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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0406
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Grafschaft Ostfriesland

vyand ym levende und stervende stantaftigen wed-
derstand doen und erholden werden moege. Dar-
umme willet myt vlyte und in eynen rechten ge-
loven Gads wort tohoeren und Godt andechtelick
un eyndrachtelick bidden und anropen; wente wy
werden jo hier tom gehede ut noet vormanet, dat
Godt unse ernste und wolvortruwende herte erken-
nen wille, dat ock dyt hoechwerdige sacramente
durch uns nicht unteret 15 werde, sonder moege van
uns erkant werden de averflodyge rykedom syner
gnaden, de he over uns so rycklick schuddet 16 in
der döpe; wente he sulvest nömet 17 eyn nye wedder-
geboerte, alzo dat he uns dorch deselve in kraft
synes Geystes van aller tyrannien des duvels, ock
der sunde, des dodes und der hellen verloeset 18, kyn-
der des levendes und erven aller gueder 19 Gads und
miterven Christi werden. Amen.

Darna kere he sick tom kynde und spreke 20:

Vär ut, du unreyne geyst, und giff ruem den hil-
ligen Geyst 21.

Darna make he em eyn krutze an dat vorhoevet 22
und bruste und spreke:

Nym dat teyken des hilligen krutzes beyde, an
dynen vorhoeffde und an denn brust.

Latet uns bidden!

O almechtige Godt, du Vader unsers Hern Jesu
Christi, ick roepe dy an over dussen dynen dener N.,
de de gave dyner döpe biddet und dyne ewige gnade
dorch de geystlicke weddergeboerte begeret, nym
em up, Here, und alze du gesecht heffst [Mt 7, 7;
Luk 11, 9]: Biddet, so werden gi entfangen, socket,
so werden gi vynden, kloppet an, so wert juw up-
gedan!, so verlene nu, ewige Godt, dyne gudicheit
und gnaden dem, de dar biddet, und opene de doere
dem, de dar ankloppet, dat he den segen desses hem-

15 = entehret; vgl. dazu Schiller und Lübben VI,
290; bes. Lasch und Borchling I, 554.

16 Sehling liest fälschlich: sendet.

17 = nennet; vgl. Schiller und Lübben III, 195f.

18 Bei Sehling ist „verloeset“ ausgelassen.

19 Sehling liest hier fälschlich: gnade.

20 Von jetzt ab entspricht unser Formular auch Lu-
thers Taufbüchlein von 1526; vgl. WA 19, 539 ff.;
Bek. Schr., 538ff.; Sehling I, 22f.; auch oben
S. 171 f. mit Anm. 45 ff.

21 Am Rand der Druckvorlage steht von späterer Hand:
Exorcismus.

melschen bades erlange und dat tosechte ryke dyner
gave entfange durch Christum, unsen Heren. Amen.

Latet uns bidden!

Almechtige, ewige Godt, de du dorch den syntfloet
na dynen strengen gerichte de ungelovige werlt ver-
domet und den gelovigen Nohe sulfstachte na dyner
groter barmherticheit erholden, den vorstockeden
pharao myt alle den synen in Roden Meer versopet
und dyn volk Israel dorch datsulve dröch 23 gevoret,
darmyt dyt badt dyner hilligen doepe tokammende
beteykent und dorch de döpe dynes leven kyndes,
unses Heren Jesu Christi, den Jordan und alle water
to eyner saligen syntfloet und ryckelicker affwas-
schinge der sunden gehilliget und ingesettet heffst,
wy bidden dy dorch desulve dyne grondelose barm-
herticheit, du wollest dussen N. gnedichlick ansehen
und myt eynem rechten geloven ym geyste bezeligen,
dat dorch dusse heylsame syntfloet an eme versupe
und undergae allet, wat em van Adam angeboren
ys und he sulvest darto gedan hefft, dat he ut der
ungelovigen talle 24 gesundert, in der hilligen archa
der christenheit droege und seker beholden werde,
alletydt bernend 25 ym geyste, frolick yn der hope-
nynge, dynen namen diene, up dat he myt allen
gelovigen dyne vorheten ewige leven to erlangen,
werdich werde dorch Jesum Christum, unsen Hern.
Amen.

Ick beswere dy, unreyne geyst, by dem namen
des Vaders, des Soens und des hilligen Geystes, dat
du utvarest und wykest van dussen dener Jesu
Christi N. Amen.

Laetet uns hoeren dat hillige evangelium Sanct
Marcus [10,13-16]:

To der tydt brachten se kynderkens to Jesu, dat
he se scholde anrueren 26. Averst de jungern bodrou-

22 = die Stirn; vgl. Schiller und Lübben V, 372;
Lasch und Borchling I, 838.

23 = trocken; vgl. Schiller und Lübben I, 579;
Lasch und Borchling I, 482f.

24 = Zahl; vgl. Schiller und Lübben IV, 506.

25 = brennend; vgl. oben S. 76, Anm. 87. — Sehling
liest: lernend. — Der Text ist an dieser Stelle in der
Druckvorlage durch einen Knick im Papier etwas
entstellt. Die sonstige Überlieferung des Gebetes
deutet aber darauf hin, daß das Wort „bernend“
heißen muß.

26 Sehling liest fälschlich: anemen.

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