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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0538
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Grafschaft Ostfriesland

Unde doen de obgemelte vorstander im anfang
des nyen jahres van entfank unde utgave öpentlicke
und richtige rekenschop in der gastkameren vor den
vorordenten des erbaren rades, den predigeren, olde-
sten unde borgeren, so van der kanzeln darto ge-
beden und ermahnet werden, welcke rekenschop de
secretarius der stadt idertydt underschryvet.

Darmit ock an der geistlicken spyse godtlickes wor-
des und christlicken vormaningen und upsicht den
wäysekindern und armen des Gasthuses in gesund-
heit und krankheit nichtes mangele, is vorordenet,
dat der prediger einer im Gasthuse wahne 14 und sick
des huses sonderlick annehme. Und nadem den pre-
digern twe visitatores in disser volkrycken stadt
togeordnet 14a,is darentbaven ock den upgelecht, de
gesunden unde kranken des Gasthuses wekentlick
tweemal to besoecken. Todem is ein besonder schoel-
meister 15 im weeßhuß vorordnet, de de kinder in
godtsalicheit, lesen, schryven unde tucht flytich
underwyse unde anholde.

Van den hußsittenden armen etc.

Tor handhave disser ordnung is de stadt mit Fal-
deren unde den vorsteden in seß kluften affgedelet 16
unde werd bedenet van tweeundedortich framen

14 Das Kirchenratsprotokoll vom 5. Juni 1559 (Band 1,
Bl. 72 v) bezeugt Verhandlungen „van Coltunii wo-
ninge int Gasthueß“ „mit de vörstenders“. (Später
wurde die Witwe des Hermann Brass veranlaßt, die
„behausunge“ und was Brass sonst in Anbetracht
seines Predigtamtes innegehabt hatte, zugunsten
von Cooltuin zu räumen; vgl.das Schreiben der Grä-
fin Anna an die Emder Bürgermeister vom 16. Fe-
bruar 1561 im Stadt-A. Emden: 1. Registratur 403 a,
Bl. 1). Am 16. November 1589 bewilligte Graf Ed-
zard, daß „der itziger prediger im Gasthuese Ger-
ardus seiner dienste erlassen“ (Stadt-A. Emden,
aaO. Bl. 42). Offenbar handelt es sich um Gerhardus
Eobanus Geldenhauer (vgl. oben S. 443 mit Anm. 72).

14a Bereits am 18. September 1568 waren zur Ent-
lastung der Prediger zwei Krankenbesucher - War-
nerus Bramius und Dominicus Julius — angestellt
worden; vgl. E. Meiners I, 418. Die Klufteinteilung
von 1576 bezeugt nur einen Visitator; vgl. oben
S. 453, Anm. 10.

15 Im Kirchenratsprotokoll vom 6. November 1587
(Band 5, Bl. 96r) wird ein Schulmeister „Johannes“
im Gasthaus erwähnt.

16 1576 waren es fünf Kluften; vgl. oben S. 455 f., Anm.
7. Die Einteilung in sechs Kluften entspricht der Ge-
samtzahl von vier Predigern (vgl. unten Anm. 55)
und zwei Visitatoren, die unsere KO bezeugt; (vgl.

börgeren, lidtmaten der gemeine, darunder achte
hövetdiaken 17 und veerundetwintich underdiaken
sind, darvan der hövetdiaken jährlicks twe 18 unde
der untern seß affgahn, in deren stede im anfang des
nyen jahres dorch de prediger, oldesten unde diaken
mit vorgandem gebedt andere erwehlet 19, ock mit
dem gebedt unde erinnerunge ehres amptes ut dem
worde Gades bestediget werden 20.

Der hövetdiaken ampt is, dat se der ganzen ord-
nung sorge und upsicht dragen, der armen renten
und legaten inforderen, de almosen in der Groten
Kercken und veermal des jahres mit den predicanten
unde einem edder twen underdiaken vor der börger
döhren samlen und van allem gude rekenschop hol-
den 21.

Darvan vorschaffen se alle Sondage, wenn se na
dem middage up des consistorii kamer 22 tosamen-
kamen 23, den underdiaken, so de utdelinge des hal-
ven jars in syner kluft hefft, wat ehm des Mandages
uttodelen, mit gemeinem radt na der tydt unde der
armen gelegenheit, vorordnet. In welcken vorsam-
lingen der diaken ein prediger alletyt praesidert, van
den vorgebrachten beswärnissen de ummefrage döt,
de unordentlicke armen, so vorbescheiden, ermahnet
und mit einer danksegginge endiget 24.

oben mit Anm. 14a). Zur Verdeutlichung sei hier ein-
mal eine verwandte Stelle in der KO der Stadt Gro-
ningen von 1594 angeführt: Op dat overst dat
volck recht ende well onderwyset werde, sal die
stadt in sess kluften afgedeelt, ende eenen jeder
prediger eene klufte toegeygnet werden, dat een
jeder die dagelickse onderrichtinge, die in den hui-
sen geschiet, dies te voechlicker doen can, ende die
eene so well arbeyden moete als die ander (H. H.
Brucherus, Geschiedenis van de opkomst der
Kerkhervorming in de Provincie Groningen... 1821,
446; dazu Einleitung, oben S. 335 f. mit Anm. 98).

17 Vgl. Armenordnung von 1576, oben S. 457 mit
Anm. 27, und Ausführungsbestimmungen von 1578,
oben S.462.

18 Vgl. Armenordnung von 1576, oben S. 458.

19 Zur Diakonenwahl vgl. oben S. 458 mit Anm. 34.

20 Das Kirchenratsprotokoll vom 11. Dezember 1575
(Band 4, Bl. 44 v) notiert nur, daß neben den erwähl-
ten Ältesten auch die erwählten Diakonen der Ge-
meinde vorgestellt seien.

21 Vgl. Armenordnung von 1576 und Ausführungs-
bestimmungen von 1578, oben S. 455 ff. 460 ff.

22 Zur Konsistorienkammer vgl. oben S. 371, Anm. 90.

23 Vgl. Geschäftsordnung für die Sitzungen der Haus-
sitzenden-Armen-Diakonie, Art. 1, oben S. 464.

24 Vgl. Versammlungsordnung des Kirchenrates, Art.

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