Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0376
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Tom ersten vormanen se er, wo se in der lere des gesettes unde vornemeliken des hilligen evangelions schölen
gegründet syn unde vorwilligen, dat ys, wo se sick vor sunders bekennen unde nene frömde entechristische vorgevinge,
sunder allene ere enige unde ware van Godt vorsegelde vorgevinge in dem blode des Söns Gades schöllen söken.

Tom andern, dat ydt nicht genoch sy, dat se de lere gevatet hebben, de im herten dragen unde bewaren, sunder
dat se ock desulvige moten öpentlick bekennen edder beleven, ja mit vahrlicheit lyves unde levendes (Mat. 10; Ro. 10) 74.

Tom drüdden, dewile de düvel solcke erkentenisse nicht dulden kan, sunder swarliken hatet unde vorvolget, dat
se sick ock tom krütze unde tor anfechtinge wapenen, unde so ydt en na dem guden willen Gades mochte weddervaren,
dat se ydt mit gedult unde gehorsam upnemen unde erem brüdegam navolgen schollen (Ephe. 2; 1. Pet. 4; Luc. 21;
Mat. 26; Luc. 9).

Tom veerden, dat se sick der hantreickinge tom troste der armen Christen schollen beflitigen unde ere egen fleisch
nicht vorachten (Gala. 2; 2. Cor. 8 unde 9).

Tom vöfften, dat se moten in der ühterliken disciplyn unde utslutinge edder ban to holdende unde to richtende
nicht allene vorwillingen, sunder ock ere flit, radt unde dadt anleggen, ein dem andern vormanen, leren unde straffen,
ein van dem andern solkes dulden unde Godt helpen bidden, dat he syne kercke wedderumme na velen gruweliken
missbruken unde vorwöstinge wolle darto helpen (Jesa. 58; 1. Cor. 5; 2. Thess. 3; Mat. 18).

In der andern vormaninge leren wy, wat dat aventmal sy, van weme ydt sy yngesettet unde to wat ende ydt sy
yngesettet, wo ein yder Christen, dat to holden, in ware gehorsam schuldich sy, wo se behören geschicket to syn unde
sick to prövende, de ydt holden willen unde eren geloven dardorch bekennen. Darna vordern wy der gemene bekente-
nisse van warer ruwe, gelove unde nye gehorsam unde vorkündigen den botverdigen vorgevinge erer sünde dorch
Christum Jesum, den unbotverdigen averst upholdinge erer sunde unde den torne Gades. Dit gescheen, holden wy ein
flitige examinatie, wat ein jeder vam gesette unde evangelio, vam gebruke der hilligen sacramente unde bedende gelert
hefft, holt unde gelövet (Mat. 26; 1. Cor. 10 unde 11; Luc. 24; Ro. 1. 2).

In der drüdden vormaninge, de im handel des aventmals geschüt, vormanen wy de gemene tom ersten, dat se
ere herten to dem Heren vorheven, betrachten de geheimenissen des aventmals, in welckeren Christus jegenwerdich
den botverdigen spyset unde drenket mit synem waren lyve unde blode tom ewigen levende, up dat he mit em voreiniget
unde se in em yngelyvet, mehr unde mehr fleisch van synem fleische unde knaken van synen knaken, dat ys, ganz
syner art unde natur werden (Ephe. 5).

Tom andern, up dat ein yder der woldadt Christi, em gescheen, unde der vorgevinge syner sunde, am galgen
des krützes em vorworven, desto sekerer sy, so vormanen wy em, dat he mit warem, vasten geloven sunderliken up
de worde unde tosage Christi merke unde sick desülve annemen unde toegene, als he van synem lyve unde blode spreckt:
dat vor juw gegeven unde vor juw vorgaten wert tor vorgevinge juwer sunde, unde seggen mit vastem vortruwende,
wo Paulus deyt: Christus hefft my gelevet unde hefft sick sulvest vor my gegeven (Gala. 2).

Tom drüdden, up dat de gemene solcke vullenkamen unde unentlike leve Christi ernstliker betrachte, so vormanen
wy er, dat se by der brodtbrekinge unde utdeilinge des bekers gedenke, dat de Here Jhesus Christus sick am stamme
des krützes hefft laten breken unde syn blodt vorgaten unde dorch dit einige opfer de ewige vorlösinge erworven unde
allent, wat to der minschen salicheit nödich was, also dat wy im geloven der vordenste Christi so rein, hillich unde
rechtverdich im gerichte Gades syn alse Christus unde so weinich können vordömet werden alse Christus van der
rechtern synes Vaders vorscheiden, mit uns scholde vordömet können werden. Des alles uns des aventmal ein sekere,
gewisse tüchenisse unde vorsegelinge ys (Heb. 9. 10; 1. Cor. 1; Rom. 8).

Tom lesten, dat ys, vort na dem aventmale, reizen wy de gemene tor danksegginge unde vormanen se, dat se Gade
dem Vader danken.

Tom ersten, dat he syn eingebaren Sön gesent hefft, up dat he ein opfer vor uns worde und uns vorgevinge unser
sunde unde dat ewige levent erworve, tom andern, dat he desse woldaden dorch syn hillich evangelium unde sacra-
mente allen botverdigen mededeilet, tom drüdden, dat he de denst des hilligen evangelions unde de hillige christlike
kercke sampt der gewöntliken vorsammelinge, der dyt sacrament ein band ys, erholdet unde beschermet (Joan. 3;
Ephe. 5; Rom. 8).

Vorder averst, dat se Godt dem Söne danken, tom ersten, dat he dorch hittiget leve gedreven, by dem Vader ein
vorbidder vor dat minschlike geslecht geworden ys.

Tom andern, dat he synem Vader gehorsam alse unse einige unde ewige hogeprester sick sulvest vor unse sunde
geoffert hefft (Heb. 7. 9 unde 10).

Tom drüdden, dat he sick mit dem torne des Vaders wedder unse sunden beladen, desulve gestillet unde syne
gerechticheit betalet hefft (Mat. 20).

Betreffend den Wortlaut der liturgischen Stücke scheint zunächst in Emden größte Freiheit geherrscht
zu haben. Am 9. Januar 1576 beschloß der Kirchenrat jedoch, eine einheitliche Ordnung für das Nacht-
mahl zu gebrauchen75. Vermutlich ist es die auf Grund dieses Beschlusses zustandegekommene Ordnung,

74 Die Bibelstellen stehen in der Druckvorlage jeweils am Rand.

75 Vgl. J. Weerda, Entstehung, 39; Protokoll vom 9. Januar 1576 (Band 4, Bl. 52v): Idt hefft den broderen zampt-
lyken belevet und noedick geachtet, een seker ordeninge und eenerleie wyse vor idt nachtmaal by den disch to ge-
bruken tot mehrder stichtinge der gemeente to vinden, das welck nu vortan de broderen gesinnet to doen.

344
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften