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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0546
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15. Ordnüng der dueitschen schoelen und der franzosischer schoelen.

[1582] 1

Bartholomeus
Adrian und sein
huesfrau Hin-
rich Buyeman
Johannes Lin-
deius

Vor radtsam geachtet, dat an der westerzydt von
den Delfft twe menner sein sollen, de dudisch leren
und nevens ein, twe fruen, desgeliken an der oster-
zydt ock twe menner und eine efte twe fruen nach
gelegenheyt der kinder.

Up Faldern an ider zydt 2 ein man und, so
idt nödig were, an einer oder beyder zyden ein
frou.

Buten der Nien Pordten 3 ock ein man.

Dewile de frauwen ock nicht wol schriven, so soe-
len se die kindern nicht mehr alse lesen leren. Wolther

Beide, menner und fruwen, ock de fransosische Ursüla Mechelt
meisteren, soelen in de schoele gute disciplin hol- Grete tuischen
den, de kinder bedden und den categismum laten de Molen und
leren, ock up wol to boeckstaven, schriven und lesen Kranen Strate
und wat darto behöret, also boecken, vorschriften
und dergeliken na eines jederen gelegenheit acht-
nemen.

1 Druckvorlage: Zeitgenössische Abschrift aus dem
Stadt-A. Emden: 1. Registratur 421. - Über Un-
ordnung im Schulwesen war mehrfach geklagt

worden. In den Kirchenratsprotokollen (Archiv der

reformierten Gemeinde in Emden) findet sich unter
dem 30. April 1576 (Band 4, Bl. 71v/72r) folgende
Eintragung: Bartholomeus schoolmester [vgl. Anm.4]
hefft sick sehr over de voele byscholen beklaget, so
das he de kost darvan nicht hebben kan, begeerde
darup van den broderen, se wolden doch der school-
mesters halven, oock der gemeente wolvaart tom
besten, middel gefonden worde; hoer versoeck und
supplicerent an een ersamen raadt wort in der lange
tyt utgeschoven und se krigen geen bescheit. Hyrup
entsloten, nachdem der rector een hoefft der scholen
is, sal ordeninge stellen van der scholen und de süp-
plicatiewyse overgeven, begeert he alsdan emant tot
assistencie ut de consistorio, sal he moegen kesen,
de worden hem de sake helpen utvoeren. — Am
18. September 1581 (Band 5, Bl. 48 r) wurde im Kir-
chenrat beschlossen, daß in der folgenden Woche
jeder darüber nachdenken sollte, wie „die unord-
nunge der scholen“ zu bessern wäre. Inzwischen sollte
der Pastor Johannes Petrejus (vgl. oben S. 512,
Anm. 55) mit Onno Tiabbern (vgl. oben S. 495,
Anm. 75) und Hinrich Geerdes (vgl. oben S. 458,
Anm. 38) verhandeln. Am 25. September (Proto-
kolle Band 5, Bl. 48 v) wurde der Beschluß gefaßt,
die Lehrer der Lateinschule in vierzehn Tagen ins
Konsistorium zu bescheiden, um sie zu vermahnen. -
Das Beischulwesen wurde auch durch unsere Schul-
ordnung noch nicht überwunden. Am 15. April 1587
ließ der Rat ein Mandat (Stadt-A. Emden, 2. Regi-
stratur 1035a, Nr. 23) ausgehen, in dem er u. a. den
„byscholmeistern“ gebot, sich ihres Dienstes zu ent-
halten. Den Beischulen wird vorgeworfen, daß sie
„den lueden mit ungeboehrlich loenn oevernemen,
den kindern nicht to kerken gaen laten, ock to oeren
dienste unduchtich, alles to vorderf der joeget, af-
broke und vorkortinge der gemeinen vorordenten
lantinschen [!] und duetschen schoelen“. Den zuvor
schon zugelassenen deutschen Schulmeistern wird
befohlen, „sich der upgerichtede ordnung nebens den

rector und latinschen meistern aller dingen gemeß
to vorholden“.

2 Gemeint sind wohl Groß- und Klein-Faldern (vgl.
dazu oben S. 414 f., Anm. 6).

3 Gemeint ist das alte Neue Tor. Demnach bezeichnet
„Buten der Nien Pordten“ den in der späteren Wil-
helmstraße gelegenen Stadtteil. Vgl. L. Hahn,
Schulordnung, 63.

4 Zu Schulmeister Bartholomäus vgl. Anm. 1 und
oben S. 491, Anm. 46. Er wird aber auch schon am
15. März 1568 und am 21. März 1569 in den Kirchen-
ratsprotokollen (Band 2, Bl. 215 v. Band 3, Bl. 24v)
erwähnt; auch damals beklagte er sich schon über
die Beischulen. 1589/90 gab es Streitigkeiten wegen
der Schulmeister Bartholomäus und Wolter, da Wol-
ter, der anscheinend jenseits des Delft Schule gehal-
ten, sich auf diese Seite des Delft, und offenbar in
die Altstadt, begeben hatte, um mit bei Bartholo-
mäus zu lehren, wobei er dem älteren Bartholomäus
die Leitung der Schule abdrängen wollte. Die beiden
Schulmeister wurden am 1.Dezember 1589 vor den
Kirchenrat zitiert. Man hielt ihnen die Schulordnung
vor und wies darauf hin, daß am Neuen Markt „ei-
nes mannes person ergent... nödich“. Wolter solle
Bartholomäus verlassen oder als ordentlicher Schul-
meister durch einen anderen ersetzt werden.
Wollte er bei Bartholomäus bleiben, solle dieser die
Leitung der Schule behalten, der Kirchenrat auch
nicht verpflichtet sein, Wolter als Nachfolger anzu-
nehmen. Am 8. Dezember 1589 beschloß der Kir-
chenrat, „dat M.Wolter sick weder setten sall ahn
jenne zydt des Delfts ahn dat Appelmarkt ofte dar
umbtrent und den schoeldenst vlitich bedene, und
willen de broder ehm behulpelick zynn und zyn
schoele promoveren als andere ordentlicke schoe-
len“.Wolter war damit einverstanden. Bartholomäus
wurde aufgefordert, daß er sich wegen seines Alters
zusammen mit dem Kirchenrat nach einem Gehilfen
umsehen möge, „de int schriven wol verfaren, und
den tot sick in der schoelen inneme und [!] helfte der
opkumpsten und profyten ehm overdrage, soewol des
huses oder woninge als schoelgeldes“. Auch Bartho-
lomäus erklärte sich einverstanden. Wolter erschien

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