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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0417
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Kirchenordnung 1535 (Ausführungsgutachten)

vorordente examinatores darvor hoeden, dat se nicht
na dem exempel der papistsschen bisscuppen und
officialen vor dat examineren und admitteren neen
gelt vorderen eder nemen, dat nicht de leste erdom
erger weerde, dan de voerige gewesen, und wy nicht
in dem laster der simonien betreden weerden und de
name Gades umme unser oveldaet willen gelestert.

Van der bezoldinge des superattendenten
und der pastoren und anderen kercken-
deneren etc. 40

Im hilligen evangelio, dar Christus dat predigampt
erstlick insettet, sprickt he, dat ein arbeider weert
is, dat he van siner arbeyt sine neringe hebbe [Mt
10, 10]. Desgeliken secht ock Paulus 1. Corinth. 9.
ca. [4. 7ff.] und beweert sulches mit 41 schriften und
exempelen, desgeliken ock Galath. 6 [6], und in der
ersten ad Thimo. 5 [17] sprickt he, dat se twyfol-
dige eheren weert sint, de wol vorstaen der gemene
Gades im woerde und der leere, will, dat duchtigen
und framen kerckendener nicht allene oere nottruft

§ 8 u. 9 (Mansi 17, 144f.; Hefele, aaO. IV 2.
1879,382); Synode zu Troslé 909, § 6 (Mansi 18,
279ff.; Hefele, aaO. 573). § 9 des Reichstags zu
Pistres bestimmte aber auch, daß ohne Zustimmung
des Bischofs nirgends ein Geistlicher angestellt wer-
den dürfe. Freilich sollte der Bischof oder sein Stell-
vertreter keinen präsentierten Kleriker, sofern er
würdig war, zurückweisen. — Das Ernennungsrecht
wurde dann namentlich von Papst Alexander III.
auf ein Vorschlagsrecht beschränkt, das er ius patro-
natus nannte; vgl. sog. Appendix zum 3. Laterankon-
zil, Deiure patronatus, cap. XVI (Mansi 22, 340f.);
dann Corp. iur. can., Decret. Greg. IX. lib. III, tit.
XXXVIII De iure patronatus, cap. 3. 4. 5. (Fried-
berg II, 610f.). In der Praxis wirkten die Verhält-
nisse des Eigenkirchenwesens noch. lange nach. Vgl.
Hinschius-U. Stutz, RE 3 15, 13ff.; Stutz, EE 3
23, 364ff.; H. E. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte
I 3. 1955,§ 18. 32 II. 33 I, 2f. (Lit.); A. Erler, RGG 3
II, 356f.; S.Reicke, RGG 3 V, 156ff. (Lit.). In
Ostfriesland ging das Wahlrecht der Gemeinde, dann
auch die Art, wie man über das Kirchengut verfügte,
über das einfache Präsentationsrecfrt hinaus; vgl.
Kochs, Kirchengeschichte, 43. 147. Über die Zere-
monie der Einführung eines Pastors verfügt das
Emsgauer Sendrecht (vgl. dazu oben S. 326, Anm. 36)
in § 5 (C. Borchling, Die niederdeutschen Rechts-
quellen I, 133 ff. Wir vereinfachen die Schreibweise
hier wie auch sonst): Wanneer een pastor toe ener
karcken gekaren wart unde in dem dorpe kumpt,
um de karcken toe untfangen, soe schoelen alle de

hebben schoelen van der kercken, sunder ock ein
erlike 42 entholdinge 43,. und sulches is groet vannoe-
den um des denstes willen und umme des deners wil-
len; wente so de persone des deners vorachtlick ge-
holden wort, so is syn denst ock voracht, welck dan
Godt dem Heren seer ovel gevelt; wente he sprict
jo sulvest [Luk 10, 16]; Wol juw vorachtet, de vor-
achtet my. Wo kan men averst seggen, dat men den
dener groet achtet, wan men em nicht soe vele gift
to siner erholdinge, dat he ein erlick hennenkommen
hebbe, dat is, dat he so vele hebbe, dat he nicht
darve mit sinen henden arbeiden, acker- und ander
buerwerk lyck dem anderen buren driven, up dat
he voer sick und den sinen sine neringe hebbe. In
sodanen valle moet he mit den buren like handelinge
driven, like selsscup holden, moet den buren lyff-
koesen, seggen, wat se gerne hören. Darut wort vor-
ringert sine auctoriteet und wort vorachtlick. Item,
so he sick sulvest neren schal und sines denstes (wo
recht) nicht geneten, so kan he nene boeke koepen,
kan nicht studeren, beden und dergeliken dingen, so
sinen ampte togehoert, alse dar sint: vlitich predi-

in dem karspel em eerliken buten den dorpe entegen
gaen, mit der processie untfangen und bringen em
in de karcken voer dat froge altaer und bidden alle
Godt den Heren, dat de tegenwordige oer pastor der
gemene recht mach vorgaen... unde singen dan een-
drachtigen Veni sancte Spiritus... Darnae schoelen
de hovelinge, woe se dar sinnen, myt den anderen
preesteren und de karckswaren oeren pastor de sloe-
tel toe der karcken, kelcke, boecke und andere orna-
menten bevelen unde overantworden, unde de pastor
schal laven in tegenwordicheit der gemene, datsulve
truwelick toe verwaren... Des schoelen de luede,
arm unde ryck, nae oeren vermoege oeren pastor
laven unde toeseggen, dat se em syne huusdelinge
unde upkumsten als renten nae older gewaenheyt
willen geven unde volgen laten und gehoersam syn
als oeren bisschup und pastor. - Dann erst erfolgt
die Institution durch den kirchlichen Vorgesetzten.
Vgl. auch Kochs, aaO. 47f.

39 Meiners liest statt „licet“: „quidem“.

40 Dieses Kapitel erinnert z. T. stark an Bugenhagens
Fürsorge für eine ausreichende Besoldung der Geist-
lichen; vgl. Braunschweiger KO von 1528, Sehling
VI, 1, 375f.; Hamburger KO von 1529, Sehling
V, 512; Lübecker KO von 1531, Sehling V, 357;
E. Wolf, Peregrinatio. 1954, 275f.

41 Meiners: uit.

42 Erlik = angemessen, würdig, geziemend; vgl. oben
S. 83, Anm. 71.

43 = Unterhalt; vgl. Schiller und Lübben I, 676f.;
Lasch und Borchling I,560.

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25 Sehling, Niedersachsen II/l
 
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