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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0501
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Emder Abendmahlsordnung 1576

Heren Christi lyden und sterven by de brekinge des
brodes bedenken und to unser erlösinge anhören und
in Christo, unsem hövede 22, alse lidtmaten, ja, alse
fleisch van synem fleische, dorch den h. Geist und
kraft des gelovens, wo langer wo mehr, voreiniget
und syner gerechtichheit und hillicheit sampt alle
syne gaven tom ewigen levende deelhaftich werden.

Doch dewyle dat lyff und blodt Christi nicht under
effte in dem brode beslaten effte vorborgen is 23, dar-
umme dat Christus einen warhaftigen, natürliken,
sichtbaren menschliken lyff, uns in allem gelyck,
utgenamen de sünde, van Maria, der junkfrouwen,
dorch kraft des h. Geistes hefft angenamen, wel-
ckeres wahre fleisch und bene 24 men im ersten hil-
ligen nachtmale lyfflick am dissche und ock na syner

sermo est carnis et sanguinis communionem non
tollit, sed ab uno Spiritu effici docet, ut totum Chri-
stum possideamus et habeamus in nobis manentem.

22 = Haupte; vgl. oben S. 247, Anm. 7.

23 Luther, Gr. Kat. (Bek.Schr., 709): Was ist nu das
sakrament des altars? Antwort: Es ist der wahre leib
und blut des Herrn Christi, in und unter dem brot
und wein durch Christus’ wort uns Christen befohlen
zu essen und zu trinken. — Luthers Lied „Jesus Chri-
stus, unser heiland, der von uns den gotteszorn
wandt“ (vgl. dazu oben S. 161, Anm. 77), Strophe 2 :
Daß wir nimmer des vergessen, gab er uns sein’ leib
zu essen, verborgen im brot so klein, und zu trinken
sein blut im wein. - Dagegen Calvin, Inst. IV,
17, 16ff. (CR 30, 1015ff.; COpp V, 362ff.) u. ö. Menso
Alting in seiner Antwort auf das Bekenntnis der
Wiedertäufer (aaO. fol. 282 v): ... oft wol de lyff unde
dat blodt Christi nicht im hilligen brodt unde wyn
ingeschloten sint, so is dannoch Christus mit synem
waren lyff unde blodt im rechten gebruck des h.
avendmals den gelövigen warhaftichlick gegenwer-
dich und gift sick enen mit der dädt unde in der war-
heit gegenwerdich to geneten... — Im Emder En-
chiridion von 1589 (vgl. dazu unten S. 485, Anm. 24)
lautet die 2. Strophe des obengenannten Liedes:
Dat wy nümmer des vorgeten, gaff he uns syn lyff
to eten, und to drinken syn blodt so rodt, dat wy vor-
künden synen dodt (Bl. LXXIIv). Wie sich aus der
Vorrede des Gesangbuches (Bl. Iv) ergibt, war diese
Strophe, die in demselben Wortlaut auch schon in
einem früheren Emder Enchiridion gestanden hatte,
der Anlaß, daß der lutherische Buchdrucker Johann
van Oldersum zu Emden „ein besonder psalmboeck
vor sick und den synen gedruckt und in der praefa-
tion dat gewoenlike Embder psalmboeck eniger
valscheit... beschuldiget“ hatte. Dadurch sah sich
wiederum der Buchhändler „Johan Hindricks... in
de golden Bibel in de Bruggestrate“ verursacht, das
gewöhnliche Psalmbuch „unvorendert und un-
vorfalschet“ neu drucken zu lassen, „up dat de ge-

upstandinge van dem dode hefft sehen unde tasten
können und mit densulven (wo Gades wort unde de
seste artickel des gelovens 25 lehren) nicht mehr up
erden, sunder de werlt vorlaten und to hemmel ge-
vahren is und dar blyvet bet tom jungesten dage,
ock dorch de hemmelfart de wesentlike egenschaften
der menschliken naturen nicht vorlaren hefft 26:

So 27 möten de gelövigen mit ehren gedanken am
utwendigen brode und wyne nicht kleven effte Chri-
sti lyff unde blodt lyfflick, idt sy sichtlick effte un-
sichtlick, darunder söken, sunder ehren geloven tom
hemmel, dar he is, richten 28, und als se de uterlike
segelen entfangen, sick der tosage Christi: Nemet,
etet, dat is myn lyff, dat vor juw gebraken wert.
Item: Nehmet und drinket, dat is de wyn des nyen

mene Gades to Embden und in Ostvrieslant mit
psalmböken mochten versorget syn“. Der Vorwurf
der Fälschung wird dort unter dem Hinweis darauf,
daß die umstrittenen Worte ursprünglich gar nicht
zum Lied des Johannes Hus gehörten, zurückgewie-
sen.Vgl. dazu auch E. Meiners I, 187f.; J.Goeman
in: JbE 18, 2 (1914), 360f. - Zur luth. Konsub-
stantiationslehre (unter, mit und in dem Brot) vgl.
H. Schmid, Der Kampf der Luth. Kirche um
Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformations-
zeitalter 2. 1873, 209, Anm. 1; H. Graß, Die Abend-
mahlslehre bei Luther und Calvin 2. 1954, 125ff.

24 = Knochen; vgl. Doornkaat Koolman I, 144f.;
Schiller und Lübben I, 230; Lasch und Borch-
ling I, 204; dazu Gr. Londoner bzw. Emder Kate-
chismus, Antwort auf Frage 244: vleesch van sijnen
vleesche ende beenen van sijnen beenden (A. Kuy-
per II, 471); G. Fabers Bericht, dritte Vermahnung
(Einleitung, oben S. 344: fieisch van synem fleische
unde knaken van synen knaken), und Emder Kate-
chismus von 1554, Antwort auf Frage 67 (Kuyper
II, 531 mit derselben Wendung). Vgl. Eph 5, 30.

25 Der Emder Katechismus von 1554 teilt das Glau-
bensbekenntnis in zwölf Artikel (vgl. dazu oben
S. 375, Anm. 30). Der sechste Artikel: Upgevaren to
hemmel, sittende to der rechtern hand Gades, des
almechtigen Vaders (A. Kuyper II,515).

26 Entsprechend Calvin, Inst. IV, 17, 12. 26f. (CR,
30, 1010f. 1025ff.; COpp V, 355, 378ff.) u. ö.

27 Der ganze folgende Absatz erinnert an Micron: Und
auf daß wir die süssigkeit des verdienstes... (unten
S. 633). Ähnlich die Kurpfälzer KO 1563, W. Nie-
sel, Bekenntnisschriften usw. 3, 193.

28 Entsprechend Calvin, Inst. IV, 17, 36 (CR 30,
1039; COpp V, 399): Nam ut Christum illic rite
apprehendant piae animae, in caelum erigantur ne -
cesse est. Quod si hoc sacramenti officium est, men-
tem hominis infirmam alioqui adiuvare, ut ad perci-
piendam spiritualium mysteriorum altitudinem sur-
sum assurgat...

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