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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0443
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Polizeiordnung 1545

Van de trostelberen nae de doden 73.

Angaende de trostelberen, dar de lude allenthal-
ven hertolopen ungebeden, dar dan ein groet mys-
bruck ut folget, soe will unse g. f., dat nemant un-
gebeden to drinken to de bedroveden 73 yngaen schal,
dan sovele dar gebeden werden van den frunden und
nabaren, dat de ene maeltyt myt se holden und
Tobie [1, 20; 2, 2ff.] und Pauly lere [vgl. 1. K 15]
daryn naevolgen und alsdan tuchtich 74 ein yder sick
weder nae synen huse geve. Soe hirbaven we lenger
bisytten blyven als twe stunde nae der maeltyt, de
drinkens halven nicht rumen willen, de scholen, so
baven gescreven, gestraffet werden 75.

Stadt Emden und den kaiserlichen Abschied zu
Augsburg hin (Bl. 88 v; vgl. oben Anm. 49). - Wie
üppig es ursprünglich beim Kindelbier hergegangen
sein muß, bezeugt ein altes Sprichwort: Hogtied-
gaan un Vadderstaan un Fenstergeven un Kinnel-
beergeven — Het mennig Buur van de Plaats of-
dreven. Vgl. W.Lüpkes, Ostfriesische Volkskunde 2.
1925,98.

72 Auricher Konzept: „nae de doden“ fehlt.

73 = Betrübten; vgl. oben S. 378, Anm. 56.

74 Das Auricher Konzept hat hier noch: sein.

75 Schon die von E. Beninga mitgeteilte Disputation
beschäftigt sich mit der Mäßigung bei den Beerdi-
gungsfeiern (Bl. 58r; E. J. H. Tiaden I, 113f.). Das
Gutachten der Räte hat dann schon fast wörtlich
den Text wie die Polizeiordnung unter dem Titel:
Van de trostelbeer nae de doden. Lavelber, karmis-
sen, gilden (Bl. 76r). Hinnerk Grawertz weist auch
bezüglich der Beerdigungsfeiern auf die Ordnung
der Stadt Emden und den kaiserlichen Abschied zu
Augsburg hin (Bl. 88v; vgl. oben Anm. 49 und 71).

76 Ordnung von 1556: Van den misbruck der ber-
krogen. Nachdem de kroge yn den flecken und dor-
peren prinsipale um de fromden luden to harbargen
vorordent und sunderlich, dar de fromde kopman
synen dortoch heft, de sick dan by mynschendenken
ser vormeret hebben, wat nutticheyt darut gekamen,
gyft men den vorstendigen to bedenken, und be-
finden noch dageliks nicht anders dan doetslege und
alle untuchten und bedrechlike handel nargent mer
als yn de warschop, kynderdope und yn den krogen,
dewile dan van unsen saligen heren, lofflicher ge-
dechtenisse, den groten mysbruck aftostellen, ge-
baden, und woe sick de krogeren myt eren gesten hol-
den scholen, over de ganze graveschup Ostfreeslant
van den predickstoel affgelesen (und to holden) ge-
baden, dat dannoch gaer weynich geachtet und
achtervolget ys wurden, soe late wy noch enen yderen
weten, dat nemant yn den dorpen by kannen und
krosen vor jetz [?] beer scholen vorkopen dan den,
den yd van uns und unsen amptluden togelaten und

Angaende de berkroge 76.

Nachdem de kroge prinsipalick um de 77 framden
lude to harbargen geordenet synnen und an de orde,
dar de fromde man meest oren dortoch hadden 78, de
sick dan bi mynschendenken yn dussen lande ser vor-
mert hebben, wat nuttycheit darut gekamen, gyfft
men ydermennichlich to bedenken etc., dewile dan
ene ordenunge van grave Enno, lofliker gedechte-
nisse, und grave Johann etc. vor ytlichen jaren is
utgegaen, daryn mede gedacht, wor sick de kroge-
ren holden scholen 79, soe wil unse g. f., dat gene
krogeren vor den sarmoen eder dewile Gades wort
gepredyket, nemant ber solen tappen. De darover

vorgunt wart. Desulvige krogeren scholen nemant
ber vor dat sarmoen, vor und under der tyt, dat
Gades wort vorkundiget wart, tappen [= zapfen]
und gene lude yn der tyt yn eren huse to drinken
syttende hebben, dan allene de fromden, utwerdige
lude, kraemfruwen und kranke lude. Welker kroger
nae dusser vorkundinge dat also nicht achtervolget,
den schal de kroch tor stunt upgesecht, want he ock
noch so grote tosage van uns und unsen amptluden
hadde, und darto 10 gulden yn unsen und der armen
handen, dar dat geschut, vorbraken hebben. De
krogeren scholen ock des wynters nicht lenger als
to achte uren yn eren huseren to drunken sitten
laten, by vorgerorte pena, wat ock van slaen und
vorspreken yn eren husen geschut, getrulick melden.
Desgeliken scholen se yn eren huseren myt kannen,
krosen und grote schalen nicht laten drinken. De dat
weten und den amptluden und ere karckswaren nicht
to erkennen geven, dat yn den krogen boeslik ge-
handelt, de scholen 10 gulden vorbreken. De dat
anbringen, scholen 1 gulden geneten. Ock schal
nemant under den sarmoen buten der karcken up
den karckhave wanderen eder unnutte worde ge-
bruken, dardorch de predicanten yn ore sarmonen
vorstort, by der vorgerorte pena, dar de utkundiger
eyn flitich upsicht scholen hebben (Bl. 156 v).

77 Auricher Konzept: der.

78 Auricher Konzept: hebben.

79 Vgl. Art. XIX des Mandates von 1535, oben S. 397;
dazu Gutachten der Räte (Bl. 78rf. aaO.): An-
gaende de beerkroge, darvan is also geslaten, nach-
dem ytliche ordynantien ym drucke utgegaen, woe
yd de anderen evangelische fursten yn oren landen
holden, dat men darut wat colligere, als alhir drecht-
lich, und dat alsdan publiceren late. Mydlertiit schal
men sick nae de ordinantie richten, de unse g. h.
grave Enno gotsaliger und grave Johan hebben pu-
bliceren und vorpenen laten, dat men de so erenst-
lich achterfolge, daryn angetagen is, dat geen kroger
vor den sarmon oft darunder nemant ber tappen
noch yn ore huser drinken laten, desulve pena darup

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