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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0500
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Grafschaft Ostfriesland

vorquicket. Dit is apenbar ut deme, dat brodt unde
wyn dat lyff und blodt Christi genömet werden,
welck geschüt umme twyerley orsake, erstlick, dat
unse seelen mit dem gekrützigeden lyve Christi und
synem vorgotenen blode innerlick vele kreftiger ge-
spyset unde gedrenket werden alse dit uterlike lyff
mit brodt und wyn in dit tydtlike levent 18, demnach
van wegen der vorsekeringe und warheit desses sa-
cramentes, dat den gelövigen so gewiß desse vor-
hetene hemmelsche gaven gegeven werden, alse se
dat uterlike gebrakene brodt und wyn mit hand und
mund na Christi ordeninge entfangen, wo ock im
olden testamente den wartekenen de name der be-
tekenden dingen van dem h. Geiste darumme ge-
geven wert, dat Godt by den wartekenen de war-
heit dersulven leistet unde do[r]ch de uterlike mid-
delen kreftich vorsegelet und befestiget 19.

Inst. IV, 17, 10 (CR 30, 1009f.; COpp V, 351f.). -
Zu unserer Ordnung vom Beginn des Absatzes an
vgl. Menso Alting, aaO. fol. 281 r/v: Tom andern
wysen wy in der beschryvinge, warin dat ware we-
sent des hilligen aventmals gelegen sy, nömlick dar-
in, dat wy ein teken im aventmahl wysen, darto ock
de betekende gaven. Dat utterlicke sichtbare teken
nömen wy dat hillige brödt unde wyn, van Christo
ingesettet, dat betekende overst den waren lyff Chri-
sti, vor uns gekrütziget, unde syn ware blodt, vor
uns vorgoten, ja, den ganzen Christum sulvest mit
allen synen woldaden. Darby vorklaren wy ock, wo
desse beyde dingen im aventmal genoten werden,
nömlick de uterlicke warteken mit der utterlicken
hand unde mund, overst de innerlicke betekende
gaven mit dem munde der seelen, dat is mit warem
geloven dorch kraft des h. Geistes... Dan men sal
nicht menen, dat de hillige schrift wat anders van
dem aventmale lehre, unde wat anders in dem avent-
male vorsegelt werde, dewyle dat segel nichtes anders
vorsegelt dan even dat, welckes ock im breve ver-
schreven is.

18 Hier formuliert unsere Ordnung ganz ähnlich wie
Micron gegen Ende seiner entsprechenden Vermah-
nung: daß wir viel gewisser durch die geistliche ge-
meinschaft des leibs und bluts Christi... gespeiset
werden, denn unsere sterbliche leibe durch speise
und trank teglich underhalten werden...; vgl. unten
S. 633. Entsprechend Calvin, Inst. IV, 17, 1. 3. 10
(CR 30, 1002. 1004. 1009; COpp V, 343. 344f. 351).
Vgl. z.B. ebd. IV, 17, 10: ...non aliter animas no-
stras carne et sanguine Christi pasci, quam panis et
vinum corporalem vitam tuentur et sustinent. Ne-
que enim aliter quadraret analogia signi, nisi ali-
mentum suum animae in Christo reperirent; quod
fieri non potest nisi nobiscum Christus vere in unum
coalescat, nosque reficiat carnis suae esu et sanguinis
potu.-Menso Alting, aaO. fol. 281 v: Dat overst Chri-

Derhalven men ock neven brodt und wyn Chri-
stum Jesum sulvest mit alle syne güdern und gaven
im h. nachtmal warnemen möt, vornemlick averst
den gekrützigeden lyff und syn vorgatene blodt, de
uns to eine levendichmakende spyse und drank der
seelen am galgen des krützes geworden sint 20, umme
dat alldar dorch synen dodt de orsake unses ewigen
hongers und dorstes, dat is, de sünde wechgenamen
und den h. Geist erworven is, de uns als ranken Chri-
sti mehr unde mehr inlyvet [Joh 15], alle syne vor-
densten deelhaftich maket und kreftich tom ewigen
levende regeret.

Desse hemmelsche spyse und drank wert im h.
nachtmale van dem hilligen Geist alleine 21 ange-
denet und dorch den geloven, dardorch Christus in
unsen herten wanet, entfangen, geeten und gedrun-
ken, welck eten und drinken dan geschüt, als wy des

stus synen gelovigen so gewisse mit synem waren lyve
spyse unde mit synem blodt im rechten gebrück des
aventmals drenke, so gewisse se van dem gebrokenen
brodt unde ingeschenkeden wyn na synem befehl
eten unde drinken, is erstlick afftonemen ut der ge-
lickheit, welck dat hemmelbrodt hefft mit dem erdi-
schen utterlicken brodt unde drank, dat gelick wo
brodt unde wyn im utterlicken gemenen brück darto
syn van Godt vorordent, dat se dit utterlicke levent
erholden sollen, als sy ock der gekrützigede lyff Chri-
sti und syn vorgoten blodt de enige spyse unde drank
tom ewigen levent. Darna isset ock afftonemen ut
dem namen, welcke Christus dem hilligen brode im
aventmal unde dem hilligen wyn gifft, indem he dit
brodt im hilligen aventmahl synem lyff nömet unde
dessen wyn im rechten gebrück des hilligen avent-
mahls syn blodt.

19 Vgl. Calvin, Inst. IV, 17, 21f. (CR 30, 1019ff.;
COpp V, 370ff.).

20 Ähnlich Gellius Fabers Bericht, dritte Vermahnung:
„Tom drüdden... dat se... gedenke, dat de Here
Jhesus Christus sick am stamme des krützes hefft
laten breken unde syn blodt vorgaten..Einlei-
tung, oben S. 344; der Ausdruck „galgen des krüt-
zes“ ebd. „Tom andern...“; auch in der Wirdumer
Formel, oben S. 436, Anm. 32; ebenso unten
Anm. 42 und bei Micron (niederländisch), unten
S. 634 f. Anm. m.

21 Vgl. Calvin, Inst. IV, 17, 12. 33 (CR 30, 1011.
1033 f.; COpp V, 355 f. 391f.); z.B. ebd. IV, 17, 12:
Neque id sane opus est, quo ipsius participatione
fruamur: quando hoc beneficii per Spiritum suum
nobis Dominus largitur, ut unum corpore, spiritu et
anima secum fiamus. Vinculum ergo istius coniunc-
tionis est Spiritus Christi, cuius nexu copulamur...
Paulus enim ad Rom. cap. octavo [Rm 8, 9], Chri-
stum non aliter in nobis quam per Spiritum suum
habitare disserit: quo tamen illam, de qua nunc

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