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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0521
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Emder Kirchenordnung 1594

stücken, tor godtsalicheit im geloven erwecket und
erbuwet werde, dat hillige avendmal mit groter an-
dacht geholden und de christlicke leve mit milden
almösen geövet 34.

Van dem gebedt na den predigen.

In dissen gebeden sind de dener der kercken to
Embden, dat Vader unse, darmit se alle gebeden be-
sluten, utgenahmen, an nenen gewissen worden ge-
bunden 35, sonder bedet ein jeder, na dem der hillige
Zach.12 [10] Geist, der ein Geist der genaden unde des gebedts
Rom.8 [15. 26] is in synem munde gevet und des tydes gelegenheit
und not erfordert, darher ock de gebede der einen
tydt korter fallen als der andern. Doch sind alle ge-
bede darhen gerichtet, dat men Godt vor de grote
woldaden der scheppinge, erholdinge und erlösinge
menschlickes geslechtes, dorch den dodt synes ein-
gebarnen Sohns erworven, hartgrondlick danket, de
sünde unde undankbarheit öpentlick bekennet, um-
me vorgevinge dersülven und vormeringe der gaven
des hilligen Geistes to sterkinge des gelovens und
beteringe des sündigen levendes, umme erholdinge
der reinen lehre und lehrer und affschaffinge der fal-
schen, umme bestendicheit der rechtgelövigen unde
bekeringe aller errenden und unbotferdigen, vor de
werltlicke overicheit, allen stenden und ordnungen,
vor de not der ganzen christenheit in gemein und
eines jeden besonder, deßgelycken umme tydtlicken
freden, nehringe unde segen to water unde lande,

den, dat de yver alsoe vergeit und de ceremonien
alleine verblyven“. Ähnlich wurde auch am 4. Ja-
nuar 1594 (ebd. Bl. lOv) argumentiert. Zu den Bet-
tagen, die den Kampf Emdens gegen die Landesherr-
schaft in den letzten Jahren des 16. Jh.s begleiteten,
vgl. U. Wangerin, Der geistige Hintergrund der
Auseinandersetzung Emdens und der ostfriesischen
Stände mit dem Grafenhaus zur Zeit der Emder
Revolution 1595. Hamburger Diss. 1949/50, 69. 84,
Anm. 49.

33 = Buße; vgl. oben S. 94, Anm. 20.

34 Vgl. Microns Ordinancien, cap. XXIX,unten S. 660f.
Auch in der Londoner Gemeinde wurden die Bettage
jeweils aus besonderen Gründen angesetzt und mit
einer Abendmahlsfeier begangen.

35 Microns Ordinancien schreiben in cap. IX feste Ge-
betstexte vor; vgl. unten S. 600 ff. Zur doppelten Ver-
wendung des Herrengebetes, die die Emder mit der
Londoner Gottesdienstordnung gemeinsam hat, s.
unten S. 567 f.

36 Möglicherweise ist die Ordnung nach der Predigt,
wie sie die Norder Gottesdienstordnung (vgl. oben

getröstet der tosagen Christi van der gewissen und

genedigen erhöringe, in synem namen van herten Iohan. 16 [23 f.]

biddet.

Unde na gedanem gebedt werd der segen ut dem
sesten capittel des veerden boeckes Mosis [Num
6, 24-26] aver de gemeine gespraken und also mit
einem christlicken gesang dimitteret 36.

Des orgels is under dem gesang neen gebruck, ock
by dem gadesdenst nicht, ahne allein des Sondages
vor negen uhren, wenn sick dat volk samlet, und
darna, wenn idt tor kercken wedder utgaet 36a.

Wo de sacramenten in der gemeine to
Embden angedenet werden.

Dewyle de Here Christus men twe sacramenten der Math. 28 [19]
kercken des nyen testamentes vorordnet, nömlick Mar. 16 [16]
de hillige dope unde dat avendmahl, so gebrucket Mat. 26 [26-28]
ock de gemeine to Embden nener anderen. Und Mar. 14 [22-24]
dewyle solcke sacramenta stücke sind des öpent- Luc. 22 [19 f.]
licken, van Godt vorordenten kerckendenstes, der 1. Cor. 11 [23 ff.]
predige des h. evangelions alse sichtbare segel 37 an-
gehangen, werden se van nenem als van den kercken-
denern, ock nergend als in der gemeine bedenet, dar-
van vorhen in der refutation meldunge gescheen 38.

Van andeninge der h. döpe.

Wowol van der doepe vorhen wydtlöpich gehan-
delet worden 39, so wil men doch der ordnung halven

S. 431ff.) und in ähnlicher Weise Microns Ordinancien,
aber auch schon a Lascos Londoner Forma precum
von 1551, (vgl. unten S. 600 ff.) vorsehen, in Emden
nie eingeführt worden. Vgl. „Lüneburger KO“, oben
S. 376, die nur das allgemeine Kirchengebet anord-
net und wohl in diesem Punkt für die Emder KO
maßgeblich wurde. Über das Problem des Verhält-
nisses der Emder und Londoner Gottesdienstord-
nungen zueinander s. J. Weerda I, 76ff.; Entste-
hung, 27 ff.; auch unten S. 555 ff.

36a Zurn Orgelspiel in der Emder Gemeinde vgl. oben
S. 475 f. mit Anm. 4.

37 = Siegel; vgl. oben S. 124, Anm. 83.

38 In dem Bekenntnis von 1594, dem unsere KO bei-
gegeben ist (vgl. Einleitung, oben S. 347, und oben
S. 480, Anm. 1), Art. 25, S. 97ff.: Van den h. sacra-
menten.

39 Z. B. im Emder Katechismus von 1554, Frage 56ff.

(A. Kuyper II, 524ff.); im Gespräch mit den Wie-
dertäufern 1578 (aaO. fol. 248vff.); Bericht, 181 ff.;
vgl. Korte Bekendtenisse, 103.

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