Versammlungsordnung des Emder Kirchenrates 1564/73 (?)
3. Ein des praesidis olderlingen 10 sal de weke 11
desses kamers denst vorwaren.
4. Na idt gebett sal de boeckverwarder 12 van ein
jeder syn bevolen commission, so em uperlecht, erst
wederom afforderen.
5. De commissionen afgelecht synde, sal praeses
nach der ordnünge ummefragen, wat ein jeder tot
der gemeine kerckenstiftunge hebbe vortobrengen.
Darvan sal praeses dan ordentlick vorstellen, umb
ein jeder syn gödmeininge darup to verklaren.
6. Folgents sal der praeses vor erst ordentlick vor-
10 Jedem Prediger waren Älteste zugeteilt, die ihn be-
sonders in der Zuchtübung unterstützten. Die Zu-
weisung bestimmter Ältester an je einen Prediger ist
für 1564 noch nicht sicher bezeugt, hängt aber wahr-
scheinlich mit der bereits am 15. November 1557
(vgl. Kirchenratsprotokolle Band 1, Bl. 7r) vorhan-
denen Einteilung der Stadt in Seelsorgebezirke (,,de
predicanten... ein yder in syn kluft“) zusammen;
vgl. J. Weerda II, 185ff. Im Protokoll vom 3. Juli
1573 (Band 4, Bl. 4v) heißt es: Is ein extraordinaris
bieenkumst gescheen, van de stadt in seker parten
to vordelen, van welcker twe unde twe oldesten sun-
derlinge upsicht soelen annemen myt behuilpinge
van ander etlike frome, yverige broederen, de daryn
denstlich koenen syn, up dat sovoele moegelick de
kerckentuicht wedderum upgenomen muchte wer-
den unde beter gepleget werde, de nu byna alhiel[!]
vorvallet... (Es folgt dann die Verteilung der Älte-
sten auf die verschiedenen Stadtgebiete, jedoch ohne
daß dabei auch die Prediger genannt werden). Eine
genaue Zuordnung von Predigern und Ältesten ist
mit der Klufteinteilung vom 17. Februar 1576 ge-
geben (Kirchenratsprotokolle Band 4, Bl. 59): Anno
76 den 17. Februarii iß deße stadt mit Valderen ihn
vyff delen edder kluften alßo gedeilet we volget:
1. De erste kluft fangt ahn by borgemeister Med-
mannus huß, de Borchgrafft unde de Eemßmuere
lanks, by den Delff henup und weder de Groete Strate
lanks ahn der oner syden, ahn Medtmannus huß,
mit allent, wat dartuschen begrepen und besloeten
iß. Deße kluft iß D. Mensoni Altingio togedeilet mit
dre bygevoegede oldesten als upseinders, als noempt-
lich: Hermen Spoermaker, Hinricus Herbarti und
Goßwing Luenengha [sonst: Luenghe, Lüynge].
2. De ander kluft fangt ahn by den hueck, kegen
Medtmannus huß over, lanks de borch, de Nye Mun-
the, schathuß, buten de Boltenpoerte unde weder to
dat Olde Gasthuß und voertz weder to Mecke Bart-
scher unde alßo de Grote Strate henup ahn der ener
syden, weder to den vorbenoemden hueck, kegen
Medmannus huß over, mit allent, wat dartuschen
begrepen iß. Dit kluft iß D. Joanni Suetlariensi
[Pastor in Emden 1575-1604] togedeilet mit byge-
voegeden dre oldesten, als noemptlich: Gerrelt
Fewen, Lyppe Sykken, Haycke van Peusum. 3. De
geven, van wat saken men up dat mal denke to
handlen, umb darut de notwendichsten und de lich-
testen to nemen, de anderen up negestkompstige
byeenkompste utstellen, up dat sick ein jeder dar-
tegen wyder und beter bedenken und beraden mach.
7. Ock sal men in der ganzen handlunge stillicheit
und ernst bewysen und gebruycken ane private
underredinge, inreden edder andere unnödige woor-
den.
8. In lichten und geringen saken ist unnödich,
ganzlick by de ryge 13 ummetofragen, sonder is ge-
derde kluft fangt ahn van de Gasthußsyll edder
Fleeßhuß, de Syllstrate lanks, de Nyepoertestrate
unde dar buten und weder by junker Nonen huß
hendall, ahn de Osterporte na de Bolye henumme.
