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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0445
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Polizeiordnung 1545

lasterer, de billich myt vele groter pena schulde ge-
straffet werden, als myt 32 mark. Wart desulve noch
to dem anderen maell also moetwillich befunden,
schal he eder se noch so vele geven, und dat so dre-
mael van ener persone de karkendeneren to den hus-
sittenden armen schal angewendet und gekert wer-
den. Blift desulvige noch to dem verden mael ver-
hardet 92, sick nicht wil beteren, alsdan schal men
dat sine geborliche overicheyt to erkennen geven,
de dan de strafe darover wart gaen laten. So nu de
pastoren, predicanten und karkendeneren hyran su-
mich befunden, wusten und nicht wulden straffen,
de scholen yn dubbelde broke vorvallen sin den
armen. De dat den karkendeneren anbringet, scho-
len des ein kleen geschenke van one geneten. De dat
ock weten und myt willen vorswigen, scholen myt
eintvoldyge broke gestraffet werden.

To dem anderen, want de pastor eder predicante
de gemeente myt der klocken up gebaden festdage
to den sarmoen let vorderen, alsdan sunder redelike
untschuldinge dan moetwillich ut der karken bliven,
Gades wort nicht willen horen, de ock under dat
sarmoen up dat karckhoff buten der karken staen
und vorstoren den predicanten myt ere unnutte
lasterworde, dewile he prediket, Gades wort vor-
kundiget, de ock up de gebaden Soneldage vor dat
sarmoen arbeydet eder myt wagen oft to voete ut-
reyset buten weten des pastores, yt sinnen dan grote
noetsaeken, dar he sick mede untschuldygen kan vor
sine overicheit, de hyran brecklich befunden, schal
myt viff gulden gestraffet werden, half to den hus-
syttenden gotzarmen und half der overich[ei]t.

To den darden, wanner lande, huser eder ander

de mann sy dan schuldich off unschuldich, so em
aversecht wert, und de vorspreker secht dat ner-
gendes umme, dan dat he de persoene dorch de worde
alleine will verachten off vorspreken, als he heet eine
persoene deef etc., morder, verrader off anders, dat
an sine ehre drenget, wowoll oek de persoene ein deef
etc. sy, de so geheten wert, breckt de vorspreker also
woll, alß of he einen fromen mann hedde deef ge-
heten; de broeke is den heren 16 schilling, de vor-
spraeken wort, oek so voel. - Zu Schilling und Mark
vgl. Lib. III, cap. 64 ebd. (aaO. 736): Ein schil-
link offte mark (so men geen olde mark noemet)
werden so gereckent na lantrechte 12 krumstert.
Welcker schillink und mark nu by dißen heren tyden
(ao. 1555 etc.) verhoget is, de mark eder schillink is
15 krumstert eder 3 schaep. - Krummsteert ( -
Krummschwanz) hieß eine ursprünglich nieder-

drefflike kopenschopen van ossen, perde etc. ge-
scheen, soe schal nemant, den winkop to geven, vor-
plicht sin. Dan de karckswaren scholen ene goedige
vormanunge doen den koper und vorkoper, dat se
der armen gedenken willen. Soe averst we befunden
wurde, de nae den olden mysbruck moetwillich te-
gen de ordinantie ene tunne beers eder twe upleggen
leten und alsdan nae lut der ordinantie myt 10 gul-
den yn broke vorfillen, dat scholen de karkende-
neren half to den armen untfangen. Soe dat ock van
de karckswaren vorsumet wurde, scholen se ock up
10 gulden angetekent werden, half to den armen.

To den verden, soe men nae olden misbruck yn
den vastelavent, up de hilligen avende, up de karck-
missen, yn de gylden, yn de lavelberen, yn de war-
schope, wan de kynder gebaren werden, wan de kin-
der gedoepet werden, wan de doeden to der erden
bestaedet werden und wan de grote overflodycheit
dachlikes yn de berkroge gescheen, we yn alle dusse
vorgerorten articulen nae ludt der ordinantie, de der
gemeente is vorgelesen, broekhaftich wart befunden
und moetwillich darbaven myt emmeren 93, ballien,
grote schalen, grote gyften, kannen und krosen,
stopen 94, woe yd mach genomet werden, de ene den
anderen dwingen und besweren, heel und half to
drinken, darmede se nicht als Christenmynschen,
dan als beeste sick anstellen, soe dan tegen ein yder
articul ene pena und broeke van 10 ryder gulden 95
darup gesettet is, dat de karkendeneren half to den
hussittenden gotzarmen ynvorderen und entfangen
scholen, darbi de overich[ei]t se hanthaven will.
Soe overst de karckswaren daryn sumich gefunden
werden, scholen yn gelyken broeke vorfallen sin 96.

ländische Groschenart, die ihren Namen einem auf
der Münze dargestellten Löwen mit gekrümmtem
Schwanz verdankte; vgl. F. v. Schrötter, Wörter-
buch der Münzkunde. 1930, 329; A. Kappelhoff,
Beiträge zur Geldgeschichte Ostfrieslands, in: JbE
37 (1957), 41 ff.

92 = hartnäckig, verstockt; vgl. oben S. 366, Anm. 57.

93 = Eimern; vgl. Doornkaat Koolman I,394;
Schiller und Lübben I, 658; Lasch und
Borchling I, 532.

94 Stop = Becher; vgl. Schiller und Lübben IV,
413.

95 Vgl. Münzordnung innerhalb der Polizeiordnung:
De ryder gulden — 11 schap (Bl. 107r).

96 In der Druckvorlage folgt noch — ohne Überschrift -
ein Stück, das von „schüttemestern und poelrich-
tern“ (= Aufsehern über die Abwässerung) handelt.

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