als Rektor des Hieronymusbruderhauses in
Utrecht, war vermutlich gleichzeitig Leiter der Hieronymusschule.Wahrscheinlich wandte er sich 1519 oder 1520
der evangelischen Lehre zu, wurde deshalb 1522 des Amtes entsetzt. 1526 war er in Ostfriesland und heiratete dort
(Brief Capitos an Zwingli vom 26. September 1526: Ioannes Rhodius uxorem duxit apud Phrisios; CR 95, 725).
Bucer charakterisiert ihn folgendermaßen: Interea venit vir pius quidam ad me. Ioanni Rhodio nomen est, tam
absolute christiano pectore et lingua praeditus, ut equidem nulli illum secundum possum facere, quod ad iuditium
fidei et vitam fide dignam pertinet... Patria illi Rhodio inferior Germania est, in qua id agit, quod Paulus agebat
apud Graecos... (Brief an Martin Germanus 1526 bei J. V. Pollet, Martin Bucer, Études sur la correspondance
I. Paris 1958, 16). Weiteres über Rode s. weiter unten. Rode starb später in Wolthusen. Vgl. U. Emmius, Historia,
840; P. F. Reershemius, 255f.; H. Reimers, Gestaltung, 17; bes.E. Kochs II, 188f.III, 52f.
12 Vgl. E. Beninga, Chronyk, 620; U. Emmius, Historia, 839. 840; E. Meiners I, 28; P.F. Reershemius,
234ff. Rese war anscheinend gebürtiger Niederländer; vgl. E.Kochs II, 216.Weiteres über Rese s. unten.
13 Ulrich war ein Sohn des Häuptlings Siebo Attena von Esens und Dornum, Junker zu Esens, Wittmund und Older-
sum, geboren ca. 1466, † 12. März 1536 zu Oldersum; vgl. E. Kochs I, 111ff. II, 180f. Über Ulrichs Verhältnisse
und die der Herrlichkeit Oldersum vgl. auch G. Ohling, 7ff.; ferner C.A. Cornelius, 6f.
14 Vgl. P. F. Reershemius, 615f.; E.Beninga, Chronyk, 601; U.Emmius, Historia, 785; E.Meiners I,
8. 27; C.A. Cornelius, 7; E. Kochs II, 185.
15 Der Druck von 1526 ist von Borchling und Claußen (I, 385) beschrieben. Das Exemplar der „Kunst“ in
Emden (vgl. Catalog, 20f.) befand sich in einem Sammelband, der nach den Verwüstungen durch den Krieg nicht
wieder aufgefunden wurde. Auf ein Exemplar im Staats-A. Aurich (Rep. 135 Nr. 145) verweist G. Ohling, 63.
Abgedruckt ist das Gespräch plattdeutsch und niederländisch bei E. Meiners I, 479 - 574; hochdeutsch bei Oh-
ling, 111-143. Vgl. dazu U. Emmius, Historia, 837ff.; C. A.Cornelius, 8ff.; H. Reimers, Gestaltung, 13ff.;
E. Kochs II, 195ff., mit ausführlicher Darstellung auch der Vorgeschichte des Gespräches.
16Vgl. E. Beninga, Chronyk, 619ff.; U. Emmius, Historia, 839f.; Bericht, 16ff.; E. Meiners I, 20ff.; Mis-
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