Dit kluft sall stan up den vyfften dener [Erasmus
Johannis aus Salzwedel in der Mark, am 8. Novem-
ber 1576 zum Rektor der Schule der Stadt Emden
angenommen, fungierte gleichzeitig als fünfter Pre-
diger; vgl. JbE 2, 1 [1875], 131; dazu Weerda II, 56],
nu overst sall it bedent worden van Mathyß van der
Lhoe [vgl. oben S. 447, Anm. 35] mit bygevogeden
olderlingen: Jasper Sloß [sonst auch: Celoß] und
Sypko Menens. 4. De verde kluft sall begripen de
Bruggestrate mit de kleine aff lopende straten bet ahn
de Osterpoerte unde wat dar buten licht. Item wat
buten de Bruckpoerte licht. Dit kluft iß M.Udtgero
[Oeyerus Althes, Pastor in Emden 1575-1584] toge-
deilet unde darto bygevoeget dre oldesten: Detloff
Kersten, Laurentz de Veno und Johan van Hoerenn.
5. De vyffte kluft werd ihn sick begripen de Valder-
strate, de Hoffstrate, de ganze Butvenne, item wat
buten de Valderpoerte licht up de Boneß und dar-
kegen over. Dit kluft iß D. Rodolpho Landio [Pastor
in Emden 1575—1576] togedeilet mit navolgenden
oldesten: Reinero de Pester, Rolof Kueper, Henrico
Artopaeo. (Es folgen dann die Namen der Diakonen
für die fünf Kluften; vgl. unten S. 455 f., Anm. 7.)
11 = Woche; vgl. oben S. 222, Anm. 5.
12 J.Weerda II, 184, bemerkt hierzu, der Titel „boeck-
verwarer“ tauche in den Kirchenratsprotokollen erst
bei der Todesnachricht des Rektors Martinus Berner
( † 10. Oktober 1575; vgl. Kirchenratsprotokolle
Band 4, Bl. 38 v) auf, der seit dem 27. Dezember
1564 fast ununterbrochen das Protokoll geführt habe.
Aber 1575 sei der Titel da, den gerade die Ordnung
sehr gut für das Schreiberamt geprägt haben könne.
— In der Geschäftsordnung der Diakonie heißt der
Schreiber „boekholder“ ; vgl. unten S. 464 mit Anm.
14. - Weerda macht auch darauf aufmerksam, daß
nach der KO von 1594 der Präses den Bericht über
erledigte Aufträge einforderte (vgl. unten S. 499),und
daß unsere Kirchenratsordnung vielleicht die Erinne-
rung an einen früheren Zustand bewahrt hätte.
13 = Reihe; vgl. Doornkaat Koolman III, 38;
Schiller und Lübben III,480.
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3. Ein des praesidis olderlingen 10 sal de weke 11
desses kamers denst vorwaren.
4. Na idt gebett sal de boeckverwarder 12 van ein
jeder syn bevolen commission, so em uperlecht, erst
wederom afforderen.
5. De commissionen afgelecht synde, sal praeses
nach der ordnünge ummefragen, wat ein jeder tot
der gemeine kerckenstiftunge hebbe vortobrengen.
Darvan sal praeses dan ordentlick vorstellen, umb
ein jeder syn gödmeininge darup to verklaren.
6. Folgents sal der praeses vor erst ordentlick vor-
10 Jedem Prediger waren Älteste zugeteilt, die ihn be-
sonders in der Zuchtübung unterstützten. Die Zu-
weisung bestimmter Ältester an je einen Prediger ist
für 1564 noch nicht sicher bezeugt, hängt aber wahr-
scheinlich mit der bereits am 15. November 1557
(vgl. Kirchenratsprotokolle Band 1, Bl. 7r) vorhan-
denen Einteilung der Stadt in Seelsorgebezirke (,,de
predicanten... ein yder in syn kluft“) zusammen;
vgl. J. Weerda II, 185ff. Im Protokoll vom 3. Juli
1573 (Band 4, Bl. 4v) heißt es: Is ein extraordinaris
bieenkumst gescheen, van de stadt in seker parten
to vordelen, van welcker twe unde twe oldesten sun-
derlinge upsicht soelen annemen myt behuilpinge
van ander etlike frome, yverige broederen, de daryn
denstlich koenen syn, up dat sovoele moegelick de
kerckentuicht wedderum upgenomen muchte wer-
den unde beter gepleget werde, de nu byna alhiel[!]
vorvallet... (Es folgt dann die Verteilung der Älte-
sten auf die verschiedenen Stadtgebiete, jedoch ohne
daß dabei auch die Prediger genannt werden). Eine
genaue Zuordnung von Predigern und Ältesten ist
mit der Klufteinteilung vom 17. Februar 1576 ge-
geben (Kirchenratsprotokolle Band 4, Bl. 59): Anno
76 den 17. Februarii iß deße stadt mit Valderen ihn
vyff delen edder kluften alßo gedeilet we volget:
1. De erste kluft fangt ahn by borgemeister Med-
mannus huß, de Borchgrafft unde de Eemßmuere
lanks, by den Delff henup und weder de Groete Strate
lanks ahn der oner syden, ahn Medtmannus huß,
mit allent, wat dartuschen begrepen und besloeten
iß. Deße kluft iß D. Mensoni Altingio togedeilet mit
dre bygevoegede oldesten als upseinders, als noempt-
lich: Hermen Spoermaker, Hinricus Herbarti und
Goßwing Luenengha [sonst: Luenghe, Lüynge].
