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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0549
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16. Schulordnung der stadt Embden.

Gedruckt to Embden by Warner Berendtß 15961.

Wy, borgermeyster unde raet der stadt Embden,
doen in kraft dieses kund, opentlich hiermit beken-
nende: Nachdeme wy ungerne angemerket, dat unse
latinsche und dudische scholen in deser gueden stadt
in affall geraden 2, und darhero billich to befruch-
ten, woferne sollichs in tyden nicht vorgebouwet
wurde, dat wol ander inconvenienten und unord-
nungen darudt in kercken und policey (welchs Godt
gnedichlich und vaderlick affwenden wolde) ent-
staen mochten, darjegens averst christlich unde lof-
lich, die verfallene scholen to restauriren, alß heb-
ben wy derentwegen wollmeintlich unde mit ripen
rade idtliche guetherzigen to scholarchen 3, nevens
dat ministerium, solichs geborlichen to remedieren,
verordent und confirmieret, welche einhellich nach-
folgende scholordnungen mit unseren vorwetent,
consents und approbirung upts pappir gebracht, ock
folgens im drucke to merer und beterer narichtunge
vorferdigen laten. Bevelen darumb unde mandiren
hiermit allen und jeglichen, so dudischen alß latini-
schen rector und scholmeisteren, ernstlich wollende,
gemelten scholordnungen in allen und jederen punk-
ten gemeß to geleven 4. Und im gefall jemandes sich

1 Druckvorlage: W. Schweckendieck, 5-13.

2 Näheres über den Verfall der Lateinschule geht aus
dem Kirchenratsprotokoll vom 23. Oktober 1592
(Band 6, Bl. 1v, Archiv der reformierten Gemeinde
zu Emden) hervor: Is oeck beraetslaeget worden
over der latynschen schoelen, dat nachdem fast wei-
nich kindern daer zint und oeck klaegen zind, dat
de kinder weinich leren etc., de disciplina slap is etc.,
soe is besloeten, dat de samptlicke 4 prediger sollen
in der schoelen gaen und den rectorem mit zyne midt-
hulperen, den samptlicken meisteren, erenstlick to
vlytt und neersticheit [ = Eifer] int leren und ver-
beterung der disciplinae und anderen punkten ver-
manen. Factum 29. Octobris anno etc. 92. - Vgl.
auch oben S. 514, Anm. 1.

3 Vgl. dazu oben S. 515 mit Anm. 11.

4 Vgl. unten S. 519f. mit Anm. 17 und S. 524f. mit

Anm. 45. 5 Druckvorlage: guentlich.

6 Vgl. Delfzijlischen Vergleich, oben S. 416 mit Anm. 29.

7 Meister Friedrich war als deutscher Schulmeister an
der Lateinschule angestellt, um die A-B-C-Schützen
der untersten Klasse zu unterweisen (vgl. auch un-
ten Artikel 22, S. 519, und S. 519f., Anm. 17). Man

hirinne (guetlich 5 vormanet sinde) wederspennich
erzeigen und vorholden wurde, der sol praevia et
cognita causae cognitione seines dienstes entsettet
und priviert sein, und ein ander an syne stat ver-
ordnet werden. Actum Embden, den 11. Martii anno
1596.

Ordnung voer de meisters der latinscher
schulen.

1.

Nemo promoveatur in praeceptorem latinae scho-
lae, nisi edita prius coram ministris et scholarchis
orthodoxae doctrinae confessione et cum ecclesia
consensu 6.

2.

Praeceptores omnes rectori parere debent, quia
ipsi incumbit ministris et scholarchis de praecep-
torum diligentia et institutione rationem reddere.

3.

Penes solum rectorem erit ius recipiendi adductos
a parentibus discipulos, iis tantum exceptis qui Ere-
derico 7 adducentur.

hatte gehofft, durch seinen Unterricht Anwärter für
die Lateinklassen zu gewinnen und so den Besuch
der Schule zu fördern. Am 23. März 1605 mußte man
im Kirchenrat jedoch protokollieren: ...de sampt-
liche bröderen und de scholarchen bevinden mit der
daett, dat de latinsche schölen weinich mit em ge-
beteret werden, angesehen, datt ut syner, alse einer
dudischen schölen, weinich öder neene in de andere
classes upgaen, latin to lehren. - Da Meister Fried-
rich schon mehrmals um seine Entlassung gebeten
hatte, wurde ihm diese jetzt gewährt. Einer der
Lateinlehrer (Johann Meppellensis), deren im Ver-
hältnis zur Zahl der Schüler zu viele an der
Schule lehrten, mußte die unterste Klasse überneh-
men und die „alphabetarios“ lehren, während seine
bisherige Klasse in die anderen Klassen„ingesmolten
werden“ sollte. Vgl. Kirchenratsprotokolle Band 6,
Bl. 55 v/56r. - Der „ludimagister“ Johannes Meppel-
lensis wird Ostern 1577 als „sangmeister“ genannt,
der damals für diesen Sonderposten jährlich 5 Gul-
den Gehaltszulage erhielt. 1584 schied Johannes
Meppellensis als Chorimagister aus, blieb aber Ludi-
magister. Chorimagister wurde 1584 Jacobus Sartor.

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