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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0547
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Emder Schulordnung 1582

De fransosische meisteren soelen de kinderen ganz
Logier up die geen tüyts 5 leren.

Neystadt 6 Beide, dudischeund fransosische meisteren, ock

de frouwen ut der stadt und Fallederen, solen de



Sie soelen ock de kinderen, welcher oldern nicht
liden willen, dat oire kinderen die gewönliche ge-
beten, den categißmum leren oft in de kerken ordent-
lichen mede ge hen, nicht annehmen to lehren offte

Sie soelen ock in der kercken, in oder buten der
schoelen, sovoele mögelygk, de kynderen in guter
beten, den categißmum leren oft in de kerken ordent-
hchen mede gehen, nicht annehmen to lehren offte
in der schoele dulden, in anseung dardorch unord-
nunge by andern erfolget.

tucht holden, die tuchtigsten ock vorordnen, der
andern upsicht to tragen, offte daer se unordenunge

Buten tydes8, als de scholen angefangen, sol geen
meister einich kind, so in ein ander schoele gegan-
gen, in seine schoele annehmen, dewile dardorch de

Die me istern sollen an upgemelte stucken erenst-
lich holden oder in mangel von dien eer schoelen
daetlich ipso facto verliesen9.
dißciphne vorvahet und andere unordnung erfolget.

Dewile de schoelen gute visitationes nötig heb-
ben, dat ein erbar raet geleve10, na loflicken gebruke
alle wolgeordneten stenden, den scholarchis11 to b e-

jedoch wiederum am 22. Dezember 1589 und am
19. Januar 1590 vor dem Ki rchenrat, klagte dar-
über, daß er keine geeignete Wohnung fän de und bat
das Konsistorium um Hilfe und Rat, „darmit he sick
erneren und zynn kost gewinnen muchte“. Vgl. Kir-
chenratsprotokolle Ba nd 5, Bl. 112f. Bartholomäus

5 = Deutsch; vgl. Doornkaat Koolman I, 351f.
19. Januar 1590 vor dem Kirchenrat, klagte dar-
über, daß er keine geeignete Wohnung fände und bat
das Konsistorium um Hilfe und Rat, „darmit he sick
erneren und zynn kost gewinnen muchte“. Vgl. Kir-
chenratsprotokolle Band 5, Bl. 112f. Bartholomäus
wird auch unter dem 28. Januar 1594 in den Kir-
chenratsprotokollen erwähnt (Band 6, Bl. 12r). Es
geht dabei um einen Streit zwischen Bartholomäus
und seinem Kollegen Meister Fredericus (wohl dem
1589 verlangten Gehilfen) um die Annahme der Kin-
der und die Leitung der Schule, der vom Konsisto-
rium dahin entschieden wurde, daß die beiden Schul-
meister die Schule gemeinsam leiten und gleiche
Rechte haben sollten. -Wolter, der übrigens 1586 an-
läßlich eines Streites mehrfach genannt wird (vgl.
Protokolle Band 5, Bl. 86r. 87r. 88r. 89), erschien
am 12. März 1593 noch einmal vor dem Kirchenrat
und erklärte, daß er ,,van hyr na Swolle zyn vader-
land verfaeren“ wolle (Protokolle Band 6, Bl. 4v). Zu
Wolter vgl. auch oben S. 500 f., Anm. 96; zu Bartho-
lomäusundWolterauchunten Anm. 13.-Am 14. No-
vember 1580 kamen neben dem Rektor und sämt-
lichenLehrern,,dern groten schoelen“auch Bartho-
lomäus und Johannes Lindaenius in die Kirchenrats-
versammlung, um über eine Schulangelegenheit zu
verhandeln (Protokolle Band 5, Bl. 33r). Johannes
Lindaenius wird auch 1591 erwähnt; vgl. unten
Anm. 13 und Protokolle Band 5, Bl. 121 v. Des Na-
mens Lambertus gab es zwei Schulmeister; vgl.
untenAnm.13. Lambertus, Schulmeister auf Faldern,
wird 1587 anläßlich eines Streites genannt (Proto-
kolle Band 5, Bl. 93r). Einen Schulmeister Adrian
erwähnt die Schulordnung von 1596, unten S. 519
mit Anm. 12. Weiteres s. unten S. 524 f., Anm. 45.

6 Hierzu bemerkt L. Hahn, Schulordnung, 64: Dieser

Rats findet sich nämlich am 30. August 1604 fol-
gende Eintragung: Is verwilliget, dat Mr. Logier
syne französische schoele wedder möge nevens Mr.

7 Den Franzosen stand für ihre Predigt die sog. Stadt-
halle zur Verfügung, die ihnen von Gräfin Anna zu-
gewiesen war; vgl. Pleines in: JbE 1, 1 (1872), 49;
J. König, 411. 8 = Außerhalb der Zeit.
den hebben, einen gequalificeerden und geschickeden
man tanquam tertium to beropen unde up alsulcke
conditien unde articulen bestellen, als sie mit den
schoelarchen to deser stats jöget besten nödich be-
finden sollen. - Diese Nachricht läßt sich aus den
Kirchenratsprotokollen ergänzen. Meister Leodiga-
rius, wie er auch genannt wird, war, nachdem er sich
noch 1596-damals hatte er seine Schule an der Gro-
ßen Straße - auf die neue Schulordnung verpflichtet
hatte (vgl. unten S. 525, Anm. 45), unter Hinterlas-
sung von Schulden heimlich fortgezogen. Am 1. Ok-
tober 1604 erschien er in der Kirchenratsversamm-
lung und bat um Wiederzulassung zum Tisch des
Herrn, erhielt jedoch die Auflage, zunächst seine
Gläubiger zu befriedigen (Protokolle Band 6, Bl. 53v).
Nachdem am 8. Oktober protokolliert werden konnte,
daß die Gläubiger mit Meister Logier zufrieden seien,
ist mit dem Datum vom 14. Oktober die Publika-
tionsformel eingetragen, mit der ,,M. Logier Riccard,
französischer schöllmeister“ beim Tisch des Herrn
bußfertig vorgestellt wird (Protokolle Band 6, Bl. 54r).

9 = verlieren; vgl. Doornkaat Koolman I, 453;
Schiller und Lübben V, 392f.; Lasch und
Borchling I, 863.
J. König, 411. 8 = Außerhalb der Zeit.

10 = beliebe; vgl. Doornkaat Koolman I, 603;
Schiller und Lübben II, 42; Lasch und Borch-
ling II, 51.

11 Druckvorlage: scholachis. — Die Scholarchen waren
Mitglieder des Emder Kirchenrates oder des Magi-
strats; vgl. L. Hahn, Schulordnung, 64.

12 Die Schulvisitation innerhalb seiner Kluft gehörte
Mitglieder des Emder Kirchenrates oder des Magi-
strats; vgl. L. Hahn, Schulordnung, 64.

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