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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0535
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Emder Kirchenordnung 1594

rat im Namen der Gemeinde gehandhabten Ge-
meindekirchenzucht.] Der 27. artyckel. Van der
werltlicken overicheit. Wy bekennen, dat neffens
dem ampte der slötelen ock dat ampt der werltlicken
overicheit van Godt to (a) erholdinge synes denstes
unde kercken, (b) ja des ganzen menschlicken ge-
slechtes vorordenet sy und derwegen van nemande
beter und nütlicker als van einem (c) uprichtigen,
framen Christen könne bedenet werden (a Esa. 49,
ve. 23; b 1. Pet. 2, v. 13; c Exod. 18, v. 21; Ios. 1,
ver. 7; 2. Chro. 19, v. 7; Psal. 2, ver. 10). - Dann wo
der wyßheit Gades gefallen, (a) dem menschen eine
geistlicke sele und einen uterlicken lyff in der schep-
pinge to geven, also hefft he na syner groten güdi-
cheit ehm ein (b) geistlick und (c) uterlick regiment
neffens anderer notdrufft vorordnet (a Gen. 2, ver.
7; b Exo. 28, ver. 1; Ephes. 4, v. 11. 12; c Dan. 4,
ver. 4; Prov. 11, ver. 14; Rom. 13, ver. 1). - Dat
ende averst, to welckem Godt almechtich disse ord-
nunge gerichtet, is nicht de overicheit sülvest, son-
der (a) Gades ehr, der (b) christlicken kercken er-
bouwinge in der (c) godtsalicheit und der sampt-
licken underdanen erholdinge by uterlickem freden,
gerechticheit unde erbarheit (a Psal. 148, v. 11; Esa.
45, ver. 3 ; b 1. Reg. 5, v. 5 ; Esd. 1, ver. 2; c 1. Tim. 2,
v. 2). —Wenn nu eine overicheit (a) na dem van Godt
sülvest vorgeschrevenen park van herten strevet,
(b) so is se dem allerhögesten sonderlick angenehm
und werd van syner godtlicken majestat ehrer trüwe
unde amptes halven mit hogen, herlicken ehrentitu-
len vor anderen menschen gezyret, und werden (c)
göder, (d) kinder des allerhögesten, (e) vaders, (f)
herden, (g) knechte und dener Gades, (h) pleger und
sögammen der kercken, (i) genedige, woldedige heren
etc. genöhmet (a Deu. 17, v. 18. 19; Iosuae 1, ver. 7;
b 1. Sam. 13, v. 14; 2. Chr. 17, ver. 3; c Exo. 22, v.
28; Psal. 82, ver. 1. 6; 2. Reg. 5, ver. 13; d Syr. 4, ver.
11; e Syr. 4, ver. 10; f Num. 27, v. 17; Esa. 44, ver.
28; g Num. 12, v. 7; Rom. 13, ver. 4; h Esa. 49, v.
23; i Luc. 22, v. 25). — Ut welcken titulen afftone-
men, dat einer overicheit, so ehrem ampte wol vor-
stan schal, vannöden sy, (a) dat se vor allen dingen
Godt und synen willen erkenne, (b) ehn leve, (c)
früchte unde (d) dene, (e) warhaftich, (f) wyßlick,
(g) vorsichtich, (h) genädich unde mitlydich, doch
in (i) gerechticheit und (k) mit gebörlickem ernst,
(1) ahne einich ansehen der personen, (m) na godt-
licken, (n) keyserlicken, rechtmetigen, billicken ge-
setten und anderen wolhergebrachten landeßordnun-
gen und statuten, bescheidenlick handle, (o) dem
gyts, geschenk und gaven fiend sy, (p) kercken unde
schoelen, weduwen, waysen, frembdlinge und andere
(q) bedrangte, arme lüde mit sonderlickem flydt by
dem ehren handhave unde erholde unde also den
framen (r) beschütte unde den bösen gebörlick
straffe (a Deut. 1, v. 13, et 17, ver. 19; b Psal. 2,
ver. 12; c Exo. 18, v. 21; 2. Chr. 19, ver. 7; d Rom.
13, v. 4; e Exo. 18, ve. 21; Zach. 7, ver. 9; f Deut. 1,
ve. 13 ; 1. Reg. 3, ver. 9 ; g 2. Chr. 19, v. 6 ; h Pro. 28,
v. 28; Luc. 22, ver. 25; i Exo. 23, ver. 3; Psal. 101,
ver. 2; k Deu. 13, v. 8. 9, et 19, ver. 21; Levit. 19,