2. De ander kluft fangt ahn by den hueck, kegen
Medtmannus huß over, lanks de borch, de Nye Mun-
the, schathuß, buten de Boltenpoerte unde weder to
dat Olde Gasthuß und voertz weder to Mecke Bart-
scher unde alßo de Grote Strate henup ahn der ener
syden, weder to den vorbenoemden hueck, kegen
Medmannus huß over, mit allent, wat dartuschen
begrepen iß. Dit kluft iß D. Joanni Suetlariensi
[Pastor in Emden 1575-1604] togedeilet mit byge-
voegeden dre oldesten, als noemptlich: Gerrelt
Fewen, Lyppe Sykken, Haycke van Peusum. 3. De
geven, van wat saken men up dat mal denke to
handlen, umb darut de notwendichsten und de lich-
testen to nemen, de anderen up negestkompstige
byeenkompste utstellen, up dat sick ein jeder dar-
tegen wyder und beter bedenken und beraden mach.
7. Ock sal men in der ganzen handlunge stillicheit
und ernst bewysen und gebruycken ane private
underredinge, inreden edder andere unnödige woor-
den.
8. In lichten und geringen saken ist unnödich,
ganzlick by de ryge 13 ummetofragen, sonder is ge-
derde kluft fangt ahn van de Gasthußsyll edder
Fleeßhuß, de Syllstrate lanks, de Nyepoertestrate
unde dar buten und weder by junker Nonen huß
hendall, ahn de Osterporte na de Bolye henumme.
Dit kluft sall stan up den vyfften dener [Erasmus
Johannis aus Salzwedel in der Mark, am 8. Novem-
ber 1576 zum Rektor der Schule der Stadt Emden
angenommen, fungierte gleichzeitig als fünfter Pre-
diger; vgl. JbE 2, 1 [1875], 131; dazu Weerda II, 56],
nu overst sall it bedent worden van Mathyß van der
Lhoe [vgl. oben S. 447, Anm. 35] mit bygevogeden
olderlingen: Jasper Sloß [sonst auch: Celoß] und
Sypko Menens. 4. De verde kluft sall begripen de
Bruggestrate mit de kleine aff lopende straten bet ahn
de Osterpoerte unde wat dar buten licht. Item wat
buten de Bruckpoerte licht. Dit kluft iß M.Udtgero
[Oeyerus Althes, Pastor in Emden 1575-1584] toge-
deilet unde darto bygevoeget dre oldesten: Detloff
Kersten, Laurentz de Veno und Johan van Hoerenn.
5. De vyffte kluft werd ihn sick begripen de Valder-
strate, de Hoffstrate, de ganze Butvenne, item wat
buten de Valderpoerte licht up de Boneß und dar-
kegen over. Dit kluft iß D. Rodolpho Landio [Pastor
in Emden 1575—1576] togedeilet mit navolgenden
oldesten: Reinero de Pester, Rolof Kueper, Henrico
Artopaeo. (Es folgen dann die Namen der Diakonen
für die fünf Kluften; vgl. unten S. 455 f., Anm. 7.)
11 = Woche; vgl. oben S. 222, Anm. 5.
12 J.Weerda II, 184, bemerkt hierzu, der Titel „boeck-
verwarer“ tauche in den Kirchenratsprotokollen erst
bei der Todesnachricht des Rektors Martinus Berner
( † 10. Oktober 1575; vgl. Kirchenratsprotokolle
Band 4, Bl. 38 v) auf, der seit dem 27. Dezember
1564 fast ununterbrochen das Protokoll geführt habe.
Aber 1575 sei der Titel da, den gerade die Ordnung
sehr gut für das Schreiberamt geprägt haben könne.
— In der Geschäftsordnung der Diakonie heißt der
Schreiber „boekholder“ ; vgl. unten S. 464 mit Anm.
14. - Weerda macht auch darauf aufmerksam, daß
nach der KO von 1594 der Präses den Bericht über
erledigte Aufträge einforderte (vgl. unten S. 499),und
daß unsere Kirchenratsordnung vielleicht die Erinne-
rung an einen früheren Zustand bewahrt hätte.
13 = Reihe; vgl. Doornkaat Koolman III, 38;
Schiller und Lübben III,480.
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