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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0522
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Grafschaft Ostfriesland

Psalm. 51
Ephes. 2

Gen. 17
Ierem. 31

kortlick wedderhalen, welcker gestalt desülve alhyr
angedenet werde.

Wenn kinder der gemein (welckes geschicht des
Sondages na dem middach in beyden unde in allen
weeckenpredigen 40) to doepen vorgedragen werden,
stellen sick desülve, so de kinder dragen, na geen-
digter predige vor dem gebedt ahn dem ort, dar de
dope gewönlick angedenet werd. Darup fanget der
dener van der kanzel ahn, dat volk ut dem worde
Gades van dem rechten gebruck der hilligen dope
und ehren geheymnissen to erinneren, nömlick, dat
se van dem Sohne Gades ingesettet, den menschen
syner angebarnen sünde unde ungerechticheit to
avertügen und ehn also to rechter demot to vor-
mahnen.

Darna, de tosagen Gades, im genadenbunde ge-
scheen, deßto beter to erklären und den geloven to
vorsekeren, dat Godt der Vader so gewisse ehrer und
ehres sades 41 lever unde getruwer Vader sy, der Sohn
Gades so gewisse ehrer und ehres sades einiger unde
ewiger erlöser unde heyland und der hillige Geist so
gewiß ehrer unde ehres sades hillichmaker unde trö-
ster sy, so gewisse se mit ehrem sade in dem namen

des Vaders, des Sohns und des hilligen Geistes na
dem befehl Christi gedöpet werden.

Tom drüdden, de kercke und einem jederen ge-
döfften der schüldigen dankbarheit gegen Godt dem
Vader, Sohn und hilligem Geist in affstervinge der
sünden des fleisches und der werlt und upstandinge Rom. 6
des nyen levendes to vormahnen.

Entlick werd ock van der kinderdöpe hentogedan,

dat, dewyle se Godt mit ehren olderen to bundes-

genaten angenahmen, sick ehnen tom Vader gegeven

unde se syne kinder nöhmet, der Sohne Gades vor

se gestorven und ehnen dat ewige levend ut gnaden Genes. 17

togesecht hefft, der hillige Geist ehnen sowol alse Ezech. 16

ehren olderen vorheten unde se van Godt under Mar.10[13-16] ’

Actor. 2 [39]

synem volke gerekent werden, so schollen se ock Deut 29[10 28]
dorch de hillige dope der christlicken gemein alse 2. Chr. 20 [13]
dersülven lidtmaten sichtbarlick ingelyvet, der wol- Ioel 2 [16]
daden Christi vorsegelt und van allen kinderen der
ungelövigen buten dem vorbunde 42 Gades under-
scheiden werden, als im olden testament dorch de
besnydinge, an welcker stede wy de hillige döpe ent- Col. 2 [11f.]
fangen hebben, geschehen 43.

Vormahnet darup wyders, dat de gemeine mit

40 Die Taufe der Kinder in der Versammlung der Ge-
meinde sieht auch die Londoner KO (unten S. 609 f.)
vor. Vermutlich geht diese Regelung, die übrigens
auch die Kölnische Reformation (Von Gottes ge-
naden unser Hermans erzbischoffs zu Cöln und chur-
fürsten etc. einfaltigs bedenken... Bonn 1543),
Bl. LXXIX, vorgibt, in Emden spätestens auf das
Jahr 1546 zurück, da der Tauflehre des Katechis-
mus die Taufe in der Gemeinde entspricht: Welck is
de derde oorsake des doopsels? Antwoorde. Dat hi
allen den genen, die tot des Heeren verbont behoo-
ren, te samen in een lijf vergadere, ende haer met
haren sade van allen Joden, heidenen ende secten
affscheide, ende also onder den Heere Christo in sij-
nen eenighen Gods dienst onderhoude (A. Kuyper
II, 465). Der Katechismus von 1546 entzog der Tauf-
ordnung von 1535 durch die Verwerfung des Exorzis-
mus (Kuyper II, 371) und durch die Bundes- und
Versiegelungstheologie, nach der auch keine Not-
wendigkeit zu einer sofortigen Taufe der Kinder be-
stand, überhaupt die Grundlage; vgl. J. Weerda,
Entstehung, 26.

41 = ihres Samens, ihrer Nachkommenschaft; vgl.
Doornkaat Koolman III, 79.

42 = außerhalb des Bundes.

43 Im Emder Katechismus von 1554 wird das Fest-
halten an der Kindertaufe damit begründet, daß
auch die Kinder in den Gnadenbund Gottes hinein-
gehören, und auf das Beispiel der Beschneidung hin-
gewiesen: Warher bewysestu, dat men de kinder der

gemene ock döpen schal? Antwort. Nachdem de tom
verbunde unde to der gemene Gades hören unde en
ut genaden gemeenschup des Vaders unde des Söns
unde des hilligen Geistes sampt der ewigen salicheit
tokumpt. Item, dewyle de döpe is ingesettet tor ver-
segelinge sulcker unde dergelicken genaden, alse
dorch welckere se vor kinder upgenamen, vor böt-
ferdich, gelovich, hillich unde ock vor die, de dat
ryke Gades annemen, van Gade gereknet werden.
Item, nademale wy alle, de tom lyve hören, ahne
underscheit der lidtmaten in ein lyff gedöfft unde
Christus syne gemene gelevet hefft unde is ock vor
de kinder der gemene gestorven. So mach men se van
der döpe nicht mehr alse de vulwassene wehren...
hyr mot men weten: Tom ersten, dat de angebaren
swackheit unde feyl der natur... nicht wehren kan,
dat Godt en syne genade versegele, alse idt in der
besnydinge geschach, aan welckerer stede de christ-
licke gemene de döpe van dem Heren entfangen hefft.
Tom andern, dat umme der kinder unverstand wil-
len, de döpe en gegeven, nicht unnütte sy. Süsz
moste idt ock unnütte gewesen syn, dat Christus de
unverstendige kinder segende unde de hende up se
lede (A. Kuyper II, 527. 529). Ganz ähnlich schon
der Gr. Londoner bzw. Emder Katechismus (Kuy-
per II, 465. 467). Zur Lehre von der Kindertaufe bei
a Lasco s. K. Hein, 30ff. In dem uns vorliegenden
Exemplar des Gr. Londoner Katechismus, „Ghe-
druckt te Embden, by Gellium Ctimatium. Anno
1558. Septemb. 20.“ (Expl. der Universitätsbiblio-

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