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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0384
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hin zurück. Wie weit diese danach noch auf die Emder Verhältnisse eingewirkt haben, läßt sich im all-
gemeinen wohl schwer feststellen, da Emden erst relativ spät zu einer schriftlichen Fixierung seiner
Ordnungsformen übergegangen ist. Beziehungen oder Wechselbeziehungen zwischen den Emder und den
Londoner Ordnungen sind für etliche Ordnungspunkte von Weerda aufgezeigt worden 13. Zu vermuten,
gelegentlich auch nachzuweisen ist, daß für die Formulierung feststehender liturgischer Texte in Emden
die KO Microns teilweise vorbildlich war. Auf den Einfluß der Londoner KOO ist im übrigen die Ein-
richtung der „Prophezei“ in Emden im Jahr 1558 zurückzuführen, sonntäglicher Zusammenkünfte
zum Gespräch über die Predigt 14.Freilich hat diese Einrichtung nur kurze Zeit bestanden; ein gräfliches
Mandat verbot die Prophezei 14a.

Micron kam ebenfalls als Flüchtling nach Ostfriesland und übernahm 1554 eine Predigerstelle in
Norden 15. Hier war unter dem lutherischen Pastor Wilhelm Lemsius 16 bisher in etwa die KO von 1535
im Gebrauch gewesen 11. Micron führte jetzt grundlegende Änderungen im Sinne seiner „Ordinancien“
durch; anderswo scheinen die Prediger seinem Beispiel gefolgt zu sein 18. In Norden selbst mußten Mi-
crons Ordnungsformen freilich bald wieder lutherischen Zeremonien und Lehren weichen; denn Micron
und seine Kollegen wurden bereits 1559 von der Pest dahingerafft, und Nachfolger wurde Johannes
Ligarius 19 mit einem lutherischen Kollegen. Die Nachwirkungen der Tätigkeit Microns in Norden sind
in der Lütetsburger KO faßbar.

13 Schon in den ungedruckten Arbeiten. Vgl. auch J. Weerda, Entstehung, 40f. Weerda I, 66f., wendet sich aber
entschieden gegen Naunins Versuch, die Londoner KO zur Beschreibung der Emder Verhältnisse auszuwerten.

14 Vgl.Kirchenratsprotokoll vom 14. Februar 1558 (Band 1, Bl. 22v); E. Meiners I, 396.

14a Im Staats-A. Aurich (Msc. A 92, Orig.; Rep. 135 Nr. 9, Stück 2 und 3, Abschriften) befindet sich ein an Gräfin
Anna gerichtetes undatiertes Schreiben der Emder Prediger Gellius Faber, Arnoldus Veltmann und Cornelius
Cooltuin, in dem sie die Prophezei verteidigen und bitten, die Gräfin möge das Mandat zum Verbot der Prophezei
wieder einziehen und sie nicht mehr wegen der Kirchenzeremonien martern, und ein zweites, gleichfalls undatiertes
Schreiben derselben Prediger an Drost, Bürgermeister und Rat der Stadt Emden, in dem sie sich wegen der von der
Gräfin verbotenen Prophezei verteidigen. Auszüge aus den Briefen sind mitgeteilt bei J. Weerda I, 129ff. —Am
13. März 1564 begründet ein Glied der Emder Gemeinde, Joris Myrbeeck, sein Fernbleiben vom Gottesdienst vor der
Versammlung des Kirchenrates u.a. mit der „aflegginge des prophecys“ (Archiv der ref. Gemeinde zu, Emden,
Kirchenratsprotokolle Band 2, Bl. 113r). Später gab es in der Gemeinde Bestrebungen und Ansätze zur Wiederein-
führung der Prophezei; vgl. Kirchenratsprotokolle vom 5. November 1576, 1. April 1577, 8., 15., 22. und 29. April
1577 (Band 4, Bl. 96f. 110. 111v. 112r). 15 Vgl. Gegenbericht, B I (H. Garrelts, 106).

16 Wilhelm Lemsius hatte seit 1536 in Norden gewirkt. Er war der Führer der Opposition gegen a Lasco gewesen.
1554 nach seiner Entlassung in Norden wurde er Pastor zu Meldorf in Dithmarschen. † 23. Juni 1556. Vgl.
E.Meiners I, 288ff.; P.F. Reershemius, 222f.;C.H.W. Sillem, 223.

17 Vgl. Bericht, 396; auch Gegenbericht, B III (H. Garrelts, 110).

18 Vgl. die Beschreibungen der Norder Ordnungsformen in Microns Apologeticum Scriptum, bes. 12—25 (benutzt ist das
Exemplar der Universitätsbibliothek Utrecht) (Mitteilungen daraus bei J. H. Gerretsen, 69ff.); im Brief Martin
Fabers an Westphal in Hamburg vom 29. März 1555 bei C. H. W. Sillem, 189ff.; auf die Zusammenhänge zwi-
schen diesen Beschreibungen und Microns Ordinancien verweist J. Weerda, Entstehung, 29f. Näheres s. unten
S. 576 und in den Anmerkungen zu Microns KO. Micron hatte sich im Apologeticum Scriptum u. a. gegen den Vor-
wurf zu verteidigen, als würde beim Abendmahl in Norden der Einsetzungsbericht nicht verlesen. Das Gerücht war
durch auf unzureichender Kenntnis beruhende Mitteilungen Martin Fabers an Westphal, die dieser z. T. veröffent-
licht hatte (die Mitteilungen von 1555 waren in der Iusta defensio... von 1557 benutzt, ein Brief Fabers von 1556
größtenteils in der Confessio fidei de eucharistiae sacramento... von 1557 wörtlich mitgeteilt) entstanden. Vgl.
Sillem, 215ff. 293ff.; Weerda, aaO. 39.

19 Vgl. Gegenbericht, B I (H. Garrelts, 106);Von Norden, G III (Garrelts, 172); Garrelts, Ligarius, 32f. -
Die Norder Gemeinde war von Anfang an ganz besonders den verschiedenen kirchlichen Strömungen ausgesetzt
gewesen; zu Stevens, Rode und Rese vgl. oben S. 313 ff. 1552 hatten Streitigkeiten um Lehre und Zeremonien zwi-
schen den Lutheranern Lemsius und Vorstius mit dem neu eintretenden Fusipedius das Kolloquium zu Wirdum,
etwas später aber die Amtsentsetzung der streitenden Pastoren veranlaßt. Als Ligarius und sein lutherischer Kol-
lege 1564 den Merchants Adventurers zuliebe entlassen wurden, traten reformierte Prediger an ihre Stelle, die je-
doch gegenüber der teilweise lutherischen Gemeinde einen schweren Stand hatten. Der gräfliche Bruderzwist wirkte
sich auf die Norder Gemeindeverhältnisse besonders fühlbar aus; vgl dazu oben S. 334 mit Anm. 78. 1579 waren es
auch wieder Streitigkeiten in Norden, die die Verhandlungen zu Berum veranlaßten. Vgl. dazu Missive, 203ff.; Von

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