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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0529
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Emder Kirchenordnung 1594

Van dem presbyterio edder vorsamlung
und ordnunge der prediger unde oldesten 84.

Gelyck nene stadt unde huß ahne gewisse regi-

ment unde ordnung syn und bestahn kan, also kan

ock de christlicke kercke, welcke is Gades stadt und

huß up disser erden, ahne gewisse regeringe und van

ehm bestalten ordnung nicht bestahn unde erholden

Hebr.11;12;13 werden 85, weßhalven de apostel Paulus befehlt, dat

Apoc. 21 in der gemeine Gades alles ehrlick unde ordentlick
1.Tim.3 . , & , „

1. Cor. 14 [40] tog ahn scholle.

Vam beröp der oldesten.

Wenn de kercke wegen einiger vorsterf (dann se
hyr ehr levendlank denen) 86 oldesten vannöden
hefft, werd de ganze gemein tom gebedt ermahnet,
dat Godt bequeme menner darto vorlehnen wolde 87.

Darna vormahnen sick de averige dener und olde-
sten, dat ein jeglicker up düchtige männer in der
gadesfrucht gedenken wolde unde deren namen in
der negesten vorsamlinge inbrengen. Darup schry-
det man dann im namen Gades na vorgahndem ge-

84 Über den Namen des Kirchenrates ist ausführlich
gehandelt bei J. Weerda II, 156ff.; danach die fol-
genden Angaben. Anfangs hatte der Kirchenrat kei-
nen besonderen Namen, sondern hieß nur „die Ver-
sammlung der Prädikanten und Ältesten“ (so am
16. Juli 1557, Kirchenratsprotokolle Band 1, Bl. 1r;
siehe auch noch unsere KO). Er selbst bezeichnet
sich häufig als „de broderen“ (z. B. am 2. August
1557, aber auch noch am 30. April 1576, am 14. No-
vember 1580, am 1. Dezember 1589, am 8. Dezem-
ber 1589 usw.; Kirchenratsprotokolle Band 1, Bl. 3 v.
Band 4, Bl. 72 r. Band 5, Bl. 33 r. 112v.), zeitweise
auch als „gemene“ (z. B. am 21. Dezember 1557,
auch noch am 26. November 1565, davor sehr häufig;
Kirchenratsprotokolle Band 1, Bl. llr. Band 2,
Bl. 146r). Die Selbstbezeichnung „gemene“ hat der
Kirchenrat nicht dauernd festgehalten; denn er
führte sein Amt nicht nur als Vertretung der Ge-
meinde, sondern auch als Regierung. Seit der Mitte
des 7. Jahrzehnts tritt für den Kirchenrat immer
häufiger die Bezeichnung „Konsistorium“ auf, was
offenbar auf den Einfluß der niederländischen refor-
mierten Gemeinden, insbesondere ihrer Flüchtlinge
(der Flüchtlingsstrom mehrte sich besonders seit
1567 in steigendem Maße; vgl. Weerda I, 155) zu-
rückzuführen ist (vgl. dazu auch oben S. 416 mit
Anm. 22), durch die Emden die Verbindung mit den
kirchenrechtlichen Einrichtungen Genfs bzw. mit
den von Genf beeinflußten französischen und nie-
derländischen Freikirchen erhielt (Weerda II, 162).
Der Ausdruck „Presbyterium“ ist daneben nicht
recht zur Geltung gekommen. Aber das mit dem
25. August 1578 beginnende Protokollbuch trägt die
Aufschrift „Protocollum presbyterii Embdani“; die
gleiche Aufschrift findet sich auch auf Einbänden
und Vorsatzblättern späterer Bücher. Die Bezeich-
nung „Kirchengericht“ wurde in Emden nie ge-
braucht, während der Name „Kirchenrat“ erst einer
späteren Zeit angehört.

85 Ganz ähnlich a Lasco, Forma ac ratio, praefatio
(A. Kuyper II, 45); Calvin, Inst. IV, 11, 1 (CR
30, 891; COpp V, 195); auch schon in der Ausgabe
der Inst. von 1543, 8, 169 (CR 29, 647f.).

86 Seit 1577 (vgl. das Kirchenratsprotokoll vom 28. Ok-
tober 1577; Band 4, Bl. 123 v) w ar im Kirchenrat
mehrfach angeregt worden, die Amtszeit der Älte-

sten zu begrenzen. Die Gründe dafür sind nicht ganz
ersichtlich; vermutlich hat zu dieser Anregung bei-
getragen, daß manche Älteste mit zunehmendem
Alter nicht mehr voll einsatzfähig waren. Am 4. Fe-
bruar 1580 werden in einer größeren Versammlung
von „predigern, oldesten, hovetdiaconen, diaconen
der frembden armen und andere froeme borgern“
betr. die Ältestenwahl verschiedene Punkte erörtert,
„1. dewilen idtlicke oldesten nach die laeste vor-
kiesinge na de pest, over 4 jaren gedaen, zint ver-
toegen und dorch olderdoem und swackheit aff-
gegaen, oft men dann oeck in deße farlicke tydt mer
oldesten in statt und plaets der andern verkesen
sall... Tom 3., oft oeck alle jaren omme wichtige
orsaecken 2 der oldesten soelen affgaen und andern
in ohre plaets erwelet worden“. Dem ersten Punkt
wurde zugestimmt; betr. den dritten Punkt kam man
zu dem vorläufigen Ergebnis, „datt idt nutte zy, dat
alle jaer 2 affgaen und 2 andere in ohre platz jar-
liches vorkoeren worden. Doch is desse raetslach
ichtes vorandert, noemptlichen, dat men idt dit jar
noch sall ansien und by denn olden gebruyck bliven
laten, omme ehrhebelicke orsacken und wichtige
reden [ = wichtiger Gründe], und sal men sick oeck
tegens kumpstige jare wyder darop bedenken“ (Kir-
chenratsprotokolle Band 5, Bl. 21 v). Ausführlich
darüber J. Weerda II, 145f.

87 Unter dem 6. Dezember 1557 ist ins Kirchenrats-
protokoll (Band 1, Bl. 10r) eingetragen: ...Doch sal
men de gemeene nu im nachtmael vormanen, dat
de gemene den Heren bede um oldesten to erwelen.

- Vgl. Anm. 89. - Anläßlich der Ältesten- und Dia-
konenwahl 1575 heißt es: Unde nadem man nichtes
(ick swige dan in sulken hoochwichtigen handel) kan
ane Godes hulpe utrichten, so ist tot vorscheiden
Sondagen, als noemlick den 6ten Novemb., den
13. Novemb., den 20sten Novemb., oock sus midler-
tyt in de weken idt algemene gebet tot sodane ver-
kesinge begeert... (Band 4, Bl. 41v/42r). - Nach
Microns Ordinancien, cap. II und III (vgl. unten
S. 588 ff.) wird anläßlich einer Wahl ein besonderer
Fastentag angesetzt. - Die vorherige Publikation der
Ältestenwahl wurde in Emden spätestens seit 1557

- die erste Ältestenwahl, die sich im einzelnen genau
verfolgen läßt, dauerte mit allen ihren Phasen von
Dezember 1557 bis März 1558 - grundsätzlich fest-

32 Sehling, Niedersachsen II/1

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