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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0504
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Grafschaft Ostfriesland

De deneren spreken, als van ehn dat brodt
gebraken und gegeven wert:

Nemet hen, etet, gedenket unde gelövet de ware
gemeinschop des lyves Jesu Christi, dat vor ju is up-
geoffert am stammen des krützes to vorgevinge aller
juwer sünden 42.

Als de dener den beker geven,
spreken se:

setzen das Gedenken der Armen der Gemeinde beim
Abendmahl in Beziehung zu den dort vorher dar-
gelegten Geheimnissen des Mahles (die Gemeinde -
ein Brot des H[erren, Glieder eines Leibes unter
dem Haupt Christus).

41 = Raum; vgl. oben S. 70, Anm. 14.

42 Oldersumer Formel, mitgeteilt im Ostfriesischen Ur-
kundenbuch I, VIII (vgl. dazu Einleitung, oben
S. 339 f.): Nemet hen, etet, gedenket unde gelovet,
dat des Heren lyff vor juw gebraken is am galgen
des krutzes tor betalinge aller juwer sunden. —
A Lascos und Microns Formeln vgl. unten S. 634.
- Wie die Spendeformel in Emden vor unserer Ord-
nung lautete, ist nicht überliefert. Doch ergeben sich,
wie J. Weerda, Entstehung, 39ff., nachgewiesen
hat, auffallende Parallelen zwischen den uns be-
kannten Spendeformeln des Emder Umkreises
(Oldersum, a Lasco, Micron, Emden 1576) und dem
Bericht des Gellius Faber, dritte Vermahnung (Ein-
leitung, oben S. 344), im Wortlaut. Faber: vorgevinge
syner sunde, am galgen des krützes [so Older-
sum, Micron niederländisch] em vorworven — dat se
by der brodtbrekinge unde utdeilinge des bekers ge -
denke [so alle genannten Formeln], dat de Here
Jhesus Christus sick am stamme des krützes [so
Micron hochdeutsch, Emden 1576] hefft laten bre-
ken[vgl. Oldersum] unde syn blodt vorgaten — dat
wy im geloven [vgl. Oldersum, Micron, Emden
1576] der vordenste Christi so rein, hillich unde recht-
verdich... syn. - Eine weitere Parallele ergibt sich
aus der Wirdumer Formel (oben S. 436 f., Anm. 32):
gibt uns seinen wahren leib und blut..., das am gal-
gen des kreuzes geopfert ist [Emden 1576: up-
geoffert]. Der Passus „ware gemenschop des lyves
Jesu Christi“ (Emden 1576) klingt an Formulierun-
gen der Emder Katechismen an; vgl. oben S. 467,
Anm. 17, und oben S. 470, Anm. 29. Als Glied der
Spendeformel erinnert er freilich bes. an den von
Micron benutzten Satz aus 1. K 10, 16, wie auch an
die Kommunionschlußformel Microns; vgl. unten
S. 634. 636 mit Anm. 21. 25. 29. - Demnach läßt sich
vermuten, daß Emden auch schon vor 1554 eine ähn-
liche Formel gekannt hat. Weerda weist in diesem
Zusammenhang (aaO. 42) auf die Ähnlichkeit des
Wortlauts der Spendeformeln mit dem in Emden
beim Abendmahl gesungenen O Lamm Gottes un-
schuldig (vgl. oben S. 377. 379 mit Anm. 49. 70) hin,
das möglicherweise auf die Bildung der Spendefor-
mel eingewirkt haben könnte. Wie sich aus seiner

Nemet hen, drinket, gedenket und gelövet de ware
gemeinschop des blodes Jesu Christi, dat vor ju is
vorgaten am stammen des krützes to vorgevinge aller
juwer sünden 43.

Middelerwyle averst de andeninge des h. avent-
mals geschüt, singet de ganze gemeine psalmen unde
lavesange 44 und na der andeninge dohn de dener
desse vormaninge 45:

Untersuchung ergibt, steht Fabers Bericht der
Oldersumer Formel am nächsten und läßt es denk-
bar erscheinen, daß man diese auch in Emden ver-
wendete. — Bezüglich ihrer Aufforderung „gedenket
unde gelovet“ erscheinen die hier behandelten
Spendeformeln verwandt mit der in Straßburg
bereits seit 1525 gebrauchten Formel: Gedenkent,
glaubent, verkündent, das Christus für uch gestor-
ben ist (F. Hubert, Die Straßburger liturgischen
Ordnungen im Zeitalter der Reformation. 1900,
LXXIV. 87. 111 f.); vgl. W. F. Dankbaar, 22. 26;
dazu Weerda in: Theol. Literaturzeitung 1957,
Nr. 3, 206. Termini der Formeln nicht nur Straß-
burgs, sondern auch des Emder Umkreises enthält
demgemäß auch Bucers Schrift „Grund vnd Vrsach
auss gotlicher schrift der neüwerungen / an dem
nachtmael des herrn...“ Straßburg 1524. Z.B.:
Denn worlich, dann der leyb Christi für uns geben
würt, das ist, dann werden wir sein teylhaftig und
entpfahen die frucht darvon, so wir mit warem
glauben erkennen und bedenken, das Christus
sein leyb und blut für unser sünd einmal am kreuz
aufgeopfert hat (D IVb; R. Boon, De eerste drie
geschriften van de Straatsburgse Reformator Mar-
tin Bucer..., in: Nederlands Archief voor Kerk-
geschiedenis, Nieuwe Serie 39 [1952—53], 193. 208).
Die Einmaligkeit des Opfers Christi betont die Nor-
der Version der Micronschen Spendeformel; vgl.
unten S. 634, Anm. 23.

43 Ganz ähnlich lauten die Formeln a Lascos und
Microns; vgl. unten S. 634 f. Die Oldersumer Formel
für den Kelch ist im Ostfriesischen Urkundenbuch
nicht mitgeteilt. Eine Konstruktion versucht
J. Weerda, Entstehung, 42.

44 Gesang während der Austeilung des Abendmahls
sieht schon die sog. Lüneburger KO vor; vgl. oben
S. 379. Micron dagegen hat eine Schriftlesung; vgl.
unten S. 635.

45 Eine Vermahnung zur Danksagung nach dem Abend-
mahl beschreibt schon Gellius Faber in seinem Be-
richt; vgl. Einleitung, oben S. 344. Dort wie auch
in unserer Abendmahlsordnung wird das ganze Heils-
werk Christi, an dem teilzuhaben die Gemeinde
durch das Abendmahl aufs neue versichert ist, noch
einmal vor Augen geführt. Für Borssum ist eine
Postvermahnung durch Aquilomontanus (nach 1531)
bezeugt; vgl. ebd. S. 340. Auch Micron hat eine ent-
sprechende Vermahnung; vgl. unten S. 636.

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