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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0402
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Grafschaft Ostfriesland

getagen und vormeldet, darup wy ock vast holden 86
willen m.

War averst jemant um eines geringen woerdes
eder um eyn kanne beers willen eder ein lage leg-
ginge 87 doden und den anderen also erworgede, dat
Godt wil wandelen, dem schal sunder gnade weder-
um dat levent gekortet werden, wo he begrepen 88.
Wo he averst nicht begrepen und voerflochtich
wurde, de schal to ewigen tiden in unserem lande
nicht kamen, idt weer dan, dat eine bewyslike noet-
w eer geschege. Demsulven schal de noet, w o se be-
wesen, entsculdiget hebben. Wo ock ein doetslach
in beerkroegen eder sus im huuse eder velde ge-

m Am Rand: Prover. 15 [1]: Sermo durus exitat furo-
rem.

n Am Rand des Absatzes: Ephe. 4; Coll. 4; Gene. 9;
Exo. 24; Levi. 24; M. 26.

die wirkliche Form des Rechtsbuches aus jener Zeit
wiedergibt.“ Es wird dann auf die Lückenhaftigkeit
des Textes hingewiesen und bemerkt: „Vielmehr
scheint diese Hs nur Studien und Materialien zu
einem ostfriesischen Landrecht zu enthalten..—
Ähnlich verhält es sich bezüglich des Landrechtes
auch mit der oben (aaO.) genannten Groninger
Hs von 1539. — Vgl. übrigens C. Borchling, Die
älteren Rechtsquellen; bes. aber Borchlings Bericht
über die Hss des Landrechts in: JbE 15, 2 (1905),
481ff. Da eine kritische Ausgabe des Landrechts bis-
lang nicht vorliegt, muß vorläufig die v. Wichtsche
Edition herangezogen werden. In seiner ursprüng-
lichen Fassung scheint das Landrecht jedoch kürzer
gewesen zu sein. Verwiesen sei hier noch auf die noch
jetzt bei der Gesellschaft für bildende Kunst und
vaterländische Altertümer in Emden vorhandene
Hs 86, die bereits 1528 hergestellt wurde (Hs des
Mentet Haykens); ebd. Bl. 46ff. die Brüche für Ver-
letzung verschiedener Körperteile usw. unter der
Überschrift (Bl. 45 v): Hyrna volget dat boick, dar
men ynne scryft de wylkoir aller Fresen, andrepende
dat bloet, dat welcke men oick holden sal in toka-
menden tyden in allen synen gesetten.

86 Meiners: zolch (Lesefehler).

87 Lagelegginge = Hinterhalt; vgl. Schiller und Lüb-
ben II, 612. - (Hier?)

88 Nach dem ostfriesischen Landrecht wurde Totschlag
mit Geldbußen und -strafen abgegolten, es sei denn,
jemand konnte nicht bezahlen (Lib. III, cap. 11;
M. v. Wicht, aaO. 667): De elfde dom is, dat alle
doetslage, woirmede se geschen sint, mit meste
[Messer] eder stocke, soelen mit gelde gegulden wer-
den... (Lib. III, cap. 14; aaO. 669:) Sleit de eine
mann den andern doet und kan em nicht gelden,
so sall he em betaelen mit sinem egen halse. Is lant-
recht. (Vgl. auch Lib. I, cap. 136; aaO. 288f.) Vor-
sätzlicher Totschlag, d. h. Mord, konnte nicht mit

schege, dar sal ein klockenslach van der gemene ge-
scheen unddem doetsleger, sovele jummer moegelick,
ein gemeen volge deden und, wo he ergrepen, unsen
amptluiden averantwordet n.

Desgeliken schal in unsen steden ock des vals van
den naburen gelickmetige volge gescheen, bet de
deder bekamen. Und de weert sal van stunden an
by nacht und dage sinen naber ropen, und sovoert
schoelen de naburen van stunden an helpen.

Van denn Observanten toe Embden 89

De Observanten schoelen, so vaken men in der

Geld abgegolten werden; der Mörder konnte seinen
Hals nicht lösen (vgl. Lib. III, cap. 17; aaO. 670f.).
(Lib. III, cap. 18; aaO. 671f.:) We einen doetschlag
deit in drunkenen eder hastigen moede, so mach he
synen hals loesen mit gelde van den heren und van
des doeden negeste fründen... Diese ganze Straf-
ordnung erfuhr dann aber eine Einschränkung in
Lib. III, cap. 22; aaO. 677f.: De statuten oeverst
mogen billicher staen, dat men tovoeren nicht weet,
mit wat gelde men sinen halß loesen mach... Willen
oek de heren eder fründen den doden halß nicht
dingen laten [d. h. wenn sie sich nicht durch Geld
abfinden lassen wollen], so sinnen se plichtig, weder
to sterven; wente so wet de doetslager nicht, of he
sinen halß mach mit gelde losen eder nicht, so is he
mer befruchtet, sodaene missedait to doende, umme
sin levent to holden. — Die zwölf Domen sind auch
in der in Anm. 85 erwähnten Göttinger Hs des
Landrechts von 1527, Bl. 51 vff. enthalten: Hyr be-
gint de twalf eemsyge doemen, welck is dat anderde
boeck, van doetslagen und wondingen, van deven,
van allen gewaltlyken anvank unde beesten, van
putten. Ebd. Bl. 54 r: De elfte doem. De 11. doem is,
dat alle doetslage, waermede se gedaen sint, mit
meste eder mit stene eder mit stokke, schoelen mit
geliken gelde worden gegulden... Ebd. Bl. 54v:
Sleyt de ene man den anderen doet und he kan hem
nicht gelden, so schal he hem betalen mit synen
egenen halse. Ebd. Bl. 55 ff. über den Mord.

89 Das Franziskanerkloster wurde vermutlich zu Be-
ginn des 14. Jh.s und zwar in dem damals noch außer-
halb der Stadt gelegenen Vordorf Groß-Faldern ge-
gründet. Im 14. Jh. wird es verschiedentlich urkund-
lich erwähnt (vgl. Urkundenbuch I, Nr. 142. 148).
Um 1369 wurde es durch eine Brücke über den Delft
mit der Stadt verbunden. Da über die Gaudenten
(vgl. „Regula non bullata“ des Franz von Assisi, 7:

... caveant sibi fratres, quod non se ostendant tristes
extrinsecus et nubilosos hypocritas, sed ostendant
se gaudentes in Domino...; H. Boehmer, Ana-
lekten zur Geschichte des Franciscus von Assisi.
1904, 8), mit denen das Kloster besetzt war, viel-
fach Klagen laut wurden, wies Edzard I. sie 1498

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