ver. 15; Ierem. 48, ve. 10; 1 Deut. 16, v. 19; m Exo.
18, v. 20; Deu. 17, v. 18; n Mat. 22, v. 21; o Exo. 18,
ve. 21, et 23, ver. 8; Deut. 16, ver. 19; p 2. Chr. 29,
v. 3 ; q Deut. 24, v. 17; Esa. 1, ver. 17 ; r Rom. 13, v.
3. 4). - Und darmit eine frame overicheit in ehrem
ampte deßto flitiger sy, schal se alletydt betrachten,
(a) van weme se erhöget, (b) unde dat Godt ehnen
und ehrem ampte alletydt gegenwordich bywahne
unde tosehe, dat (c) se in der erhögung dennoch
sterflicke menschen blyven (d) und endlick vor dem
groten könige Christo Jesu mit ehren underdanen
erschynen unde van ehrer ganzen regerunge reken-
schop geven möhten (a Pro. 8, ver. 15; Dan. 2, ver.
21; Rom. 13, ver. 1; b 2. Chr. 6, v. 6; Psal. 82, ver. 1;
c Psal. 82, ver. 7; d Rom. 14, v. 10; 2. Cor. 5, ver. 10;
Apo. 20, ver. 12). — Vor solcken getruwen, hochnot-
wendigen denst sind de underdanen schüldich, dat
se ehre gebörlicke overicheit alse Gades dener (a)
ehren und als vaderen leven unde (b) früchten, in
allen billicken dingen (c) gehorsamen, (d) mit einem
empsigen gebedt (e) unde schüldigen tinß, schott
und toll dankbarheit bewysen, ock (f) mit wacht und
tocht up der overicheit erforderent land und lüde
bestes vormögens vordedigen helpen (a 1. Pet. 2, v.
17; b Pro. 24, ve. 21; Rom. 13, ver. 7; c Rom. 13, v.
1; Tit. 3, ver. 1; d Ier. 29, ver. 7; 1. Tim. 2, ver. 2;
e Rom. 13, ve. 7; f Rom. 13, ve. 4; 2. Sam. 23, ve.
16). - Is derhalven ut dem vorigen afftonehmen, dat
Godt beyde regiment der kercken im worde vorord-
net und doch eines van dem anderen fyn underschei-
den hefft. — Der werltlicken overicheit heft Godt dat
(a) werltlicke swert und wat dem anklevet, wedder
allerleye uterlicke unordnunge und fyende gege-
ven, der (b) kercken dargegen dat twesnydige swert
des Geistes, (c) wedder alle geistlicke fyende (a Rom.
13, ve. 4; b Heb. 4, ver. 12; c Ephes. 6, v. 17). - De
overicheit richtet nicht allein (a) na Gades wort,
sonder ock na keyserlicken und andern landrechten
und ordnungen, averst (b) der kercken ordel moet
in Gades wort gegründet syn (a Deut. 17, v. 18; Ios.
1, ver. 7; b Esa. 8, ver. 20; Luc. 16, ver. 29). — De
overicheit is eine (a) bewarerinne der beyden tafelen
der tein gehaden by allen underdanen (b) und de
sick sonst in ehrem lande vorholden, sovele de uter-
licke tucht und ordnunge belanget. Dat regiment
der kercken is ock (c) innerlick kreftich im herten,
unde (d) strecket sick ehr gerichte alleine to den
lidtmahten (a Deut. 17, v. 18; 1. Tim. 2, ver. 2; b
Exo. 12, ve. 49, et 20, ver. 10; Neh. 10, ver. 31; c
Ier. 31, ver. 33; 2. Cor. 3, ve. 2. 3; Hebr. 4, ver. 12;
d 1. Cor. 5, v. 12). — De overicheit fahret mit ehrer
straffe vort, (a) wenn gelyck de sünder bohte deit,
de (b) kercke nimpt de boetferdigen in gnaden an
(a Ios. 7, v. 20. 25; b Mat. 18, v. 15; 2. Cor. 2, ver.
7). — Ock werden in der policey unde borgerlicken
gemeinschop lüde (a) geduldet, welcke de kercke na
Gades wort van ehrer gemeinschop wehret und
utslütet (a 2. The. 3, v. 11). -Wy wedderspreken de
erdome deren, so meinen, dat de ordnunge der ker-
cken dem ampte der overicheit towedderen sy und
derwegen neen platz hebbe, war eine christlicke

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