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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0548
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Grafschaft Ostfriesland

unordnunge verfallet, to se der regreß nemen, den
mangel beteren und ein erbar rat nicht stetes be-
moyen 13.

Understund geschreven mit ein ander hand:

Anno XV C achtentich twe am 25. Octobris is
dese der schoelen ordnungen, der gemeinte nutte
und ersprieslich to sein, von drosten, burgemeister
und raet erachtet und derowegen menniglichen, die
sich von der schoelen to ernehren begeren, in alles

zur Aufgabe eines jeden Predigers. Am 4. Dezember
1581 wurde in der Kirchenratssitzung protokolliert
(Protokolle Band 5, Bl. 50r): Ein jeder prediger sall
vlitich in zyne kluft de scholen visiteren und de by-
schoelmeistern vormanen, dat zie ohre discipulen vli-
tich in de catechismo sollen institueren und oeck
mede tor catechismipredige foeren.

13 Die Kirchenratsprotokolle zeugen vielfach davon,
daß ein wesentlicher Teil der Aufsicht über die deut-
schen Schulen beim Kirchenrat lag. Z. B. wurden
am 29. März 1591 die deutschen Schulmeister vor-
geladen und ihnen etliche Punkte der Schulordnung,
teilweise mit genaueren Anweisungen, erneut ein-
geschärft: Sint op unse erforderent erschenen de
duytsche ordentlicke schoelmeistern, als M. Bartho-
lomaeus, Lambertus op de Butfenne, Wolter, Johan
Frans, Beno, Hermann buten der Nyen Poerte (Jo-
hannes Lyndenius und Lambertus op Faldern zint
krank gewest) und zint op nafolgende punkten er-
manet worden: 1. Dewilen de tyt nu verhanden, dat
de kinder sollen dimittert oder utgeslagen, dat de
de meistern nu und stedeshen de joget tor stillicheit,
erbarheit und guede maneren op der straten, in
gaende und staende etc., to holden, op dat twisschen
schoelkindern und andere ongemaneerde kindern
doch underscheit moege gespoeret worden, 2. dat
dewile fast klage stedeshen vorfallen van de slap-
picheit der disciplinae, dat zee doch, soevoele moe-
gelick, op dersulvigen wolden holden, nicht alleine
in der schoele und karcke, sunder oeck dorch inspec-
tores op der straten, 3. dat oeck nemant der duyt-
schen meistern sick onderstaen wolle, latyn to leren,
in ansenung hyr doch eine ordentlicke latynsche
schoele is, und genoechsaem, umb alle latynsche kin-
dern hyr to leren, item dat zee oeck by den borgeren
ofte by enige olderen, de mit den meistern spreken,
um ehre kindern latyn leren toe laten [Druckvorlage:
leren], desulvigen doch niet van der latynschen
schoele affmanen ofte verachtelich darvan sprecken.
4. Dewilen oeck de A-B-boecken, darinne de tein ge-
boden gestumplet und niet gants, wo zee ut der bibl

natoleven by vorlerunge des denstes und ein arbitral-
straffe ernstlich bevolen worden. Es wollen ock
droste, borgemeister und raet dese ordnung seines in-
halts stetes handhaven. Derowegen ein jeder darane
gedenken und sich vor schaden to wachten 14 soll we-
ten. Actum Embdae anno et die ut supra up den
radthuse in jegenworde des raets. Iussu magistratus
Hinr. Geerdes 15 m[anu] m[ea] [pro]pria 16.

(Exod. 20; Deut. 5) in unse catechismo gestellt, den
kinderen leren, dat zee dan sulcke A-B-boecken leren,
de mit der catechismo enistemmich. Endlick, dat zee
de joget vlitich tor karcken und sunderlingen tor
catechismipredige to voeren. Dit alles hebben zee
alsoe angenamen, vlitich to achtervolgen. (Proto-
kolle Band 5, Bl. 125). — Ein niederdeutsches ABC-
Büchlein mit den zehn Geboten usw., gedruckt zu
Lübeck 1565, beschreiben Borchling und Clau-
ßen I, 851. Vgl. auch J. M. Reu I, 3, 1, 2, 629* und
586 *, wo eine ähnliche Hamburger Fibel ausführ-
licher beschrieben ist. Weiteres über die Fibeln des
16. Jh.s vgl. bei F. Hahn, Die ev. Unterweisung in
den Schulen des 16. Jh.s (Pädag. Forschungen. Ver-
öffentlichungen des Comenius-Instituts 3). 1957,
62 ff. - Zur Beaufsichtigung des Schulwesens durch
die Gemeinde vgl. auch H. Pixberg, Der deut-
sche Calvinismus und die Pädagogik. 1952, bes.
89. - Die Grundhaltung der Kirchengemeinde zum
einfachen Schulunterricht mag etwa so gewesen
sein, wie sie Micron in seinem Kleinen Londoner
Katechismus von 1552, der dann auch mehrfach
in Emden gedruckt wurde (vgl. J. M. Reu I, 3,
1, 2, 722*), darlegt: ... als nu de kinderen groot-
achtich werden, dat se de ouders niet bequamelick
leeren konnen, so sullen se die by eenen goddelicken
man ter scholen stellen, die se als een vader in de
rechte kennisse Gods leeren, vermanen ende straffen
sal, ende in den cathecismo voor al so oeffenen, dat
se oock openlick daerut in de ghemeynte antwoor-
den konnen... (nach dem uns vorliegenden Druck
„by Gellium Ctematium. Anno 1558“, Expl. der
Universitätsbibliothek Amsterdam, angebunden an
den Großen Londoner Katechismus in der Ausgabe
vom 20. Sept. 1558 [vgl. oben S. 490 f., Anm. 43],
fol. 35v/36r).

14 = hüten; vgl. Dornkaat Koolman III, 494;
Schiller und Lübben V, 570f.

15 Vgl. oben S. 458, Anm. 38.

16 In der Druckvorlage steht noch: Vera copia.

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