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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0494
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Grafschaft Ostfriesland

den, datt niemant to bedelen gestadet wort, so iß
derhalven nach affschaffinge der oersaeken der ver-
scheiden bedieninge idt ock darhen weder gebracht,
datt alle huissitten armen wederumb to eine bedie-
ninge gekoemen sint.

3. ] Is ock sulckes darumb geschehen, datt de dia-
conen alle twyspalt und uneinicheit mochten vor-
myden, dan de erfaeringe oftmals geleret, datt umb
legaten der huissitten armen grote span 65 und ir-
runge twischen den diaconen van dat becken und
der wilden huissitten armen entstanden is, die dan
hirdorch upgehaven.

4. ] Umb dat man der armen konde beter upsicht
dragen und den frommen desto rycklicher bedenen
und den horerern und ehebrekeren etc. de almiße
entholden, ofte daer etliche tovoren van beiden dia-
conen bedienet worden, man solckes verkondigen
und solcke luide tor ordeninge brengen mochte. Der-
halven dan den 5 hoevetdiaconen 66 noch drie van
den diaconen vant becken sind togevoeget 67, up datt
sie samptlich mit gemeinem rade alle armen bedie-
nen und vorstahen mochten etc.

Darmit eß overst an middelen nicht mochte man-
gelen, iß beschloten, dat men des jahrs tom weinich-
sten viermal die borger umb almosen sall besoeken 68,
nemblich van S. Marten 69 ungevehrlich alle veerdel
jaers af to rekenen etc.

Aldus verhandelt und beschloten anno duisent
viffhundertachtundzoeventich, ockin Februario etc.

Nachdem vast grote unordeninge, den armen jun-
gens belangende, gespoeret, so sint anno 1579, den
24. Septembris, de prediger, hoevet- und underdia-
conen tosamen gekoemen und hebben to affschaf-
finge aller unordeninge der armen jongen volgende
artikelen einhellich vorwilliget unde beschloten.

1.] Dat ein ider hoevetdiaken seine jungen in seiner
kluft flytigen uptekene 70 und ordentlich register, by
wen sie eten und waer sie schlapen, holde, doch allein

65 = Zwist, Streit; vgl. Schiller und Lübben IV,
315.

66 Vgl. oben Anm. 7.

67 Vgl. oben S. 457 mit Anm. 27 und 29.

68 Vgl. oben S. 458 mit Anm. 37.

69 11. November.

70 = aufzeichne; vgl. Schiller und Lübben IV,
520.

voer seiner kluften jungen, alse de seiner sorge be-
voelen, rekene, de in seiner kluft schlapen, wen sie
gelick dorch de ganze stadt in andere kluften ehre
dage hedden.

2. ] Dat ein generaelregister van alle jongens gemaket
sall worden, doch ahne vermenginge der kluften, wo
boeven 71 verhalet 72, und datt dit register by de
extraordinarie bedienunge der hoevetdiakenen mänt-
lich schall ummegahen.

3. ] Idt schall nemand van den predigeren, over- oft
underdiaconen einige jongens in der underholdinge
versorgen ohne gemeine consent, up dat nicht so vole
frembde jongens, wo bevoren gescheet, inkoemen,
und woll erstlich voer ein tydt van ere frundschap
beschicket und underholden, overst namaels dorch
de diaconen upgedrongen werden.

4. ] So schall ock nemand mehr jongen annemen alß
hie wiet to verleggen, dewile sonst der armen buidel
to affbrock der ordeninge merklich beschwaret wort.

5. ] Nemand schall in einigen kluften einige jongen
im dage towisen oft hie sall idt strackeß den hoevet-
diaken (der idt generaellregister heft) anseggen, up
datt der jonge ock mit den dagen den gemeinen
register ingelyvet werde.

6. ] So ock einige jongen ere dage misteden 73, so schall
ein jeder hoevetdiaken diesulven wisen to dem, de
idt register heft, unde der schall flytich verhoeren,
umb watt oersaeken den jongen de dage entseckt 74
werden, unde so de oersaeke nicht so gar wichtich be-
funden, soll hie mit den hoevetdiaken deß kluftes
ofte dem prediger daranne sein, datt der jonge mit
dem borger, darvan he verworpen, versoenet weerde.
So overst dat nicht geschehen kunde, soll hie mit
den hoevetdiakenen sick beraetschlagen, ofte nicht
ergent einige dagen open stahen, darmit den jongen
weder vorsehen werde.

7. ] Der idt register hefft, soll ock vlitich acht hebben
up dat register und overdenken, ofte ock einige bor-
ger sinnen, de geine jongen hebben, und soferne sol-

71 = oben; vgl. oben S. 418, Anm. 41.

72 = erwähnt; vgl. Lasch und Borchling I, 828.

73 Misdon = einen Fehler begehen und dadurch Scha-
den leiden; vgl. Schiller und Lübben III, 96f.

74 = abgesagt; vgl. Schiller und Lübben I, 689f.;
Lasch und Borchling I,567.

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