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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0524
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Grafschaft Ostfriesland

Math.28[19f.];3
Mar. 1

na Christi ordnung erst van den vornehmesten stük-
ken christlicker lehr underwesen und up vorgander
bekentnüß ehrer bote unde gelovens, ock angelövinge
des nyen gehorsams, gelycker gestalt gedöpet.

Van der andieninge des hilligen
avendmahls.

Dat hillige avendmal des Heren werd in der ker-
cken to Embden ordentlick des andern Sondages in
einer jeden maent 47, und also twölfmal des jahres 48,
mit christlicker andacht unde in groter antahl der
communicanten geholden, unde werd achte dage to-
vor de gemeine van den predigern darto vormah-
net 49. Unde dewyle de ohrenbichte alse ein papisti-
scher fund, dardorch man der lüden hemelickheiden
erkündiget und ehnen de bichtpenninge unde andere
gaven affgetagen, vorlangest affgeschaffet 50, is ahn

dat he dat bekent, doch wol er sick bedrovet, dat
se den geest Davids wedergesproken hebben, de re-
geren sal van ewicheit tot ewicheit. Darup unse ge-
antwordet, dat se David Joris wedergesproken heb-
ben als eyn geest van duvel, dewyle he sick in Christi
stede stelt und sick groter erkent dan Christum und
syn liden tor salicheit vortret. So dem ßo ys, ßo be-
kent he ock, dat sulkes unrecht ys und holdet myt
uns.“

47 = Monat; vgl. oben S. 454, Anm. 15.

48 So beschloß der Kirchenrat am 16. Juli und 29. No-
vember 1557 (vgl. Kirchenratsprotokolle Band 1,
Bl. 1r. 8r; auch E. Meiners I, 396). Mit dieser Viel-
zahl an Abendmahlsfeiern unterscheidet sich die
Emder Ordnung sowohl von der nach 1531 in Bors-
sum geübten Praxis (vgl. Einleitung, oben S. 340)
als auch von Microns Ordinancien (vgl. unten S. 614)
und der Lütetsburger KO (vgl. unten S. 543). Erst
im 19. Jh. wurden die Abendmahlsfeiern in der Em-
der reformierten Gemeinde auf sechs reduziert. Vgl.
J. Weerda, Entstehung, 22.

49 Diese Vermahnung bei Ankündigung des heiligen
Abendmahls (in der Londoner und in der Norder
Gemeinde erfolgte diese Ankündigung bereits vier-
zehn Tage vorher; vgl. Microns Ordinancien, cap.
XV,unten S. 615 f. mit Anm. 43) meint offenbar auch
Gellius Faber mit der mit fünf Hauptgedanken be-
schriebenen ersten Vermahnung (Einleitung, oben
S. 344); darüber J. Weerda I, 85f.; Entstehung, 37.

50 Die KO von 1529 erwähnt sie schon gar nicht mehr.
51 Eine Zulassungsordnung für das Abendmahl mit

Prüfung der neuen Kommunikanten hat es schon
vor dem zweiten Aufenthalt a Lascos in Emden ge-
geben; vgl. G. Faber, Einleitung, oben S. 343f., je-
doch auch schon „Lüneburger KO“, oben S. 382,
die jedenfalls Ansätze einer Zulassungsordnung ent-
hält, und Kölnische Reformation, Bl. XCV r.XCVIr.

der stadt ein richtich examen edder undersökinge
derern, so sick erstmals tom disch des Heren begeven
wöllen 51, folgender gestalt angestellet: Dat se erst-
lick den dener der kluft 52, darinne se wahnen, edder
sonst einen andern in gegenwordicheit eines edder
twen bekanten getügen 53 unde lidtmaten der ker-
cken, de van ehrem vorigen levend unde wandel gude
kundschop geven können, in syner behusinge an-
spreken, up dat men se in der lehre und prove tom
hilligen avendmahl deßto beter undersöcken unde
berichten könne. Unde wenn se darinne so befon-
den, dat se mit guder conscientien to dem disch des
Heren mögen togelahten werden, schryvet der pre-
diger ehre unde der getügen namen up unde brenget
desülve des vorgahnden Frydages 54 to dem consi-
storio edder wekentlicke vorsammelinge der predi-
ger unde oldesten, up dat man sick van eines jederen
gelegenheit deßto beter erkündigen 55 unde ock, so-

Cllr mit der Forderung, nur solche zuzulassen, die
sich als Jünger des Herrn erwiesen, und mit einer An-
meldungs- und Vorbereitungsordnung. Auch Aqui-
lomontanus in Borssum hatte eine Zulassungsord-
nung durchgeführt; vgl. Einleitung, oben S. 340.
Die ausführliche Prüfungsordnung der Londoner und
Norder Gemeinde s. unten S. 617 ff. (Microns Ordinan-
cien, cap. XVI). Am 10. Januar 1558 wurde in Em-
den eine „constitution van der examinatie to hol-
den“ für diejenigen, die zum Abendmahl gehen woll-
ten, beschlossen, „dat men van leer und levent seker
sy“; vgl. Kirchenratsprotokolle vom 10. und 24. Ja-
nuar 1558 (Band 1, Bl. 16 v.19v). In der Folgezeit
war diese Examensordnung noch öfter Gegenstand
der Verhandlungen. Bereits am 4. April 1558 (Pro-
tokolle Band 1, Bl. 33 r) wurde beschlossen, daß die-
jenigen, „de sick tot der gemeente geven wyllen,
solen by den predicanten komen und sick privatim
examineren laten, de de examinatie des Saterdages
voer dat nachtmael sal holden, um dat he se kenne
und weet, wen he fragen mach und we by den pre-
dicanten gewest ys edder wer nicht“. Einzelheiten
erfuhren noch öfter nähere Bestimmungen oder Ab-
wandlungen. Zugelassen wurden immer nur Erwach-
sene (Menso Alting begründet dies im Gespräch mit
den Wiedertäufern, aaO. fol. 281r, mit 1. K 11, 28
und 2. K 13, 5). Ausführlich über die Zulassungs-
ordnung J. Weerda II, 243ff.; vgl. auch Entste-
hung, 38.

52 Zur Klufteinteilung vgl. oben S. 453, Anm. 10, und
unsere KO, unten S. 506 mit Anm. 16.

53 = Zeugen; vgl. Doornkaat Koolman I, 622.

54 Zur Versammlung des Kirchenrates am Freitag vgl.
oben S. 452, Anm. 2.

55 Vgl. Versammlungsordnung des Kirchenrates, Art. 5,
oben S.453.

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