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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0530
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Grafschaft Ostfriesland

bedt to der erwehlinge, unde werd ein jeglicker up
syn geweten vormahnet, dat he ut den vorgeslagenen
personen den allernützlicksten syne stemme geven
wolde 88. Als se dann in der wahl eins geworden unde
de erwehlede personen up vorgande christlicke vor-
maninge den beroep angenahmen, werden se in der
negestfolgenden communion der ganzen kercken mit
namen vorgestellet unde ein jeder vormahnet, so-
ferne ehm einiger mangel bewust, darumme de vor-

gehalten. In der Versammlung eines größeren Gre-
miums am 4. Februar 1580 (vgl. Anm. 85) wird an
zweiter Stelle erörtert, „oft dann die vorkiesinge ge-
schien sall na older gebruyck deßer gemene met vo-
riger publication van den kanzel, dan oft omme die
gefarlicheit deß tydes die hyr soelen erwelet worden
und darna die gemene in denn nachtmall des Hern
by denn disch op die proeve vorgestellet“. Man
kommt dann zu dem Ergebnis, „dat omme die ge-
farlicheit des tydes und andere ommestenden die er-
welinge nu geschien schall ane vorige publication
van den kanzel. Doch nicht im ein praeiuditium,
omme allewege alsoe to gebruiken.“Ausführlich dar-
über J. Weerda II, 124ff. 136f.

88 Die ersten vier Ältesten der Emder Gemeinde waren
1544 im Einverständnis mit der Regierung berufen
worden (vgl. Einleitung, oben S. 323 mit Anm. 6).
Bereits 1557 ist nirgends die Rede von einer Beteili-
gung der Landesherrschaft oder des Stadtregiments,
ebenso wenig später. Schon 1557 ergänzte sich der
Kirchenrat selbst durch Zuwahl. Zeitweise versuchte
man, die Gemeinde stärker an der Wahl zu beteili-
gen, wie Weerda vermutet, angeregt durch die Lon-
doner KO (vgl. Microns Ordinancien, cap. III, unten
S. 592). Am 24. April 1564 räumte der Kirchenrat
der Gemeinde das Vorschlagsrecht ein; im Juni wurde
wieder aufgefordert, die Gemeinde möge geeignete
Männer vorschlagen (vgl. Kirchenratsprotokolle
Band 2, Bl. 115r. 116). Ob die Aufforderung zum
Ziel geführt hat, ist aus den Protokollen nicht er-
sichtlich. Am 11. September 1567 wurde beschlos-
sen, die Gemeinde beim Abendmahl aufzufordern,
Gott um geeignete Älteste zu bitten „unde dat ein
yder de syne in scryften wolde overgeven“. Diese
Bitte ist am 9. November beim Abendmahl noch ein-
mal wiederholt worden (Band 2, Bl. 200 v. 203 v), ob
mit Erfolg, ist nicht zu erkennen. Im November 1571
wurde die Gemeinde aufgefordert, für die Wahl von
sechs neuen Ältesten Vorschläge zu machen; am
3. Dezember ist dann eingetragen, daß viele Brüder
versammelt seien und Zettel übergeben hätten
(Band 3, Bl. 102v. 103v). Am 21. November 1575
erfolgte die Wahl von Ältesten jedoch „in de consi-
storio“, ohne daß von Vorschlägen durch die Ge-
meinde die Rede ist (Band 4, Bl. 41 v). In der Ver-
sammlung eines größeren Gremiums am 4. Februar
1580 (vgl. Anm. 86 und 87) wird nach dem Beschluß,
eine vorherige Publikation zu unterlassen, fest-
gesetzt, „dat ein jeder tegens Maendach zyne namen

gestelde personen des amptes unwerdich to achten,
dat he solckes vor der anstanden communion den
predigeren unde oldesten anmelden wolde 89. Und so
inmittels nichtes ingebracht, werd dat stilleswygen
der gemeine als ehr consenß geachtet und de nye er-
wehlede oldesten im nechsten nachtmal mit ein ge-
bedt bestediget unde de gemeine ehres amptes gegen
densülven ermahnet 90.

schriftlich inbrenge und oick andere frome brodern
und lidtmaten vormanet worden, omme oick datsul-
vige to willen doen“. Unter dem 4. März 1583
(Band 5, Bl. 62r) ist eingetragen: Nachdem idt noet
erfordert heft, dat (men) in statt und plaetze der
affgestorvenen oldesten andere wederomme erwelet
worden, soe hebben prediger und oldesten in hore
vorsammelinge Gotts name hyrover angeropen und
demnach met groter andacht und einhelligen stem-
men darto erwelet... [Namen der Ältesten]. Eine
Regel wurde aus den Versuchen, der Gemeinde ein
Vorschlagsrecht einzuräumen oder eine größere Zahl
von Gliedern an der Wahl zu beteiligen, also nicht
abgeleitet. Ausführlich darüber J. Weerda II,
133 ff.

89 Die Form der Vorstellung der gewählten Ältesten ist
in den Kirchenratsprotokollen öfter wörtlich wieder-
gegeben. Unter dem 11. April 1580 (Band 5, Bl. 25r)
ist z. B. eingetragen: L. brodern und sustern im
Hern, nachdem J. L. twivelsane ut Gades woort und
der langwiringe ervaringe genoechsaem berichtet,
dat denn predigern gottlickes woordes to allen tyden
oldesten bygevoeget zynn, die benevens den predi-
gern der gemene opsicht dragen, darmit ergernissen,
beide, im geloeven und christlicken wandel, oder
voergekomen oder gebetert werden, und overst edt-
licke dersulvigen vertoegen, andern oick lyves swack-
heit halven dem denst niet langer konen vortreden,
soe hebben wy nach anropinge gottlickes namens
darto erwelet Lucas Glasemacker, Harman Eilarts,
Geert Bolardus [vgl. oben S. 426, Anm. 29] und
Peter de Looße, die wy mits desen die gemene vor-
stellen, dat, soevern emants darjegen intobringen,
darom zie onduchtich tom h. ampte solden zynn,
dersulvige wolde sulcks tegens tokumpstigen nacht-
mall doen; sunst worden zie im namen des Heren im
denste bestediget worden. [Am Rand:] Publicatum
10. die Aprilis. - Eine ganz ähnliche Vorstellungsfor-
mel ist im Protokoll vom 8. März 1583 (Band 5,
Bl. 62 v) mitgeteilt; ebenso im Protokoll vom
13. Oktober 1589 (Band 5, Bl. 110), dort mit der
Randnotiz: Publicatum ad mensam D[omi]ni,
12. Octob. ao. etc. 89. — Vgl. J. Weerda II, 139 (ebd.
auch die zitierte Formel). — Vorstellung der gewähl-
ten Ältesten und Einspruchsrecht der Gemeinde se-
hen auch Microns Ordinancien vor, cap. III, unten
S. 592 f.

90 Während die Bestätigung der Ältesten 1558 anschei-
nend im Kirchenrat selbst vorgenommen wurde, ver-

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